Groove: Die beste Medizin

Kränkelig fühlte ich mich allenthalben, am Montagabend, und wusste nicht so recht, wie es mit mir weitergehen sollte. Ich werweisste: Bleibe ich zu Hause, kuriere mich mit Wadenwickeln und bitterer Medizin, damit ich mich morgen wieder ins Büro schleppen mag und nach einem verpatzten Wochenstart halbherzig in die Tasten greife? Oder fasse ich mir ein Herz, nehme den weiten weg ins Hübeli auf mich, gönne mir heisse Rhythmen, die mir sicherlich mehr einheizen als der heisseste Kamillentee, damit ich morgen voller Elan programmiere, was das Zeug hält, den besten Code meines Lebens® schreibe und also nicht nur glücklich bin, sondern damit auch unsere Kunden glücklich mache?

Zugegeben: Eine rhetorische Frage. Mein Herz fasste ich mir allerdings erst, als das Swiss Jazz Orchestra mutmasslich bereits zu spielen begonnen hatte, und kam darum viel zu spät. Ich sagte mir, wenn’s mich putzt, dann will ich die letzte Ölung wenigstens bei guter Musik erleben! Im ersten Set erwischte ich dann nur noch 2 ½ Stücke, merkte aber schon nach den ersten Takten, dass meine Entscheidung die goldrichtige gewesen war: Mein Herz ging auf und der Schnupfen schwand, so eine Groove Night tötet eben alle Bakterien zuverlässiger als Novartis und Ciba-Geigy zusammen! Das obligate Bärner Müntschi in der obligaten Pause – welche diesmal etwas länger dauerte, da sich der den abwesenden Till Grünewald ansagetechnisch vertretenden Adi Pflugshaupt gemäss eigener Aussage die Ansagen fürs zweite Set noch aus den Fingern zu saugen hatte – das Müntschi, sagte ich, sollte sein übriges dazu tun, was es auch tat.

Nur hatte ich die Rechnung ohne den für den Abend musikalisch verantwortlich zeichnenden Philip Henzi gemacht: Hatte der Schlingel als zweitletztes Stück des Konzerts doch tatsächlich den Oberturbinenklassiker Give It Up von Randy Brecker aus dem Fundus gekramt! Give It Up! Was kann es Besseres geben, um einen Schnupfen loszuwerden!? NICHTS! Es ist das Allheilmittel schlechthin! Ich fühle mich noch immer derart fit, ich glaube, ich geh› nachher schnell einen Baum ausreissen.

Mein innerliches Mitgetanze – äusserlich verhielt ich mich absolut unauffällig – mag wohl seinen Anteil an meinem Entschluss gehabt haben, indem es meine Hirnzellen so richtig durchschüttelte. Der Entschluss, den ich fasste, lässt sich in wenigen Worten zusammenfassen: Für jedes mal, da das SJO Give It Up spielt (und ich am Konzert anwesend bin) unterstütze ich das Wema-Kit-Projekt, pardon: We-Make-It-Projekt mit weiteren 50 Fränkli. Einfach so, weil Give It Up MINDESTENS sövel wärt ist. Ich schlage vor, du, Leser, Leserin, tust es mir nach.

Hossa!

Wie man einen Sonntag beginnen kann

Heute habe ich den Sonntag einmal mit einem prächtigen Frühstück auf dem Balkon begonnen: Gonfischnitteli, Gaggo, ein Glesli Orangensaft, ein Joghurt, wie es sich gehört. Das ganze garniert mit einem schönen Stück Sonnenschein und Reeto von Gunten und DRS 3 in Hintergrund. Den Reeto, den finde ich nämlich noch ganz amüsant.

Und dann, als ich mir Milch in die Tasse nachgoss, fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren!

Nachdem ich die Sauerei von den Schultern abgeklopft und vom Boden aufgewischt hatte, fand ich Zeit, darüber zu sinnieren: Auf dem Milch-Tetrapak der Migros – Vollmilch, bitteschön! – steht es nämlich glasklar geschrieben: «Wiesenmilch» steht da. Schön! Ich freue mich, Milch von einer Wiese zu trinken, das vermittelt mit ein gutes und gesundes Gefühl! Glückliche Kühe fressen sich auf einer saftigen Wiese einen fetten Bauch an und munter plätschert daraufhin ein Bächlein frischer Wiesenmilch aus ihren Eutern! Lecker!

Für die geschätzten Mitbewohner aus der französischen Schweiz wird da aber schon gehörig mehr Aufwand betrieben: «Lait de prairie», also Milch aus der Prärie, bekommen die zu trinken! Wohl werden in der nordamerikanischen Steppe von feinfühligen Sioux-Indianern die Bisons sorgsam in mühseliger Handarbeit gemolken, die Milch mittels Expressdampfer in die Region Bern verfrachtet und in ansehnliche Tetrapaks abgefüllt. Ebenfalls ein schönes Bild. Vielleicht trinke ich morgen zur Abwechslung einmal ein französisches Glas Milch und schaue, ob ich einen Unterschied bemerke.

