Tomaten, Kinowerbung und Inserate(un)freuden

Der Vorteil ist eindeutig, dass man sich dann im Haus viel besser zurechtfindet, da es ja hell ist. Der Nachteil ist, dass man den verpassten Schlaf nachholen muss, und so den Tag verpasst. Aber ein weiterer Vorteil davon, erst um viertelnachacht am Morgen nach Hause zu kommen, ist, dass man auf dem Nachhauseweg noch über den Märit gehen kann, und sich für 80 Rappen eine Tomate zum Zmorgen kaufen kann. Die gleicht dann ein wenig den Flüssigkeitsmangel aus, den auch Kaffee und Gipfeli nicht so recht zu beheben vermochten.

Soviel also dazu. Nun habe ich aber noch ganz andere Sachen zu erzählen. Und zwar waren wir gestern im Kino, denn wenn der Oboen-Res sagt, Babel sei aber e ganz e guete Fium, und den müsse man unbedingt go luege, wüu süsch verpasset dr öppis!, dann sagt der Res das nicht einfach so, schliesslich studiert er Germanistik oder Literatur oder Politologie oder etwas in der Art, und nicht nur weiss er, dass Hedonismus orgiastisch ausschweifende Lebensfreude ist, sondern er kennt sich auch mit Filmen aus. Deshalb waren wir gestern im Kino, ohne Res. Der Film war tatsächlich super, aber fast noch superer war die Reklame vorher. Und die geht so:

Herr Bondi gwaggelt durch irgendeinen Konzertsaal und telefoniert wahrscheinlich unglaublich günstig ins gesamte Schweizer Festnetz, als sich der Orchesterdirigent auf der Bühne umdreht und dem Kinopublikum sein Gesicht offenbart.

Marc und mir entfuhr zeitgleich ein Schrei der Überraschung — wir haben sozusagen einen Schneider in den Himmel geschrien — als wir in diesem Werbungsdirigenten den hochwohlgeschätzten Christof Brunner wiedererkannten, der uns im letztjährigen og in Spanien gedirigiert hat. Solch eine Überraschung hatten wir natürlich nicht erwartet, und darob vergassen wir ganz, in der Pause ein Schoggi-Pistache-Cornet zu teilen.

Soviel also dazu. Und nun komme ich noch zu etwas ganz, ganz unerfreulichem. Reufi hat mich darauf aufmerksam gemacht. Schnöder Mammon regiert die Welt! Dass der Mammonismus um sich greift, und zwar nicht bloss in Ulm, um Ulm und um Ulm herum, sondern auch hier in Bern, kann man daran feststellen, dass im heutigen Bund auf Seite 2 kein Interview, keine Berichte, keine Orlando-Karrikatur zu finden ist, sondern ein ganzseitiges Inserat! Skandalös! Da berichtet man auf der Titelseite über den desolaten Zustand unseres Klimas, und gleich auf Seite zwei schiebt man ein Inserat für einen Sportflitzer nach.

Mir ist schlecht. Und das liegt ganz bestimmt nicht am Restalkohol im Blut. Den habe ich mit der Tomate rausgespült.

LDAP verstehen. OpenLDAP einsetzen.

«Du hesch i letschter Zyt sone Scheiss gschribe, i ha ufghört läse!», taten mir beim gestrigen Nach-dem-Zmittag-Kaffeekränzlein – denn Ggaffeechränzli sieht geschrieben merkwürdig aus – drei Leute kund. Dass ich das nicht so auf mir sitzen lassen kann, ist wohl klar. Ich emittiere nun also einen eloquenten Artikel sondergleichen, den zu lesen allergrössten Spass und höchste Erfüllung bereiten wird.

Das sich hierbei stellende Problem, ein geeignetes Thema zu finden, welches sowohl den Leser zu fesseln vermag als auch von genügend grosser wissenschaftlicher Relevanz ist, um im Bildungsniveau dieses Blogs bestehen zu können, manifestiert sich in diesem Augenblick eindrücklich. Wenn ich unter den strengen Augen meiner qualitätsbewussten, hochwohlgelöblichen Leserschaft nicht das Gesicht verlieren will, muss ich mit etwas ganz Besonderem aufwarten können. Und genau hier befindet sich der Knackpunkt: Äusserste Konzentration ist gefragt, wenn ein komplexes Thema aufgegriffen und diskutiert werden soll. Jedoch geht mir genau diese in diesem Moment völlig ab. Auf allen Kanälen prasselt Ablenkung auf mich ein, und ich kann mich kaum erwehren. Ich will’s trotzdem versuchen.

Allerdings schaffe ich das nicht ohne fremde Hilfe, und nehme jene des Dezi in Anspruch. Er diktiert:

LDIF-Dokumente müssen den folgenden Regeln gehorchen:

  1. Eine Zeile muss am Zeilenanfang beginnen. Dä Satz kursiv und Punkt. Dies klingt zwar banal Komma bedeutet aber, dass am Beginn der Zeile kleine formatierte graue bis violett-blaue Elefanten und oder Hamster miteinander kopulieren NEEEI! Kartenspielen hani gseit.
  2. Jeder Datensatz wird durch eine Leerzeile getrennt. Kursiv.

Wir beenden dieses kleine Intermezzo fremdhändischer Hilfe, und ich muss der Ehrerrettung halber richtigstellen, dass die kopulative Interjektion meiner freud’schen Fantasie entsprungen ist und nicht vom reinen Geiste Dezis stammt. Und nun überlasse ich dich der kontemplativen Meditation. Lasse dir den Artikel auf der Zunge zergehen. Bis dann.

Latin Night!

