Dem Wutbürgertum frönen

Wie jeden Mittag hatte ich Hunger und war damit in bester Gesellschaft. Also assen wir.

Ich kommandierte eine kleine Tagespizza und einen Dreier Rivella, wohl wissend, dass ich mit dem SBB-Rabatt auf einen Preis um die sechzehn Franken kommen würde. S. U. aus B. bestellte derweil ebenfalls die kleine Pizza mit eine halben Liter Eistee dazu.

Wir assen.

Dann wollten wir zahlen. Und jetzt geht die Komedi los, in deren Verlauf ich schon mal ausfällig werden kann. Du bist also gewarnt.

«E chlyyni Tagespizza une drüer Rivella», sagte ich dem Kellner, der mir dafür 18 Franken heuschte. Mich dünkte das zwar ein bisschen viel, aber als Gutmensch sagte ich natürlich nichts, sondern bezahle artig, gab dafür aber kein Trinkgeld.

Die Reihe kam an Herrn U., der für seine kleine Pizza und seinen grossen Eistee sage und schreibe sechzehnfrankenfünfzig – in Zahlen: CHF 16.50 – löhnen musste. Da ging mir ein Lichtlein auf und der Laden runter: «Was!? Wieso mues itz är mit em GROSSE Iistee weniger zahle aus ig mit em chlyyne Rivella!?» entfuhr es mir. Der Kellner lachte nur. Ich verlangte, den Kassenzettel zu sehen. Aber auf mein «Chani mau dr Zedu gseh?» erhielt ich bloss die schnippische Antwort «Nei, sicher nid», wiederum garniert mit einem hämischen Lachen. Da wurde ich wirklich ein wenig sauer. So ein verdammter Saupigger, so geht man doch nicht mit der Kundschaft um! So einen unflätigen Troglodyten habe ich meinen Lebtag noch nie in einem Restaurant erlebt!

Derart erregt echauffierte ich mich noch ein wenig weiter, mit dem Resultat, dass der Blindfisch endlich zugab, sich vielleicht ein wenig verrechnet zu haben und mir einen Franken zurück geben wollte. Aber von diesem arroganten Arschloch wollte ich keine Almosen annehmen. Das führt nun dazu, dass ich in Zukunft den Gasthof Tiefenau in Worblaufen der Konsequenz zu liebe leider meiden muss. Schade, denn die Pizzen sind gut!

Einen positiven Punkt hatte es ja schon: Dank dieser Nülpe bot sich mir die formidable Gelegenheit, mit voller Wucht dem Wutbürgertum zu frönen, was ich zugegebenermassen genoss.

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Der Beweis: fritteli + IBEX = Wahnsinnige Geschwindigkeit

Ich bin nun schon seit geraumer Zeit zurück, die ersten og-Konzerte sind soeben vorüber, die letzten folgen nächstes Wochenende und danach wird alles seinen gewohnten Gang nehmen. Zeit, einen Schwank aus meinem Leben zu erzählen!

Wie meine Leserschaft nicht weiss, denn ich habe es noch nicht erwähnt, bin ich letzte Woche tagtäglich mit dem Velo zur Arbeit gefahren. Ich habe dabei zünftige Erfahrung sammeln können, was die provisorische Verkehrsführung beim Henkerbrünnli angeht. Sowieso hatte ich mich schon seit Jahren über die nicht ganz offensichtliche Anordnung der Velowege bei der grossen Kreuzung dort hinter der Reithalle gewundert.

Heute sollte aber alles anders kommen. Als ich frühmorgens vom Bollwerk links um die Reitschule herum abbog, fielen mir, meinen gewieften Augen sei Dank, sofort die «Vorsicht, neue Verkehrsführung (VELO)!»-Schilder auf. Aha, dachte ich, neue Verkehrsführung für die Velos. Jetzt heisst es aufpassen! Denn ich bin ein vorsichtiger Velofahrer, habe ich mir doch sogar einen Helm gekauft.

Ich kurvte also um die Reitschule herum und kam zu obengenannter Kreuzung. Dort standen Menschen in Leuchtweste, zwei von ihnen waren damit beschäftigt, ein Klebeband auf der Strasse zu montieren, und der dritte stellte sich mir, der ich mit wahnsinniger Geschwindigkeit, doch dazu später, anbrauste, in den Weg. «I d Länggass geits hie rächts düre!» schrie er mir zu, mir mit dem Armen vor dem Gesicht herumfuchtelnd und mich beinahe aus der Bahn werfend. Da ich aber mein Fahrrad so unglaublich gut im Griff habe, dass es schier unglaublich ist, vermochte ich ihm auszuweichen, zwängte mich an ihm vorbei und parierte: «Aber i mues ids Tiefenou!» «Aha, i däm Fau muesch hie links düre.» Womit er mir nichts Neues erzählte, denn ich hatte die Markierung TIEFENAU bereits vorher bemerkt gehabt. So dachte ich mir bloss Gschtabi, gang dänn und pedalte hinfort. Wiederum mit wahnsinniger Geschwindigkeit, denn siehe! ich hatte mich vor der Abfahrt einer Fähigkeit des iPhones erinnert: GPS-Tauglichkeit.

Und so hatte ich den Empfänger auf Sendung gestellt und mich so von dannen gemacht, in Worblaufen dann Bilanz gezogen, und komme nun zu folgendem Schluss: Wenn mir mein iPhone sagt, die Höchstgeschwindigkeit habe 61.3 km/h betragen, dann stimmt das, denn Apple kann es sich nicht leisten, lügende Geräte zu produzieren. Ich sehe also meine Behauptung von vor zwei Monaten, ich führe mit wahnsinniger Geschwindigkeit durch die Lande, hochoffiziell bestätigt. Keine Widerrede.

Der Beweis folgt auf dem Fusse, in Form eines – wie von This bereits einmal gewünschten – GPS-Tracks, den ich doch gleich auf Google-Maps verlinke. Siehe!