Kreative Preisgestaltung

Ich war kömerlen, und das in der Migros. In der Nähe der Kassen befindet sich der Grabbeltisch, wo die Aktionsartikel prominent feilgeboten werden. Da ich wusste, dass im Hause Friedli die Bouillon zur Neige zu gehen drohte, interessierte ich mich ausgesprochen für ein preislich herabgesetztes Bouillon-Markenprodukt, dessen Fotolichtbild ich hier veröffentlichen möchte:

Preisschild auf einer Packung Bouillonwürfel
Action! Nur Fr. 9.90 für 3×109g!

Als Liebhaber sämtlicher Zahlen und grosser Bewunderer mathematischer Operatoren versuchte ich, im Kopf herauszuknobeln, wieviele Franken und Rappen ich denn nun mit diesem unglaublichen Schnäppchen einzusparen in der Lage wäre. Aber ich blieb erfolglos und zückte deswegen mein Mobiltelefon, um mich dessen Taschenrechners zu bedienen.

Die Zahlen liegen ja alle da:

  • Originalpreis: CHF 12.00
  • Aktionspreis: CHF 9.90
  • Inhalt: 3 × 109 Gramm
  • Preis pro Gewicht: CHF 2.75 / 100 Gramm

Beim letzten Punkt muss ich den Verfasser des Preisetiketts rügen, denn wir sind uns ja hoffentlich alle einig, dass 100 Gramm nicht gleich Zweifrankenfünfundsiebzig sind. Genau dies möchte uns aber das dazwischengestellte Gleichheitszeichen glauben machen. Aber wir wollen für einmal nicht päpstlicher sein als der Papst, zumal der ja gerade gestorben ist. Doch es gibt ja bereits wieder einen neuen! Das soll uns nun aber nicht weiter ablenken, wenden wir uns lieber wieder den Zahlen zu.

Dem Etikett entnehmen wir also, dass die Packung 3 × 109 Gramm = 327 Gramm beinhaltet. Der Preis für 100 Gramm beträgt CHF 2.75. Für die gesamte Packung wäre folglich ein Betrag von

(2.75 CHF / 100 Gramm) × 327 Gramm = 2.75 ÷ 100 × 327 CHF = 8.9925 CHF,

also ziemlich genau neun Franken zu entrichten.

Moment. Steht da nicht GROSS und dick 9.90? Doch! Das steht da! Also kann etwas nicht aufgehen.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wo der Hase im Pfeffer liegen kann.

  1. Der Preis stimmt nicht und die Packung kostet tatsächlich nur 8.9925 CHF und nicht 9.90. Aber erkläre das mal dem Frollein an der Kasse!
  2. Die Inhaltsangabe stimmt nicht. Wieviel Bouillon müsste die Packung also korrekterweise enthalten? Rechnen wir:
    • x Gramm × (2.75 CHF / 100 Gramm) = 9.90 CHF
    • x Gramm = 9.90 CHF ÷ (2.75 CHF / 100 Gramm)
    • x Gramm = 9.90 ÷ 2.75 × 100 Gramm
    • x = 360
      Wie bitte? Es müssten sich also 360 statt 327 Gramm in der Packung befinden und die Migros bescheisst den Kunden um satte 33 Gramm Bouillon! Leider hatte ich gerade keine Waage zur Hand, um dies zu überprüfen.
  3. Die Preis-pro-Gewicht-Angabe stimmt nicht. Rechnen wir nochmal:
    • (x CHF / 100 Gramm) × 327 Gramm = 9.90 CHF
    • x CHF ÷ 100 Gramm = 9.90 CHF ÷ 327 Gramm
    • x CHF = (9.90 CHF ÷ 327 Gramm) × 100 Gramm
    • x CHF = 9.90 ÷ 327 × 100 CHF
    • x = 3.0275
      Aha, 100 Gramm Bouillon kosten also nicht Zweifrankenfünfundsiebzig, sondern sogar mehr als 3 Franken, was einem Preisaufschlag von über 10% entspricht.

Liebe Migros, willst du mich für dumm verkaufen?

Wenn’s ins Geschäft reinspült

Ich hasse es. Ich weiss gar nicht, ob ich mich schon mal öffentlich darüber ausgelassen habe. Wenn ja, kann eine Wiederholung nicht schaden. Wenn nein, ist es höchste Zeit dafür.

