SJO zum Elften!

Die Saison ist eröffnet! Die sage und schreibe Elfte (für mich leider erst die siebente, wie ich meinem ersten Beitrag zum Thema entnehme)! Das Swiss Jazz Orchestra rettet uns wieder durch die dunkle Jahreszeit und konzertiert fortan bis im Mai jeden Montagabend im Huerebibeli, um allen Jazzliebhabern den Start in die Woche zu erleichtern!

Zu recht. Es sollte das ganze Jahr über Saison sein, denn es erleichtert den Wochenstart ungemein, und nicht nur das: Ein Montagabend im Hübeli darf durchaus als lehrreiche Veranstaltung bezeichnet werden. Ich zum Beispiel habe gestern folgendes gelernt:

  • Tobias Friedli macht an seinen Trommeln und Becken wirklich Musik, das ist kein sinnloses Draufgehaue! Ganz grosses Kino!
  • Der Bruder von Thad Jones hiess Elvis Jones. Meine Schlagzeugunterrichtshefte enthalten also allesamt Druckfehler.
  • Tobias Friedli ist fantastisch!
  • Sopransax ist wunderschön, und immer melancholisch. Ganz der Ludmilla entsprechend.
  • Hab ich schon erwähnt, dass ich ein grosser Fan von Tobias Friedli bin?
  • Ein Bärner Müntschi kostet im Bierhübeli nach wie vor CHF 6.50, was angesichts der Flaschengrösse von 33 cl als viel erscheinen mag (und gerne erinnern wir uns an einen Beitrag auf diesem Blog vom 17. Dezember 2007), sich vor dem Hintergrund der exzellenten Bierqualität jedoch relativiert, wobei hier nicht weiter vertieft werden soll, ob es korrekt ist, eine Volumenangabe als «Grösse» zu bezeichnen.
  • Ach ja: Tobias Friedli ist echt einfach eine Kanone am Schlagzeug!

Und zum Schluss noch dies: Wer das SJO, diese sensationelle Big Band, unterstützen will, der und/oder die geht erstens jeden Montag Abend brav ins Bierhübeli und Applaudiert artig, und zweitens hilft er und/oder sie mit, den zehnten Geburtstag zu sponsorn! «Crowdfunding» (in etwa: HaufenFundierung) nennt sich dieses neudeutsche Zeug, bei dem idealistische Spender ihr sauer verdientes Geld einem Projekt spenden, das sie für würdig erachten, ihr sauer verdientes Geld gespendet zu bekommen. Ich bin so ein Idealist, habe mein bescheidenes Scherflein bereits beigetragen und hoffe nun, eine signierte Geburtstags-Doppel-CD dafür zu erhalten. Die erhalte ich aber nur, wenn auch die restlichen CHF 4’725.- noch zusammenkommen, also los, hopp! Spenden! Unter https://wemakeit.ch/projects/10-jahre-swiss-jazz-orchestra geht’s los!

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Ein Hoch auf die Kulanz!

Am Freitagabend war der zweite November, und der kommt ganz knapp nach dem 31. Oktober. Und obwohl ich nicht unbedingt ein Fan von Halloween bin, kochten wir uns in der WG ein Kürbissüppchen, schliesslich ist das nicht nur lecker, sondern auch gesund, und gemeinsames Kochen fördert Sozialkompetenz und Bauchumfang, und das ist doch auch etwas Schönes.

Wir hackten also Kürbis, zerkleinerten Kartoffeln und ein Rüebli, hackten eine Zwiebel, brieten an, löschten ab, dämpften und liessen köcheln. Gefühlte Stunden verbrachten wir in den Schweissen unserer Angesichter in der dampfenden Küche und drohten vor Hunger bereits zu kollabieren, als wir endlich unseren treuen Mixer hervorkramten und die Chose zu pürieren gedachten.

Mir ward die Ehre zuteil, den Mixstab zu führen, mit ihm zu rühren. Und so schaltete ich das Gerät ein und begann mein Werk.

Nach circa 4 Sekunden unterbrach ich mein Tun. Nicht etwa freiwillig, sondern gezwungenermassen: Der Mixer versagte seinen Dienst. Kein Knall, kein Rauch, kein Knistern und auch kein Gestank kündeten sein Ableben an, sondern höchst unspektakulär gab er den Geist auf und verweigerte weiteres Mixen.

E sehr guete Momänt!

