Ich bin Flizzer

«Verzeu mer öppis Nöis!» Werden sich jene denken, die mich besser als bloss flüchtig kennen. Aber genau das tue ich jetzt doch! Dem orthographisch aufmerksamen Leser wird die kleine aber feine Abweichung zur duden’schen Schreibweise des Wortes Flitzer aufgefallen sein.

Und die hat ihre Bewandtnis. Denn Flizzer bezeichnet im Gegensatz zu Flitzer keineswegs einen umherrennenden Füdliblüttler. Flizzer ist schlicht und einfach eine Unterhosenmarke.

Aber nicht irgendeine.

Flizzer werden ökologisch und sozial nachhaltig im Herzen Europas (Schweiz, Deutschland, Rumänien, Türkei) produziert. Die Firma hat ihren Sitz in Bern. Der Firmenname ist cool. Und ein Paar Unterhosen kostet 30 Franken.

Driisg Stutz für nes Paar Unterhose!? Bisch bbisse?

Nein, bin ich nicht. Es ist ja nicht so, dass ich nun gleich dutzendweise Flizzer im Schrank hätte. Nicht einmal ich, mit meinem astronomisch hohen Beamtenlohn, kann mir das leisten. Aber so nadisna, dachte ich mir, kann ich ja solche kaufen, und gestern habe ich mit einem Doppelpack den Anfang gemacht. Und zwar nicht online, sondern in Fleisch und Blut beim STOOR.

Warum auch nicht? Warum sollte ich bloss beim Essen, bei den Schuhen und bei Hosen auf faire Produktionsbedingungen in der Herstellung achten? Warum nicht auch bei Unterhosen? Eben. Jeder Tropfen auf den heissen Stein kühlt diesen auch ein wenig.

Der Aufreger der Woche

Ich werde den Eindruck nicht los, dass ich mich bereits seit geraumer Zeit nicht mehr öffentlich enerviert habe. Diesen Umstand gedenke ich sogleich zu bereinigen.

Zuerst aber noch alles Gute fürs 2017. So.

Jetzt wieder zurück zu blutdruckerhöhenden Themenbereichen, die auch dich nicht kalt lassen sollten.

Da kommt also dieser Chinese nach Bern auf Staatsbesuch, Xi Jinping heisst er und ein Menschenrechtsverächter ist er. Und was tun unsere Behörden? Drei Helikopter lassen sie unablässig über der Stadt lärmen, in unerträglichem Tiefflug, und verbraten so wahrscheinlich mehr Steuergelder, als ich in meinem ganzen Leben je bezahlen kann. Ganz zu schweigen von der damit einhergehenden Luft- und Lärmbelastung.

Derweil schicken sich schwerstgepanzerte Polizeikordons an, den Bundesplatz abzuriegeln, damit das zarte Pflänzchen von Regierungschef nicht zu hören und sehen bekommen muss, dass es auf der Welt durchaus Leute gibt, die nicht mit seiner Politik einverstanden sind – zum Beispiel Tibeter, die gerne in einer freien Heimat leben würden. Stattdessen werden ebenjene Tibeter von der Polizei verhaftet, während pro-chinesische Demonstranten auf dem Bundesplatz munter ihre Fähnchen schwenken dürfen. Sieht so Meinungsfreiheit aus?

Könnte unsere geschätzte Regierung bitte – anstatt dem Despoten mit Freihandelsverträgen in den Allerwertesten zu kriechen – die humanitäre und rechtsstaatliche Tradition der Schweiz hoch halten und sich bei Herrn Xi für die Einhaltung der Menschenrechte in seinem Reich einsetzen?

Und könnte sie es unterlassen, mich mit Hubgeschraube zu belästigen? Ich wäre äusserst dankbar.