Obwohl dieser Beitrag selbstverständlich von Personen jeglichen existierenden Geschlechts konsumiert werden kann und soll, wird sich doch wohl eher der testosteronproduzierende Anteil meiner geschätzten Leserschaft mit dem Thema identifizieren können. Zumindest gehe ich davon aus, wenngleich jemanden vorschnell zu klassi-, quali- oder disqualifizieren mir fern liegt.

Es geht heute also um eine extrem männliche Angelegenheit, nämlich um das Pissoir. Des Öfteren, um nicht zu sagen: beinahe jedes Mal, wenn ich mich urinal am Urinal entleere, bin ich noch munter am plätschern, wenn dass Pissbecken – und in diesem Zusammenhang sei mir dieser rüde Ausdruck ausnahmsweise einmal erlaubt – ebenfalls schon zu plätschern, sprich: spülen beginnt. Dabei ist meine Blase noch gar nicht leer!

Was kann ich denn dafür, dass ich nicht bereits nach 3 Sekunden abschüttle? Ab und zu dauert’s halt ein wenig länger, vornehmlich auch nach ausgiebigem Flüssigkeitsgenuss.

Ob sich für die Entleerzeit der Blase eine allgemeingültige Formel entwickeln lässt? Mir schwebt in etwa folgendes vor:

tLeerung = VBlase ÷ (π × rHarnröhre2) × γProstata

Die weltberühmte Blasenformel nach Manuel L. Friedli, MMXVIII

Dabei gilt:

  • tLeerung: Zeit für die Entleerung der Blase in Sekunden [s]
  • VBlase: Volumen der Blase in Kubikmetern [m3]
  • rHarnröhre: Radius der Harnröhre in Metern [m]
  • γProstata: Der Prostata-Faktor in einer Einheit, welche die Gleichung aufgehen lässt, also Sekunden pro Meter [s÷m]

Die Formel offenbart: Je grösser die Blase, je kleiner der Harnröhrendurchmesser, je grösser der Prostatafaktor, desto länger die Entleerzeit. Machen wir doch zu Illustrationszwecken ein einfaches Beispiel:

Karis Blase fasst einen halben Liter. Seine Harnröhre hat einen Durchmesser von 4 Millimetern. Weil Kari noch jung ist, beträgt sein Prostatafaktor lediglich 1 Sekunde pro Meter. Rechne!

«‹Rechne›? Okay … 1 + 1 = 2. Fertig.»

tLeerung = 0.5lt ÷ (π × (4mm ÷ 2)2) × 1s÷m
= 0.5 × (0.1m)3 ÷ (π × (0.002m)2) × 1s÷m
= 0.5 × 0.001m3 ÷ (π × 0.000004m2) × 1s÷m
= 0.5 × 0.001 ÷ (π × 0.000004) × m3 × s ÷ (m2 × m)
= 125 ÷ π s
≅ 40 Sekunden

Schon der arme kleine Kari braucht also 40 Sekunden, um seine volle Blase zu leeren. Man stelle sich vor, wie es mir erst ergeht: In meinem Alter ist locker mit einem Prostatafaktor von 10 bis 20 zu rechnen. Ich stehe also gut und gerne schon mal gegen eine Viertelstunde vor dem Becken und tröpfele vor mich hin.

Da wird es doch wohl nicht zu viel verlangt sein, dass sich die Spülung geduldet, bis ich fertig geschäftet habe. Aber nein, immer wieder beginnt es zu rauschen, während ich noch verzweifelt am Tore schiessen bin. Wie soll man sich da konzentrieren? Noch schlimmer: Wie soll da die Entspannung aufkommen, die man sich vom Wasserlassen erwünschen darf? Richtig: Gar nicht! Und genau das ist das Problem. Dann rege ich mich nämlich jedes Mal saumässig auf, und das einzige, das sich darüber freut, ist mein Magengeschwür! Das kann’s doch nicht sein!

Wie funktioniert überhaupt so eine Pissoirspülung? Wie merkt die, dass ich fertig bin? Pardon, ich korrigiere mich: Anhand welcher Faktoren ist sie mit absoluter Zuverlässigkeit nicht in der Lage, das Ende meines Uriniervorgangs zu eruieren? Das nähme mich mal wunder! Wer’s weiss, schreib’s in einen Kommentar! Danke!