Der grösste, allergrösste Aufwand aber wird unseren lieben Mitbewohnern aus der italienischen Schweiz zuteil, nämlich gibt es für diese «Latte di pascolo» zum Genuss. Ich konnte es kaum glauben: Da hat nun also die Migros tatsächlich mit Marco Pascolo die Abmachung, dass dieser höchstpersönlich Kühe melkt, um fürs Tessin die Milch zu  gewinnen? Nicht schlecht, finde ich! Ein Kränzchen ist ihm dafür zu winden! Ich weiss ja nicht, wieviele Hektoliter Milch tagtäglich getrunken werden, aber einige werden es sein, und dadurch dürfte Herr Pascolo wohl ganz schön ins Schwitzen kommen. Allerdings wird es sich das als ehemaliger Nationaltorhüter gewohnt sein.

Und damit Du diesen Beitrag nicht ganz umsonst gelesen hast, seien Dir hiermit noch die Konzerte des Projektes DUAL des Variaton Projektorchesters ans Herz gelegt: 1. und 2. Juni 2012, 20:30 Uhr, Dampfzentrale Bern. Vorverkauf bei starticket.ch. Stücke von Pärt, Wagner, Strawinski. Zusammen mit Hans Koch/Bassklarinette, Fredy Studer/Perkussion, DJ Ramax/Turntables. Vorgeschmack: Youtube.

Advent, Advent, ein Lied ertönt!

Adventszeit — Werbungszeit! Ich will nicht aus dem Rahmen fallen, sondern mich nahtlos in meine Umgebung einfügen. Diesenzwecks veranstalte ich hier und jetzt einen kleinen Werbeblock.

Und zwar:

Am
Samstag, 20. Dezember 2008
um
20 Uhr
findet in der
Johanneskirche Bern
das traditionelle
Adventskonzert
der
Regional Brass Band Bern
unter der Leitung von
Daniel Bichsel
statt.

Noch Fragen? Ja, klar! Was spielen wir denn so? Nun, wir spielen

Klassiker der Heilsarmee.

Konkret sieht das Programm so aus:

  • Intrada on «Regent Square»
    Kenneth Downie
  • When I Survey
    trad., arr. Olaf Ritman
  • Resurgam (I shall rise again)
    Eric Ball
  • Lamb of God
    Twila Paris, arr. Terry Camsey
  • Jubilance
    William Himes
    Cornet-Solo: Stephan Weibel
  • Peace
    Kenneth Downie
  • Halleluja Parade
    Kevin Norbury
  • Who is He
    Benjamin Hanby, arr. Richard Phillips
  • The Power of your Love
    Geoff Bullock, arr. Paul Terracini

Soviel dazu. Und, sieht man sich?

Dass ich M. M. aus B. mit Sicherheit nicht sehen werde, ist mir vollkommen klar. Nur allzu deutlich hat er mir auf feigem elektronischem Wege seine Unlust kundgetan, ein Konzert zu besuchen, «von einer band, die in montreux gerade mal ZEHNTE geworden ist», wie er sich ausdrückte. Obzwar M. den 10. Rang korrekt recherchiert hat, wohnt ihm eine eklatante Nachlässigkeit inne, die sich in der fehlenden Gross-/Kleinschreibung manifestiert. Auch das kompensativ in Grossbuchstaben gesetzte ZEHNTE vermag nicht darüber hinwegzutäuschen, dass er achtlos und ohne Rücksicht auf Mitmensch und Umwelt durch das Leben geht. Fürwahr: Wir haben es hier mit einem Paradebeispiel eines schlechten Menschen zu tun.

M., wirst du mir diese Zeilen übelnehmen? Ich hatte dich ja gewarnt … 😉

Patent in Basel

Wenn ich heute versuche, meine Stimmlippen in Schwingung zu versetzen, knarzt es ein wenig. Aber immerhin kommt überhaupt wieder ein Ton raus. Dass meine Stimme ein wenig angeschlagen ist, mag wohl daran liegen, dass sich Patent Ochsner gestern ziemlich haben bitten lassen, bis sie endlich Scharlachrot gespielt haben, und ich dementsprechend oft mit voller Röhre habe Schaaaarlaaaachrooooooooot mööggen müssen, bis es dann endlich, als etwa dritte Zugabe, so weit war. Nun gut, der Effort hat sich gelohnt. Was für ein Konzert!

Büne gab nach dem ersten Stück zu, dass er mit seiner Frisur nicht mehr zufrieden sei: «Wäge mire Frisur mues i mi entschuldige, so cha’s nümme witer ga. Het’s e Coiffeur im Publikum?» Selbstverständlich meldete sich ein solcher, pardon: eine solche, sollte ich sagen, und somit war das Thema erledigt.

