Gewissensberuhiger

In einem Tag ist’s eine Woche her. Mich plagt das schlechte Gewissen meiner hochwohlgelöblichen Leserschaft gegenüber, also emittiere ich wieder mal Geschreibsel.

Ich war ja nicht weg. Nur hatte ich vieles um die Ohren, und noch immer schwirren mir dieselbigen davon. Da wurde im Verlaufe der letzten Woche programmiert (eigentlich immer), musiziert (Dienstags, Mittwochs, Donnerstags, Freitags und morgen), konzertiert (heute 3 Mal, morgen 1 Mal), diskutiert (immer wieder hitzig, vor allem übers Mittagessen) und sich-echauffiert (weshalb, in Gottes Namen, werden 2.4 Tonnen schwere Autos produziert, die lediglich eine Nutzlast von lächerlichen 300 kg verkraften können?).

Wenden wir uns anderen Dingen zu, die meine Galle wieder beruhigen. So habe ich heute elektronische Post in meinem Spam-Ordner gefunden. Frau «Katarzyna Chec, polnische Staatsbürgerin», schreibt mir, sie sei «mit Herrn Jozef Chec verheiratet». Im gleichen Satz tut sie mir Kund, ihr Ehegatte sei 2005 verstorben. In Polen kann man also mit Toten verheiratet sein, und das über mehrere Jahre hinweg.

Weiter geht’s: «Vor kurzem erfuhr ich von meinem Arzt, dass ich die nächsten acht Monate nicht überleben werde». Ah, dann hoffen wir doch, dass es im 9. Monat wieder besser geht. Sie erzählt von einem Haufen Geld, den sie mir gerne zuschanzen möchte, damit ich ihn wohltätig einsetzte: «Ich möchte, dass das Geld für Weisenheime, Witwen oder andere Menschen in Not benutzt wird.» Weisenheime. Das sind jene Einrichtungen, in denen alle diese unzähligen Weisen hausen, die man sonst einfach nirgends unterbringen kann. Diese Weisen sind ja auch eine regelrechte Plage, wissen immer alles besser und wollen stets das letzte Wort haben. Es ist nur recht und billig, sie in Heime zu stecken. Ich unterstütze diese Idee.

Nun kommt’s faustdick: «Ich habe diese Entscheidung getroffen weil (…) die Verwandte meines Mannes keine Christen sind und noch schlimmer, sie haben meinen Mann getötet um an sein Eigentum zu kommen.» Ah, jemanden Umbringen ist also tatsächlich schlimmer, als kein Christ zu sein? Und ich dachte immer, Gott verlange bedingungslosen Religionsgehorsam!

Schliessen tut das Plädoyer für fanatisches Christentum und dubiose Geldgeschäfte mit folgendem Satz: «Mein Glück ist, dass ich das Leben einer würdigen Mutter gelebt habe.» Öhm… kehren wir zurück zum Anfang und führen uns folgende Aussage über sie und ihren Mann zu Gemüte: «Wir waren elf Jahre verheiratet und haben keine Kinder.» In Polen ist es demnach auch möglich, keine Kinder zu haben, und trotzdem Mutter zu sein. Fürwahr, ein Land der Wunder!

7 thoughts on “Gewissensberuhiger”

  1. Friedli, die messerscharfe Beobachtung am Satz «Vor kurzem erfuhr ich von meinem Arzt, dass ich die nächsten acht Monate nicht überleben werde…» verursachte mir köstlichestes Vergnügen und verdient höchste satzlogische Hochachtung (und ein grosses Lachen, wirklich!) :-)))))))))))

  2. seid ihr sicher, dass der satz inhaltlich falsch ist? überleben meint doch einfach, dass man ein ereignis oder eine zeitliche dauer über-lebt, also nach ablauf des ereignisses oder der bestimmten zeit noch lebt. oder eben nicht.
    «er wird die nacht nicht überleben» -> korrekt oder?
    wieso sollen dann 8 monate nicht gehen?
    ich lasse mich gerne eines besseren belehren 🙂

  3. Mitnichten! Ich bin jederzeit froh um jegliche sprachliche, grammatikalische oder orthographische Anregung. Ignorieren kann ich’s ja dann immer noch 😛

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