Wir alle hungernd um die Pfanne stehend, fassungslos. Auch an einer anderen Steckdose liess sich das Rührwerk nicht zu neuer Leistung anspornen, auch nicht mit Schwingern anstelle von Pürierstab, auch nicht ganz ohne Aufsatz. Einfach gar nicht, keinen Wank tat das dumme Ding.

Derweil sich ein Sondereinsatzdétachement bei Nachbarn um Ersatz kümmerte, kramte ich den Garantieschein ans Tageslicht, denn ich bin unglaublich gut organisiert und halte eine Ordnung, dass man darob nur anerkennend nicken kann. Wer mich nicht kennt, weiss das.

Den Garantieschein fand ich zu unser aller Überraschung erstaunlich schnell, und so wollte ich nachschauen, ob die Garantie denn noch gelte. Ich las:

Kaufdatum: 26.10.2010. Garantie: 24 Monate.

Adam Ries rechnet und stellt fest: Die Garantie ist vor exakt einer Woche abgelaufen. Dass ich aber in die Migros gehen und notfalls stürmen würde, bis ich Ersatz bekäme, war mir sofort klar, und sei es nur, um ein Thema zu haben, über das ich schreiben könnte.

Das Sondereinsatzdétachement hatte inzwischen Ersatz besorgen können, nur leider ohne Pürierstab, sondern lediglich mit normalen Schwingern. Wie wir damit unsere Suppe einigermassen klein kriegten, ist eine andere Geschichte, die alleine Bände füllen würde, und so begnüge ich mich mit der Aussage, dass wir uns schliesslich an einer herrlichen Kürbissuppe labten und das Putzen der Küche auf den nächsten Tag verschoben. Ja, kochen können wir!

Samstags machte ich mich dann auf, meine Mission zu erfüllen und begab mich hierzu zum Kundendienst in der Marktgassmigroselektronikabteilung. «Grüessech, es geit um mi Mixer. Dä het geschter dr Geischt ufgä, aber d Garantie isch sit ere Wuche abgloffe, u i ha itz wöue frage, wie kulant Dir da chöit sy», begrüsste ich die freundliche Mitarbeiterin hinter dem Tresen und zeigte ihr das Corpus delicti. Sie zeigte Verständnis, meinte, sie persönlich wäre natürlich schon kulant, aber eben, der Chef und die Migros und so, und sie müsse zuerst nachfragen. Mit gönnerhaftem Nicken ermunterte ich sie, genau dies zu tun und wartete ab, derweil sie in den verworrenen Gängen des Migros-Untergeschosses ihren Chef suchte.

Zu dritt kehrten sie wieder und machten sich am Computer zu schaffen: Artikelnummer eingeben, Katalog durchstöbern, fachsimpeln, diskutieren. Das Ergebnis war ein «Bagatellfall», bei dem es keinen Sinn hatte, das defekte Gerät einzuschicken. Und natürlich zeigte man sich kulant, stellte mir einen altertümlich anmutenden Rückerstattungsschein aus, mittels dessen ich am oberen Kundendienst meine CHF 49.90 zurückerhalten sollte und so erfolgreich nach Hause zurückkehren konnte.

Nun befinden wir uns im Besitz eines neuen Mixers (leider keiner von Moulinex, aber wir haben ihn ja auch nicht samstagabends in einer Quizshow zusammen mit einer Frau, einer Insel, einer Jacht, einem Stück Meer, einem Auto, einem Schloss und einem Rennross gewonnen). Der kostet zwar knapp das doppelte des alten, dafür verspreche ich mir davon eine ungleich längere Lebensdauer. Man wird sehen.

Johnny, cheeeese!

Es sei ein Weltklasseangebot, da müsse man zugreifen, es gebe keinen Zweifel. Und wenn ein kompetenter Walliser, noch dazu einer aus dem schönen Naters, derartiges sagt, widerspreche ich selbstverständlich nicht, sondern tue, wie mir geheissen.

Oder versuche es zumindest.