Nicht jedoch für mich. Ich wollte ihm nach dem Konzert meinen Coiffeur empfehlen, aber er schien nicht so empfänglich für meinen Tipp. Umringt von weiblichen Fans war er wohl zu sehr mir Anderem beschäftigt, als dass er sich gross für einen wildfremden Fan interessiert hätte, der ihm etwas von Frisuren erzählen will. Wäre mir auch nicht anders gegangen.

Um die Chronologie des Abends etwas aufzubrechen, will ich nun noch von der Anreise berichten. Wir waren bereits in Basel ausgestiegen, ich hatte mir mein erstes Rivella Gelb des Lebens erstanden, eine Glace gekauft, und wir waren bereits auf dem Weg zum Konzert, als mir in den Sinn kam, dass meine Jacke immer noch im Zug lag. Pech. Zurückgerannt, aber der Zug war schon weg. Nun sehe ich einer Odyssee durch sämtliche Fundbüros der Schweizerischen Bundesbahnen entgegen, was mich nicht nur grlücklich stimmt. Henusode, ich werde es überleben. Hoffentlich regnet’s nicht in den nächsten Tagen, sonst werde ich nass.

Zurück zum Konzert. Gustav waren die Vorband, und ich fand das schuderhaft schöne Musik. Nicht nur schön, sondern auch witzig oder was, jedenfalls muss ich mir eine CD erstehen. So gefallen haben mir die.

Und auch Patent haben gehörig abgerockt, glücklicherweise nicht nur neue Lieder, so dass man meistens wirklich mitsingen konnte, denn von den alten Songs kennt man den Text halt schon besser als von den neuen. Ich persönlich habe mich besonders über die W.nuss, das Bälpmoos und das Scharlachrot gefreut, und wenn ich mal noch an einem Konzert den Pfeuti live erleben darf, kann ich dann mit beruhigtem Gewissen sterben, denn dann habe ich alles erlebt, was es zu erleben gibt.

Und nun auf ins Fundbüro!

Die SJO…sterpause ist vorbei!

Heute hat es sich wieder mal gelohnt!

Nicht nur, dass wieder einmal fast die Standardbesetzung des SJO spielte, nein, es war auch ein Special-Guest zugegen. «Dr eigentlech Specialguest vom hüttige Abe, dr Alex Hendriksen, cha leider nid da sy», kündete der Till an, der löblicherweise die Ansagen mit gewohntem Witz übernahm. Der Alex bekomme nämlich heute Abend sein zweites Kind und sei deshalb verständlicherweise lieber in Basel geblieben. Aber keine Angst, man habe weder Kosten noch Mühen gescheut, fürs zweite Set einen ebenbürtigen Musiker einzuladen, den man heute Nachmittag um fünf organisiert habe, vorerst aber müssten wir noch mit «Klaus Widmersen» vorlieb nehmen, der im nächsten Stück ein Solo habe. Etwa so ging das von statten, der Klaus Widmer(sen) solierte, die obligate Pause kam und ging, und tatsächlich tauchte zu Beginn des zweiten Sets ein wohlbekannter Gast auf: Kein Saxophonist, sondern der belgische Zäpfentrompeter Bert Joris betrat die Bühne.

Dass er erst zwei Stunden vor Konzertbeginn angefragt worden sei, wie er versicherte, glaubte man ihm sofort: Offenbar hatte er sein Haus derart überstürzt verlassen müssen, dass es ihm bloss gereicht hatte, seine Trompete einzupacken – nicht aber Dämpfer oder Noten. Der Siebensiech spielte tatsächlich alles auswendig, und nicht ein falsches Tönlein entsprang seinem Horn. Sogar die schwarze Chutte hatte er sich bei irgendjemandem borgen müssen. Und dass Orchester und Solist das Programm wohl nicht allzu ausgiebig zusammen geprobt hatten, merkte man an der einigermassen improvisierten Choreografie: Da vergingen schon mal gut und gerne acht Takte, bis man sich endlich darauf geeinigt hatte, dass ja sowieso wieder Bert das Solo spielen würde. Und im letzten offiziellen Stück, da wurde während dem Solo von Adrian Pflugshaupt in der Band munter diskutiert und gestikuliert, wer nun als nächtes solieren solle, und die Trompeter hinten wedelten mit ihren Armen, was ein Schlagzeugsolo andeuten sollte, und so kam ich denn gegen Ende des Stückes noch so richtig auf meine Kosten. Jedenfalls kam nicht nur auf der Bühne, sondern auch bei mir wieder mal so richtig Freude auf.

Ja, es hat sich wieder mal gelohnt! Gute Nacht!