Der Sohn vom Samichlaus!

Die landläufige Meinung erzählt uns, der Samichlaus wohne am Nordpol oder im tiefen Wald oder hinter den hohen Bergen, aber das ist alles Habakuck. Der Samichlaus wohnt nämlich irgendwo hier in Bern, schliesslich kam er früher immer im Dezember mit seinem Schmutzli, seinem Esel und seinem dicken Buch voller Weisheiten an die Steinerstrasse zu Nachbars Haus, wo sich beinahe die gesamte Steinerstrassenbevölkerung eingefunden hatte, um der Jungmannschaft die Leviten zu lesen, und man kommt nicht einfach so mir-nichts-dir-nichts nach Bern, nein, man muss schon hier wohnen, um hier Samichlaus zu sein. Und gestern nun, da ist etwas Ungeheuerliches passiert. Aber lies selber!

Begonnen hat der Abend in der Seemannsbar. Wir tranken ein, zwei Bier und ein, zwei Carajillos (schreibt man das so?), assen dazu eine gute, harte Räucherwurst, und dann ging’s los: Zwei musikinstrumentenbewehrte Gesellen, der eine mit Tuba, der andere mit Trompete, stürmten das Lokal und begannen sogleich zu spielen, was sich für meinen rechten Mittelfinger als fatal erwies. Vom ständigen Mitschnippen — und mitschnippen musste ich einfach, denn die haben höllengut gespielt, die zwei — vom Mitschnippen also bildete sich innert kürzester Zeit sooooooo eine Platere, die mich jetzt noch daran hindert, die Hand einigermassen artgerecht zu benutzen.
Kurzum: Wir waren begeistert. Aus dieser Begeisterung heraus ergab sich ein Gespräch mit den beiden Musikanten, im Verlaufe desselbigen sich Ben, der Trompeter, erkundigte, ob ich denn Peter und Thomas kenne, und ich antwortete aber natürlech, bi dene hei mr ja geng dr Samichlous gfiiret, u mit em Peter bini i d Schueu, und als mir Ben noch einmal seinen Nachnamen nannte, fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren: Der Samichlausenschauspieler (denn dass der Samichlaus nicht echt war, sondern bloss hervorragend gespielt, hatte ich mit fortschreitendem Alter auch ausbaldowert) heisst genau so, und tatsächlich ist der Ben sein Sohn, und also habe ich demzufolge gestern Abend des Samichlausen Sohn in leibhaftigem Ausmass getroffen! Wenn das mal keine Erkenntnis ist, die selbst den Stärksten aus den Socken haut! Mich hat’s das jedenfalls. Die Welt ist klein!