Und so stand ich am Montag um 8 Uhr 55 vor der Marktgassmigroselektronik und wartete ungeduldig auf Einlass. Als die Türe um Punkt 9 Uhr schlüsselhaft geöffnet wurde, wuselte ich in den Laden und packte mir den ersten verfügbaren Verkäufer: «Grüessech, heit dir no da die Superaktion mit dere Nikon D90 und em Objektiv für ungloublechi vierhundertnünenünzg Franke???« wollte ich wissen. Ich ward enttäuscht: «Ääh, sorry, nei, aber i gloube, di si aui usverchouft. Si wägg wi warmi Weggli, hundertdriissg Stück hei mr dervo verchouft.» Aber darauf war ich vorbereitet: «Ja, u de im Wankdorf, oder im Westside?» wollte ich wissen. «Ja nei, dert hei si äuä o nümme», lautete der vernichtende Bescheid. Darauf zu insistieren, er solle sich doch bitte telefonisch absichern, getraute ich mich nicht und gab mich demzufolge mit einem «Ah ja, de, schad u Scheisse» geschlagen.

Projekt «Gehorche-dem-Walliser» gescheitert. Mist.

Aber ich hatte ja noch ein zweites Projekt, und das nannte sich Johnny. Also begab ich mich zum CD-Regal und suchte diese neueste Scheibe von Patent Ochsner.
Und suchte und suchte. Und suchte.

In den Charts schien die Platte nicht zu sein, da fand sich nur Balla-Balla-Bumbum-Mist. Unter Schweizer Musik konkurrenzierten sich die dritten Öschs mit Francine Jordi, und auch Rock&Pop bot nicht das Gesuchte. War Patents Plattes Präsenz partout prekär? Ich konnte das nicht glauben und startete einen neuerlichen, diesmal strukturierten Suchangriff.

Und – Hossa! – da fand ich sie: Im wundervoll gestalteten Büne-Huber-Cover prangte sie mehr oder weniger direkt vor meiner imposanten Nase und wartete nur darauf, vom mir um- und erworben zu werden. Also warb ich und griff glücklich zu und dirigierte dann meine Schritte in Richtung Kasse.

Etwa zwei Meter vor Erreichen derselben gewahrte ich einen springenden Farbfleck auf meiner Netzhaut, der sich bei näherem Hinschauen als «mein» Verkäufer entpuppte, mir in einem Höllentempo entgegeneilend. «Hey, wart schnäu! Im Fau, i ha grad vernoh, mir hei no eini! Momänt, i hole dr se!»

Und wie ich darauf wartete! Wie angewurzelt wartete ich, rührte mich nicht vom Fleck und traute mich kaum, zu atmen.

Und meine Angewurzeltheit sollte sich lohnen: Mit einem uhueren Pack kam er daher, welches ich nie und nimmer in meinem Velosaccoche zu verstauen im Stande sein würde, aber das hielt mich nicht davon ab, das dicke Portemonnaie zu zücken und einen Batzen Geld gegen eine unglaublich unglaubliche Kamera einzutauschen.

Was schliesslich und endlich dazu geführt hat, dass ich nun zwar arm wie eine Kirchenmaus, dafür aber ausgerüstet wie ein Profifotograf bin. Dies zeigt sich zum Beispiel eindrücklich am neuen Bild, das auf der Kontaktseite zu sehen ist.

Nicht unterlassen möchte ich es auch, Patent Ochsner meinen allerallerherzlichsten und tiefempfundenen Dank dafür auszusprechen, dass ihr neuestes Album zeitgleich mit einer bongforzinösen Migros-Aktion erhältlich ist.

Hierzu gibt es anzufügen, dass diese Scheibe – gelinde gesagt – der Hammer ist. Gummiboum, Nachtgänger, Kreissaal, um nur ganz wenige der Stücke aufzuzählen, die mir durch Mark und ins Gebein fahren … Super! Danke, Patent Ochsner! Danke! Wir sehen uns auf dem Gurten!

Züri West übrigens auch. Das wird super.

Patent in Basel

Wenn ich heute versuche, meine Stimmlippen in Schwingung zu versetzen, knarzt es ein wenig. Aber immerhin kommt überhaupt wieder ein Ton raus. Dass meine Stimme ein wenig angeschlagen ist, mag wohl daran liegen, dass sich Patent Ochsner gestern ziemlich haben bitten lassen, bis sie endlich Scharlachrot gespielt haben, und ich dementsprechend oft mit voller Röhre habe Schaaaarlaaaachrooooooooot mööggen müssen, bis es dann endlich, als etwa dritte Zugabe, so weit war. Nun gut, der Effort hat sich gelohnt. Was für ein Konzert!

