Das (Abend)wort am Sonntag

Um den Rhythmus nicht zu unterbrechen, wird heute Abend geschrieben. Nicht gerade, was das Zeug hält, aber immerhin geschrieben wird. Und wenn ich mir vor Augen führe, dass ich etwa die nächsten 7 Wochenenden nicht zu Hause sein werde, so kann ich dies als Vorarbeiten klassifizieren.

Heute morgen hat’s gedonnert. Der Zeitverzögerung nach hat’s bloss etwa einen Kilometer entfernt eingeschlagen. Und so hat’s auch getätscht. Ich wurde so unsanft wie noch selten aus süssem Schlummer gerissen, und wer schon einmal mit mir im Kino war, kann sich wohl gut vorstellen, dass ich vor Chlupf bolzengredi im Bett stand und mit flatterndem Herzen und zittrigen Beinen kaum meine Ruhe wiederfinden konnte. Glücklicherweise stand ich noch unter dem sedativen Einfluss etlicher Liter alkoholischer Getränke, die mir am Vorabend in der wohl schönsten Wohnung der nördlichen Hemisphäre verabreicht worden waren, so dass ich von einem Herzinfarkt verschont blieb.

Um meinem Herzen nun nocheinmal gehörige Aufregung zu verschaffen, mache ich mich auf, den Tatort zu gucken. Viel Vergnügen, will sagen: Gute Nacht!

Bilderserie

Ich bin dir noch einen Nagel schuldig. Ich konnte die wahren Ausmasse des Schadens, der gestern meinem Hinterrad widerfahren ist, kaum glauben: Nicht nur aussen löcherte der Schlauch, nein, auch auf der Innenseite war er durchbohrt. Regelrichtig gepierced. Und hierbei fällt mir auf, dass eingedeutschte Wörter aus dem Englischen wirklich nicht fürs Partizip Perfekt, oder wie heisst das Ding, geschaffen wurden. Jedenfalls soll Dir ein Bild demonstrieren, was für ein Mördernagel sich da ins Hinterrad gebohrt hat, und zwar mit dem fingerbezeigten, also langen, Ende:

Ein anderes Bild will ich dir ebenfalls präsentieren. Darf ich ein wenig blöffen? Mich aufspielen und den Grossen markieren? Ich bin schliesslich mächtig stolz darauf! Seit heute ist es nämlich hochoffiziell und nicht mehr Rückgängig zu machen: Ich bin Mitglied des VSJO. Siehe meine Mitgliederkarte!

Ist sie nicht schön, mit meinem persönlichen Namen drauf? Ich finde schon. Diese Karte wird mir von nun an also Gratismontagabendkonzerte im Bierhübeli bescheren. Ach, ich freue mich auf den Oktober, wenn’s wieder losgeht!

Wirre Gedanken zur Nacht

Das Glück ist einem nicht immer hold, und so lautet denn die Bilanz nach dem heutigen Abend 9.5 : 1.5, aber das bedeutet wiederum, dass es nur noch viel mehr nur noch besser für mich kommen kann. Ich freue mich auf die besseren Zeiten.

Meine Damen und Herren, es folgen nun die wirren Gedanken zur Nacht.

Gedanke Numero Eins: Die Tour de France befindet sich in der Startphase. Im Nelson läuft rund um die Uhr ein Fernsehapparat, so auch heute Nacht, und dort zeigte Eurosport alle Teams und alle Fahrer. Besonders erwähnenswert ist der C. Wegelius aus dem Team Liquigas, nicht nur, weil es uhueren super wäre, wenn er Cornelin zum Vornamen hiesse, sondern auch, weil er bei einer Körpergrösse von 1 Meter 80 (2 cm grösser als ich) läppische 62 kg wiegt. Da bringe sogar ich mehr auf die Waage, und das will was heissen! Heute mass ich meine Masse, und die beträgt im Rohzustand satte 64 kg, was einen BMI von exakt 20.199469764 ergibt. Cornelin kommt lediglich auf 19.135802469 und ist somit untergewichtig. Kein Wunder, muss der dopen!

