Der Fotoroman

Ein Fotoroman stellt das Ende einer mehr als zweiwöchigen Schreibpause dar. Es handelt sich hierbei um einen originalen Fotoroman aus dem Girl!, jenem Heftchen für 11- bis 99-jährige Mädchen, das mit seinem berühmten – eben – Fotoroman durchaus auch mal einen gerade eben 26-jährig gewordenen Jüngling zu amüsieren vermag. So einen Fotoroman habe ich im Musiklager zu Augen bekommen, und ich war, obwohl’s nicht das erste Mal war in meinem Leben, da ich einen solchen las (wobei ich hier sagen muss, dass man mit zwei älteren Schwestern einfach kaum drum herum kommt, früher oder später sich so einen zu Gemüte zu führen), zutiefst ergriffen von der allegorischen Symbolik und der unterschwelligen Tragik, die sich zum Schluss hin in überschäumende Freude umwandelt.

Da ist zuerst einmal die Martina, 15. Warum bloss muss sie immer so schüchtern sein, wenn sie mit einem Jungen spricht? Dann ist da der Marco, 16. Ist er wohl Martinas Traumprinz? Und dann gibt es den Julian, 15. Ist Martinas Begegnung mit ihm bloss Zufall, oder steckt gar mehr dahinter? Zu guter Letzt haben wir auch noch den Felix, 17. Was haben Martinas Träume von ihm zu bedeuten?

Du siehst: bereits in der Einleitung steckt Spannung zum Zerreissen. Die detaillierte Charakterisierung der Protagonisten erlaubt dem Leser, sich voll und ganz mit der Storyline zu identifizieren, und dennoch wird für eigene Phantasien genügend Raum offen gelassen, um auch den mit viel Kreativität Gesegneten nicht die Lust am Lesen zu nehmen. Kommen wir nun aber zur Geschichte, der herzzerreissenden!

Martina befindet sich auf dem Heimweg von der Schule. Ganz in ihren Tagträumen vom Traumjungen versunken rempelt sie den 16-jährigen Marco an. Vor lauter Aufregung kann sie sich aber gar nicht entschuldigen, sondern bloss noch stottern! Und hier entfaltet sich die ganze Tragik, der Leser ist geneigt, ein, zwei Tränen zu zerdrücken, so sehr leidet er mit der armen Martina mit, die doch für sich denkt: «Ist das aber ein sympathischer Junge!» Der Junge aber lässt sie eiskalt stehen.

Am nächsten Tag wartet Martina auf den Bus, als Julian an der Bushaltestelle vorbeikommt, und dabei sein Portemonnaie verliert. Martina merkt es, und ruft ihm hinterher. Sie nimmt auch all ihren Mut zusammen, und fragt (stotternd), wie er heisse. Und Marco, der Freche, sagt: «Ich bin Marco. Danke für meine Brieftasche, aber meine Freundin erwartet mich, ich muss jetzt gehen. Ciao!» Und dabei hatte sich doch Martina gedacht: «Ist das aber ein sympathischer Junge!»

Zu Tode betrübt begibt sie sich hierauf auf einen Spielplatz und bläst auf der Rutschbahn Trübsal (in moll, der Stimmung wegen). Womit wir wieder ein wunderschön arrangiertes Oxymoron antreffen: Ausgerechnet ein Spielplatz, das Paradebeispiel für ausgelassene Lebensfreude und gute Laune, muss für Martinas Niedergeschlagenheit die Kulisse bilden. In dieses widersprüchliche Szenario, das mir von Dr. M. von und zu Hofer-Inexcelsisdeo in ausgeprägt ausführlicher und interessanter Manier dargelegt worden ist, platzt plötzlich – der Felix (17)! «Hey, alles in Ordnung mit dir?» fragt er sie mit sanfter, beruhigender Stimme. Sie blickt sich um, und erkennt sofort: Das ist der Junge ihrer Träume! Plötzlich ist alle Scheu wie vom Winde verblasen, und stotterfrei kann sie sagen: «Ja, jetzt geht’s mir gut!», worauf er: «Ich mag dich!», und dann wieder sie: «Ich liebe dich!», und wenn’s ein Erwachsenenmagazin gewesen wäre, seine Replik: «Ich will ein Kind von dir!», aber da’s ja keins ist, stand halt bereits vor diesem letzten Satz ein ENDE, und das Föteli von den beiden, wie sie sich anstrahlten, das war wirklich herzallerliebst.

So ein Fotoroman birgt enormes Amüsement-Potenzial. Also: Kauf das Girl!

PS: Liebe Girl!-Redaktion: Wenn ihr mich für diese unverschämte Werbung entlöhnen wollt, bitte sehr! Ich kann jeden Batzen gut gebrauchen!

PPS: Liebe Leserschaft: Willkommen zurück!