Büne gab nach dem ersten Stück zu, dass er mit seiner Frisur nicht mehr zufrieden sei: «Wäge mire Frisur mues i mi entschuldige, so cha’s nümme witer ga. Het’s e Coiffeur im Publikum?» Selbstverständlich meldete sich ein solcher, pardon: eine solche, sollte ich sagen, und somit war das Thema erledigt.

Nicht jedoch für mich. Ich wollte ihm nach dem Konzert meinen Coiffeur empfehlen, aber er schien nicht so empfänglich für meinen Tipp. Umringt von weiblichen Fans war er wohl zu sehr mir Anderem beschäftigt, als dass er sich gross für einen wildfremden Fan interessiert hätte, der ihm etwas von Frisuren erzählen will. Wäre mir auch nicht anders gegangen.

Um die Chronologie des Abends etwas aufzubrechen, will ich nun noch von der Anreise berichten. Wir waren bereits in Basel ausgestiegen, ich hatte mir mein erstes Rivella Gelb des Lebens erstanden, eine Glace gekauft, und wir waren bereits auf dem Weg zum Konzert, als mir in den Sinn kam, dass meine Jacke immer noch im Zug lag. Pech. Zurückgerannt, aber der Zug war schon weg. Nun sehe ich einer Odyssee durch sämtliche Fundbüros der Schweizerischen Bundesbahnen entgegen, was mich nicht nur grlücklich stimmt. Henusode, ich werde es überleben. Hoffentlich regnet’s nicht in den nächsten Tagen, sonst werde ich nass.

Zurück zum Konzert. Gustav waren die Vorband, und ich fand das schuderhaft schöne Musik. Nicht nur schön, sondern auch witzig oder was, jedenfalls muss ich mir eine CD erstehen. So gefallen haben mir die.

Und auch Patent haben gehörig abgerockt, glücklicherweise nicht nur neue Lieder, so dass man meistens wirklich mitsingen konnte, denn von den alten Songs kennt man den Text halt schon besser als von den neuen. Ich persönlich habe mich besonders über die W.nuss, das Bälpmoos und das Scharlachrot gefreut, und wenn ich mal noch an einem Konzert den Pfeuti live erleben darf, kann ich dann mit beruhigtem Gewissen sterben, denn dann habe ich alles erlebt, was es zu erleben gibt.

Und nun auf ins Fundbüro!

The Rimini Flashdown!

Heute Morgen, 6:30: Der Wecker piepst, denn einen schönen, althergebrachten Glockenwecker besitze ich nicht und muss demzufolge mit einer elektronischen Weckmaschine vorlieb nehmen. Noch während ich auf den Gönne-mir-noch-weitere-acht-Minuten-Schlaf-Knopf haue, beginnt es, in meinem Kopf zu arbeiten. Heute ist doch Freitag … da war doch was … irgend etwas mit Musik … genau! Die neue Patent-Ochsner-CD kommt heute in die Geschäfte! Wie einen Geistesblitz durchzuckt es mich, und ich drehe mich zur Seite und döse weiter.

Acht Minuten später. Der Wecker piepst. Noch während ich auf besagten Knopf schlage, durchzuckt mich zum zweiten Mal besagter Gedanke, und diesmal drehe ich mich nicht mehr um die eigene Achse, sondern ich wälze mich mühsam aus dem Bett, denn frühaufstehen war noch nie meine Stärke, und unter die Dusche. Derweil meine Lebensgeister allmählich erwachen, beginnt der Plan in mir zu reifen: Jetzt erst mal zmörgelen, dann auf zum Bahnhof und im City Disc die Scheibe kaufen. Gesagt – getan: Um punkt 8:00 stehe ich vor dem Geschäft und finde mich — vor verschlossenen Türen! Ich bin aber nicht der einzige, der erwartungsvoll warten muss, und um einabachtuhr öffnet sich die Türe, und ich stürme, zusammen mit 3 schnatternden Mädchen, das Geschäft. «The Rimini Flashdown» liegt gleich in Griffweite, und keine Minute später bin ich um Fr. 22.90 ärmer und um eine CD reicher.

Genau diese CD dreht sich nun bis morgen, 17:00, wenn ich mich aufmache, den Zug gen St. Margarethen zu erwischen, ohn› Unterlass in meinem CD-Spieler. In St. Margarethen nämlich spielen bekanntlich um 19 Uhr Gustav, und anschliessend die Ghüdermänner, alias Patent Ochsner. Üüh, das wird ein Samstag!!!