Peinlich: Pure Prostitution pekuniär prekärsituierter Personen

Heute im Bahnhof Bern: Ich so am schlendern Richtung Püez, und dann so vor meinen Augen ein Anblick, wie er sich mir noch nie geboten hat: Öpper in roter Jacke mit künstlichem Rentiergeweih auf dem Grind und einer runden roten Clownnase zmitz im Gesicht. Am irgendwelche Werbeflyer verteilen. Hallo?! Muss ja wohl eine Person in pekuniär prekärer Position sein. Eng entlöhnt. Billig bezahlt. Vermindert verdienend. Weshalb sonst würde sie sich derart peinlich prostituieren?

Und was muss das für ein herzloser Arbeitgeber sein, seine Angestellten in derartige Kostüme zu zwingen, dass fremdschämen Programm wird?

Kommt noch dazu: Rentier? Bitte? Hat denn der Samichlous nicht ein Eseli? So eines wie der Aschi oder das Grittli aus dem Streichelzoo im Tierpark sind? Asobitte.

«Führsprecher»? Was bitteschön soll das sein?

Oh-oh! Was muss uns das sagen, wenn zwei der ins Berner Stadtparlament gewählten SVP-Kandidaten  als Berufsbezeichnung «Führsprecher» angeben?

«Führsprecher»? Echt jetzt?

Einer dazu hat gar noch für den Gemeinderat kandidiert (und ich möchte hier ausdrücklich betonen: es verbindet uns weder eine verwandtschaftliche noch sonst eine Bande)!

Lässt sich von falscher Schreibweise auf die Intelligenz des Verfassers schliessen? Wer weiss. Lässt sich von der Intelligenz des Verfassers auf die Intelligenz seiner Wähler schliessen? Natürlich nicht. Trotzdem dürfen wir uns wohl glücklich schätzen, dass es lediglich 2 Führsprecher in den Stadtrat geschafft haben.Hoffen wir, dass die zumindest lesen können, wenn’s beim Schreiben schon hapert. Ansonsten sehe ich düstere Zeiten auf und zukommen, wenn wir für die kommenden vier Jahre mit zwei Analphabeten im Parlament gestraft sind.

Wir werden sehen. Und da man nie so genau weiss, wann ein Dokument aus dem WWW verschwindet, hänge ich die Detailergebnisse Stadtratswahlen Bern 2016 (PDF) gleich an den Beitrag an. Damit sich der geneigte Leser und die geneigte Leserin selber von der mangelhaften Schreibweise überzeugen können. Auf Seite 12.

Undwer mir nicht traut, soll halt auf der Website der Stadt Bern nachschauen.

Gute Nacht.

Tour de Wahnwitz

«Tour de France» nennen sie es. Ein «Velorennen» sei es, sagen sie, ein «Sportanlass» gar. Dabei frage ich mich, was genau daran Velorennen sein soll, wenn 100% der sogenannten «Athleten» bis unter die Haut mit Doping vollgepumpt sind und mehr motorisierte Begleitfahrzeuge als Fahrräder beteiligt sind.

Wie ich aus gut unterrichteter und absolut vertrauenswürdiger Quelle vernommen habe, sind in Bern für diesen Anlass sogar Verkehrsinseln weggespitzt worden. Der Spass hat 1.6 Mio CHF gekostet – die Arbeitskosten nicht eingerechnet.

Ob das wirklich stimmt, sei dahingestellt. Ich jedenfalls freue mich darauf, Antwort zu bekommen auf das Mail, das ich soeben geschickt habe:

An: info@tdf-bern.ch
Betreff: Kosten Tour de France in Bern
Datum: 18.07.2016 19:45

Sehr geehrte Damen und Herren

Wie viel kostet es die Stadt Bern, dass die Tour de France Halt in Bern macht? Können Sie mir den Link zum Protokoll der Sitzung des Stadtrates geben, in welcher die Zustimmung für den Kredit behandelt wurde?

Vielen Dank für Ihre Auskunft.

Mit freundlichen Grüssen,
Manuel Friedli

Ob sie mir wohl überhaupt antworten? Man darf gespannt sein.

Nachtrag: Sie haben geantwortet.