Hui, wie bin ich froh! War ich mir doch nicht sicher, ob ich mich meiner Erkältung wegen schonen und dem heutigen SJO-Konzert fernbleiben sollte. Nun, meine Entscheidung, meine Gesundheit aufs Spiel zu setzen, hat sich rundherum gelohnt. Rundherum.

Zuerst einmal war’s ein absolut geniales Konzert. Eine lateinische Nacht, zu Neudeutsch Latin Night, sollte man sich jedenfalls nicht entgehen lassen. Rhythmen und Melodien grooven endlos. Aber das Beste kommt noch. «Leider trage nid aui Südamerikanische Musiker schwizer Uhre», verkündete ein etwas in Verlegenheit geratener Till Grünewald, als zu Beginn des zweiten Sets die angekündigten Special Guests allem Anschein nach noch nicht aufgetaucht waren. Doch die liessen zum Glück nicht lange auf sich warten, und nur allzubald kam das Publikum in den Genuss virtuoser Trompetentöne von Ray Vega, Jimmy Owens, Claudio Roditi und… ja, wie hiess doch gleich noch der Vierte im Bunde? Ich kann mich beim Besten Willen nicht mehr erinnern. Ich weiss bloss noch, dass er sich ganz schön bitten liess, bis er sich endlich auf die Bühne bequemte. Ob er Angst hatte, bereits zu angetrunken zu sein, um noch einen geraden Ton aushalten zu können? Nun, dazu bestand jedanfalls kein Anlass: er spielte ebenso umwerfend wie die anderen drei Musiker.

Die treten übrigens anscheinend alle am Jazzfestival Bern auf, diese Woche. Was mich daran erinnert, dass Michel Camilo nächste Woche dran ist! Und den wollte ich doch unbedingt hören/schauen/geniessen/erleben gehen! Da muss ich mir wohl noch einen Termin freischaufeln. Wer kommt mit?

Aber zuerst muss ich noch den wirklichen Höhepunkt des Abends verkünden! Bei einem ungezwungenen Bier standen wir selbzweit an der Bar, und da’s schon spät war, und wir bereits gebeten worden waren, unser Bier in der Lounge vorne fertig zu trinken, wollten wir uns vorher noch geschwind von der Isa verabschieden, als dort plötzlich der besagte Till Grünewald stand. Üüh. «Tschou, i bi dr Till», sagte er einfach so. Völlig unkompliziert. Völlig sympathisch. Völlig super. Zwar wird er sich übernächsten Montag kaum daran erinnern können, dass ich der Mänu bin, aber das macht ja nichts. Super ist’s einenweg.

Wieder mal Plattfuss

Ich trat aus dem Bürogebäude und wollte mich aufs Fahrrad schwingen, als mich die bittere Realität erbarmungslos mit sich selbst konfrontierte. Nunja, wer sonst sollte mich mit der Realität konfrontieren, wenn nicht sie selbst? Item, jedenfalls wurde nichts aus der rassigen Heimfahrt, sondern ich trötschgelte gemächlich zu Fuss und fahrradstossend nach Hause. Wenigstens war nicht der Hinter-, sondern bloss der Vorderreifen platt. Da macht die Flickerei weniger Mühe.

Ich habe die Mechanikerarbeit gleich zum Anlass genommen, meine gute Fahrrädin (denn dass es eine Frau ist, darauf haben wir uns geeinigt, hochwohlgelöbliche Leserschaft, oder?) zu putzen und polieren und wienern und abstauben, und ich kann bloss hoffen, dass die unzweifelhaft inkorrekte Form zu abstauben keiner der Deutschen Sprache mächtigen Person allzu stark auffallen wird.

Nun blitzt und blinkt mein Velociped, und wenn’s in den nächsten Tagen gestohlen werden sollte, weiss ich warum: es sieht brandfrisch und ultrateuer aus, wenn’s so vergnügt vor sich hinstrahlt! Gottseidank habe ich ein teures Schloss, das laut dem Velojournal zu den besseren gehört, die’s gibt.

Ein Gegenblog!

Schön! Lefey hat geantwortet! Das stimmt mich froh, denn das hat mich erinnert, dass ich mich für die heutige Variatonprobe beim Tinu per Blogeintrag entschuldigen wollte. Dies ist hiermit geschehen, und wir kehren zurück zum Ausgangspunkt.

Lefey hat also geantwortet. Die gewagte Wortschöpfung des Gegenblog will ich nun mal unkommentiert lassen. Ich könnte nun zurückantworten mit dem Einwand, dass unsereiner nichts von den Kirchenfeldbeizbesucheplänen gewusst hatte, und sich deshalb schon anderweitig verabredet hatte. Mein schnelles Verschwinden beim Erscheinen der gesamten JOK-Blatere kann also gut begründet werden. Oder aber ich könnte einfach schweigen, weil das sonst ja nie ein Ende nehmen wird. Ja, ich denke, ich schweige und erdulde die Lefey’sche Standpauke mit stoischer Ruhe.

Was uns übrigens zur Frage des Tages bringt: Woher kommt die «stoische» Ruhe? Hat sie Herr Stoi erfunden? Entstammt der Ausdruck einer fremden Sprache? Ist er entstanden in Anlehnung an die für den Stoirch (landläufig auch Storch genannt) typische Ruhe? Wikipedia wird’s wissen, und tatsächlich wird man bald einmal fündig, nur mag ich jetzt dieses Ungetüm von einem Artikel nicht lesen. Schliesslich wurde es gestern schon spät. Und morgen kann ich nicht bis um 4 Uhr des Nachmittags im Bett herumlümmeln.