So ein WK ist einfach beschissen

So etwas habe ich noch nie erlebt. Und ich möchte es auch nie mehr erleben.

Was habe ich heute Abend gemacht? Nichts. Rein gar nicht. Nicht einmal Däumchen gedreht habe ich.

Dass man in einem WK ab und zu mal warten muss, ist bekannt. Dass man an einem Abend von 20 Uhr bis 23 Uhr nur warten kann, ist beknackt. «Persönliches Arbeiten» stand auf dem Tagesbefehl. Was das heisst, weiss der Geier. Jedenfalls ist es laut dem Kadi Arbeitszeit, und während dieser ist das Verlassen des Kasernenareals strengstens verboten. Also kein Ausgang heute. Einen Kiosk haben die Mannen vom Kader auch nicht organisiert, so dass wir uns nun nicht einmal ein Fyrabebier gönnen können.

Du findest, ich sei ein Gränni? Dann sitze du mal 3 Stunden tatenlos umher. Ich wünsch’s dir jedenfalls nicht.

Wenigstens gibt’s hier einen Hotspot für den Internetanschluss. Darauf könnte ich aber locker verzichten, wenn ich dafür ab und zu mal in den Ausgang könnte. Jenseits von Gut und Böse ist die Organisation bisher. Hoffen wir, dass das so schnell wie möglich ändert.

Das Gebot lautet «Einrücken»

Man kann mithin nicht bloss zügeln, wohnen und geniessen, allenthalben lauert auch der Staat auf einen und bremst einem einen bösen Dienst hinein. Im letzten Satz befinden sich zwei einen und ein einem, und darauf bin ich stolz.

Item.

Ich war beim bösen Dienst, und den zu umschreiben will ich nun versuchen: Ein Dienst beinhaltet feldgrünes Tarntenue, feldgraue Ausgangskluft und feldbraune Sosse zum Essen. Ein Dienst beinhaltet ebenso feldfrühes Aufstehen, feldsinnloses Warten und felddumme Fahnenübergaben. Ein Dienst beinhaltet danebst auch feldstrenge Befehle, feldtiefe Motivation und feldsinnloses Tun.

Damit du mich in diesen mannigfaltigen Feldern eindeutig identifizieren kannst, will ich dir meine für die nächsten drei Wochen gültige Adresse kundtun:

Schlz Friedli Manuel
Mil Spiel Log Br 1 (A)
Militär 95537

Frag mich nicht, was das (A) nach dem 1 nach dem Br nach dem Log nach dem Spiel nach dem Mil zu bedeuten hat. Hauptsache, das Frässpäckli kommt an, nidwahr. Ich freue mich besonders über Salami und Schoggi. (Ich weiss, dass ich hiermit nicht bloss mit dem Zaunpfahl gewunken habe, sondern dir den ganzen Stacheldraht um die Ohren geschlagen habe. Aber wenn ich dafür ein Paket bekomme, bin ich bereit, dieses Opfer auch dich zu nehmen).

So. Mäupmiapp.

Mit betrunkenen Hauptmannen sollte man sich nicht anlegen

Es kann vorkommen, das ich amnenort in eine Bar gehe, und dort ein Bier bestelle, mitunter ist noch jemand dabei. Gestern hatte ich zwar stantepede heim gehen wollen, ich hatte noch zu tun (wie immer), aber eine Fügung des Schicksals verschlug mich dann allen guten Vorsätzen zum Trotz mit Corni ins Papa Joe’s.

Wir hockten uns an die Bar und bestellten je eine Stange. Rundherum hatte es einigermassen viele Leute, wenn man bedenkt, dass es erst knapp halb Acht des Abends war. Unter anderem torkelte dort ein sturzhagelbesoffener Hauptmann der Schweizer Armee umher, eingeteilt bei der Logistikbrigade 1, was mir natürlich sofort ins Auge stach, bin ich doch beim dortigen Spiel wehrpflichtig, aber dies nur so am Rande.

