Poul! POUL!

Wie sich in zwei Wochen eine Stadt verändern kann! Die Trams fahren durch die neue Wendeschleife am Bahnhof, die Gleise sind mehr oder weniger fertig verlegt, und frischer Asphalt ziert den Hirschengraben. Genau darüber fuhr ich heute Morgen mit dem Velo, Richtung Schanzenstutz.

Vor der Signalanlage wurde ich eines alten Ehepaares ansichtig. Die Frau entfernte sich in Richtung City West, während der Mann über den Fussgängerstreifen zum Schanzenstutz wackelte, also in dieselbe Richtung wie ich, bloss, dass ich nicht wackelte, sondern fuhr. Sowie das Fraueli bemerkte, dass ihr Mann nicht mehr da war, ging’s los: «Poul!», rief sie ihrem Gatten hinterher. «Poul, hingerdüre! POUL!» Doch der Päuli liess sich nicht beirren. Man kann es zwar nie wissen, aber ich denke, es war nicht sein sturer Schädel, sondern sein ältliches Gehörorgan, das ihn weiterschlurfen liess, weg von seiner Frau, die munter weiter «Poul, Poul!» schrie, mit einem derart piepsigen Stimmli, dass sich auch meine schlagzeuggeschädigten Ohren gehörig anstrengen mussten, es zu vernehmen.

Ich hatte erbarmen und tippte dem Herrn von hinten leicht auf die Schulter, worauf er sich verwundert umdrehte. Ich machte ihm klar, seine Frau schreie verzweifelt nach ihm. Er schaute mich mit grossen Augen an, hielt dann nach seiner Frau ausschau, erblickte sie und täselte davon.

Wo er wohl nun umherspazieren würde, wenn ich nicht getippt hätte?

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