Die Pizza, ein Restekuchen

«Pizza isch e Räschtechueche», hob ich zu sprechen an, als mir mein Mittagessengegenüber auch schon lauthals ins Wort fiel. «WAAS!? Nimm di zäme! Itz gö mir zäme uf Neapu u när schteisch du zmitz uf d Strass u seisch das ganz genau so. U när kenni di nümme!»

Was mein Gegenüber hierbei nicht bedachte, war, dass die Neapolitaner im Allgemeinen nur mehr schlecht als recht Berndeutsch verstehen. Somit war auch seine Annahme irrig, er würde mich nicht mehr kennen, nachdem ich diese Aussage getätigt hätte. Zugegeben: Tätigte ich sie auf Italienisch, kennte er mich wohl wirklich nicht mehr, denn wie allgemein bekannt ist, ist dem Neapolitaner seine Pizza heilig und ich gehe mit meinem Gegenüber einig, dass der zugegebenermassen despektierlich wirkende Ausdruck Räschtechueche wohl die eine oder andere Zornesader zum Anschwellen und mehr als nur eine Faust zum eindreschen brächte.

Dabei war mir doch nur daran gelegen, meine am vorhergegangenen Montag selbstgemachte Pizza zu verteidigen, welche ich zum Zwecke der Resteverwertung unter Anderem mit Raclettekäse belegt hatte. Mmmmh, Raclettekäse auf der Pizza! In Kombination mit Mozzarella, Schinken, Speck und Cervelat, welche aus demselben Grund wie der Raclettekäse ihren Weg auf meine Pizza gefunden hatte, einfach eine delikate Köstlichkeit!

Mein Gegenüber wollte dies nicht einsehen. Raclettekäse auf der Pizza sei ein Frevel, meinte er. Zur Cervelat wollte er sich aus Gründen des Jugendschutzes erst nach 22 Uhr äussern, und als ich erzählte, zwecks Ehefrieden auch Ananas appliziert zu haben, meinte er nach einem viertelstündigen Tobsuchtanfall lediglich resigniert «Happy wife, happy life» und zog es vor, den Rest des Mittagessens in düsterem Schweigen zu verbringen.

Dass Pizza eine derart religiös-fundamentalistische Ausprägung annehmen kann, war mir neu und ich finde das höchst interessant. Nächstes Mal verwende ich anstelle des Raclettes den billigen Scheiblettenkäse und statt Ananas nehme ich Mango. Mal sehen, ob sich mein Gegenüber dann direkt aus dem Kantinenfenster stürzt.

Keine Angst: Die Kantine ist ebenerdig. Er würde sich beim Sturz nicht den Hals brechen, sondern lediglich die Hose schmutzig machen. Das wird ein Spass!

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