Der Hauptmann versuchte sein Glück bei zwei jungen Frauen. Er bierfahnte ihnen ins Gesicht und lallte unverständliche Silben, worauf die eine sagte, sie habe keine Lust, mit ihm zu reden, die andere ging, und die eine folgte. So war der arme Hauptmann wieder alleine auf weiter Flur. Doch er liess sich nicht entmutigen, und hielt weiter Ausschau nach Angehörigen des weiblichen Geschlechts.

Alsbald wurde er fündig: Eine Mutter und ihr vielleicht 12-jähriges Töchterchen, vielleicht waren’s auch Gotte und Gottekind, betraten die Szene und liessen sich an der Bar nieder, gleich um die Ecke von Corni und mir. Der Hauptmann hatte Lunte gerochen. Er zwängte sich an die Ecke der Bar, zwischen die Frau und Corni.

Nach wie vor unverständlich, aber nichtsdestotrotz mit grosser Persistenz begann er, auf die Frau einzureden, pardon: zu nuscheln und silben, denn worten konnte man das beileibe nicht mehr nennen. Sie versuchte, ihn zu ignorieren, aber das kümmerte den Trünkling keineswegs. Derweil er irgendetwas daherschwadronierte, hielt er sein fast volles Bierglas dermassen schräg, dass dem Corni und mir gschmuech wurde, und wir uns im Geiste bereits als begossene Pudel sahen. Wir wiesen ihn darauf hin, dass es dann aber schon cheiben schad wäre um das Bier, wenn er es einfach so verschütten würde, er solle da ein bisschen aufpassen bittesehr, neiausowürklech!

Nun wandte er sich von der Frau ab, und uns zu. Proschtnägeli! Das war das Letzte, was wir beabsichtigt hatten! Wenigstens hatte nun die geplagte Mutter/Gotte (nicht etwa Muttergottes, bitteschön) Ruhe. Der Hauptmann, wohl weil er bemerkt hatte, dass sowohl der Corni als auch ich keine Frauen waren, erwies sich als überraschend ungehalten. «Heehh, muesch de im Fffau gar nidd so blööd tt-tue!» fuhr er den Corni, der das Pech hatte, neben ihm zu sitzen, an, und verpasste ihm mit dem Finger einen Nasenstüber. Man sieht’s: Alkohol macht manche Männer mordsteufelswild.

Wir konnten den Trunkenbold von unserer Friedfertigkeit überzeugen, und schon wollte er uns ein Bier bestellen, worauf wir beide aber nicht die geringste Lust hatten. Wir retteten uns mit der fadenscheinigen Ausrede, wir mögten kein Bier und tränken ausschliesslich Jägermeister. «Jägermeischter???», frug er, und schaute uns verständnislos an, worauf wir ihm erklärten, dass das so ein Kräuterschnaps sei.

«Es Bbbier u für die da Jääägermeischter!», erschallte  die Bestellung aus seinem Mund, und nur mit Müh› und Not konnten wir uns dagegen Wehren. Schliesslich wurde es auch uns zu bunt, und wir verliessen das Lokal. Mit so einem betrunkenen Hauptmann der Schweizer Armee ist schliesslich nicht gut Kirschen essen, besonders, wenn er noch aufdringlich wird, und man weiss nie, wann so einer plötzlich zuschlägt. Dem hätte ich alles zugetraut, die latente Aggressivität war nicht zu überspüren.

Wie gesagt, wir verliessen das Papa Joe’s. Und er kam torkelnd hinterher. Beim Ausgang hatte er uns aber längst aus den Augen verloren, und so konnten wir uns unbehelligt auf den Heimweg machen.

Fazit: Nehmt den Hauptmännern das Bier weg! Oder aber, wir schaffen gleich den ganzen Verein ab …

So, und wie ich zur Parteizeitung der EDU gekommen bin, und was da so drin steht, das erzähle ich ein andermal! Gute Nacht!