SJO minus Rico – geht das?

Es war ein wunderbarer Abend, zweifelsohne! Gut, was könnte ich auch anderes schreiben über eine Monday Big Band Jazz Night im Hübeli. Das ist inmer wunderbar. Heute war eine Tribute-Night to Pat Metheny angesagt, und es hat von vorne bis hinten gerockt!

Bis zum Zeitpunkt, an dem Till Grünewald die Band ansagte.

«Itz chömemer zum letschte Stück, u i möcht wi immer zu däm Zytpunkt d Band asäge. Eine vo üs het hüt si letscht Uftrit gha mit üs, är geit uf New York u mir wärdene vermisse. Es isch niemer anders aus dr Noisy Bastard in the Back, dr Rico Baumann!» tat er dem Publikum, in dem auch ein sprachloser und zutiefst schockierter fritteli sass, kund. Was, wiebitte? Rico Baumann verlässt das SJO!? Das geht doch nicht!

Im Sommer komme er dann wieder, fuhr Till fort, und sie überreichten ihm nur deshalb jetzt kein Geschenk, weil man bis dahin ja auch gute Aushilfen finden werde.

Ich gebe zu: Wenn die Aushilfe Pius Baschnagel heisst, kann man den vorübergehenden Verlust tatsächlich einigermassen verkraften.

Aber was wird dann zum Beispiel aus Le Rex? Wer trommelt dann da für unseren Pfefferkönig, den King Pepe? Wenn die am 13. Februar in Spiez spielen, sind sie dann rhythmuslos? Ich wage gar nicht dran zu denken. Ich will es mir auch gar nicht vorstellen. Lieber überzeuge ich mich selber davon, dass sie auch ohne Rico eine gute Musik machen. Es bleibt ihnen ja zum Beispiel noch der Andreas Tschopp, und der rhythmisiert ja auch ganz schön gewaltig auf seiner Trombone.

Man wird sehen.

Mir bleibt nun nicht viel anderes, als dir etwas zu wünschen. Und zwar eine

Gute Nacht!

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Geschorener Posaunist und verhinderter Steeldrummer

Aah – endlich war heute wieder mal Schweizer-Synkopenmusik-Orchester-Zeit, sprich: Zeit fürs Swiss Jazz Orchestra im Huerebibeli, wie es sich für einen richtigen Montagabend gehört. Groove Night war angesagt, und ich setzte mich erwartungs- und auch ansonsten einfach froh in den Saal.

Als die Band zu spielen begonnen hatte, ging ich, wie ich es immer zu tun pflege, im Geiste die Bandmitglieder mit Namen durch. Klar, dass ich mir nicht alle Namen ins Gedächtnis rufen konnte, aber zumindest die Gesichter kamen mir allesamt bekannt vor. Doch halt – bei den Posaunen geriet ich ins geistige Stolpern! Da sass, hübsch eingebettet zwischen Monsieur Lachat und Herrn Zumstein, ein mir gänzlich unbekannter Kopf (mit Mann und Posaune dran)! Wo normalerweise Andreas Tschopp und vorletzte Woche Nina Thöni sitzen sollte, spielte hier ein bebrillter Chruselchopf auf einer schon älter wirkenden Posaune, den ich migottstüüri noch nie in diesem Ensemble gesehen hatte.

Aha, nun hatte dieser junge Mann allem Anschein nach ein Solo, denn er begab sich zum Mikrophon vorne am Bühnenrand. Und schon begann er zu spielen. Und wie der spielte! Als ob der Leibhaftige hinter ihm her wäre! Er zog und stiess am Posaunenzug, dass es keine Gredi mehr hatte, er pustete sich die Lunge wund und errötete im Gesicht, dass ich schon meinte, ein Totemügerli habe ihm mit dem Flarzyse den Stirz vermöcklet! So konnte eigentlich nur einer auf dieser Welt spielen, derart tschoppte es! Aber das konnte ja nicht sein, denn dieser eine hat ja, wie ich natürlich wusste, langes, zu einem Rossschwanz gebundenes Haar. Es musste sich hierbei also zweifelsfrei um eine Verwechslung handeln.

Jedoch – mitnichten, wie sich herausstellen sollte! Wie es sich nämlich gehört, wurde der Solist nach dem Stück vom obligaten Ansager des Abends, Till Grünewald, namentlich erwähnt, und siehe da: «Andreas Tschopp» lautete der Name desselbigen. Fürwahr ein Zeichen dafür, dass ich letzte Saison entschieden zuviele Absenzen zu verzeichnen hatte.

Und zum Schluss noch dies: Philip Henzi, begnadeter Pianist, Kompositeur und Arrangeur des Swiss Jazz Orchestras, wäre heute Abend fast zu einem Steel-Drum-Solo gekommen – wenn sich das SJO doch nur eine Steel Drum leisten könnte! Damit an künftigen Konzerten ein Steel-Drum-Solo nicht mehr an der Absenz des Instrumentes zu scheitern braucht, existiert ein Konto, auf welches mit dem Vermerk «Steeldrum Henzi» ein jeglicher Geldbetrag herzlich willkommen ist. Ich selber habe trotz herrschender Finanzkrise mein Scherflein in Form von 10 Franken beigetragen. Und zwar auf das Postkonto 30-677787-8. Kein Witz. Echt wahr. Tu’s auch. Dann kann ich vielleicht in Bälde schreiben, wie virtuos Herr Henzi mit Stahltrommeln umzugehen weiss. Es würde sich bestimmt lohnen.