Gedanke Numero Zwo: Auf dem Nachhauseweg fing es kurz nach dem Helvetiaplatz an, das ungute Gefühl, hier habe ein unglaublich dummer Mensch gewütet. Und zwar, als ein umgestossener Blumentopf am Strassenrand lag. Bei näherer Betrachtung liess sich eine regelrechte Spur der Zerstörung bis hin zum Thunplatz verfolgen: Umgestossene Fahrräder und Fahrradanhänger reihten sich an aus der Verankerung gerissene «heute»- und «20-Minuten»-Kästen, und unterwegs begegneten wir bei der Telefonzelle dem abgehängten Telefonhörer. Da war wirklich ein unglaublich dummer Mensch am Werk. So einem sollte man nicht den Alkohol verbieten, sondern ihm zwangsmässig gleich die Leber entfernen. Diese könnte man einem leberbedürftigen Menschen eintransplantieren, der gewiss nicht solchen Unsinn anstellen würde mit seinem Alkohl im Blut. Zudem stelle ich mir die Leberzwangsentnahme sehr lustig vor. Wer Monty Python’s Meaning Of Life kennt, weiss, wovon ich spreche.

Gedanke Numero Drei: Es gibt Leute, die haben vor nichts Respekt. Die pissen — excusez l’expression — in aller Öffentlichkeit und direkt neben einer Tramhaltestelle an einen «heute»-Kasten. Und erdreisten sich dann sogar, sich danach nicht einmal die Hände zu waschen. Aber dass dies eh nicht nötig ist, haben wir ja bereits gestern erfahren. Jedenfalls konnten es mein Schachpartner und ich kaum glauben, als wir beim Helvetiaplatz ebendieses Schauspiel mitansehen mussten.

Der Gedanken sind genug gedacht, lasst Träume folgen!

Gute Nacht!

Über(hol)mut tut selten gut

Es war eines der schönsten Überholmanöver, die ich jemals vollbracht habe: Von langer Hand vorbereitet und minutiös geplant:

Beim Casinoplatz sichtete ich den Velofahrer, unweit vor mir. Ich pedalte, was das Zeug hielt, und eingangs Bundesplatz hatte ich ihn eingeholt. Im eleganten Schwung schwang ich mich vor ihn, dabei knapp einen langsam die Strasse überquerenden Renter verfehlend. Wirklich, so eine Passgenauigkeit, das soll mir erst mal einer nachmachen!

Die Freude währte aber nur kurz. Ein *rättäpäng-ffffffffffftschschsch-klong-balong-balong* riss mich aus dem Geschwindigkeitsrausch auf den Boden der Tatsachen und der platten Reifen zurück. Ich habe keine Ahnung, wie es passiert ist, geschweige denn, was überhaupt, ich kenne einzig das Resultat: Mein Fahrrad steht nun ohne Luft im lädierten Rückrad bei der Kantonalbank, und den restlichen Weg ins Büro habe ich zu Fuss hinter mich gebracht.

Das hat mir immerhin Gelegenheit gegeben, wieder mal am Bahnhof ein 20 Minuten zu behändigen. Und so weiss ich nun dank John Twenty, dass Isabel auf deutsch die Elisabeth ist. Schon wieder was gelernt.

Nachtrag: Dem Bolzli zuliebe sei hier die Geschichte des John Twenty in Bild ohne Ton verlinkt. Viel Vergnügen: Die 20-Minuten-Geschichte.

Der Sieg ist mein

Heute im Cavaña: eine Schachpartie ist im Gange, soeben hat mir mein Gegenüber seine Dame auf dem Silbertablett serviert, und währenddem ich sie verdaue, füllt sich der Tisch in meinem Rücken mit jungem Volk, derweil am Tisch im andern Eck der Beiz zwei Gitärreler eine unglaubliche Musik in die Nacht zaubern, das Repertoire reicht von Tom Jobims Klassikern (How Insensitive) bis zu Polo Hofers Gassenhauern (Kiosk). Einer der Gitärreler ist uns Schachspielern wohlbekannt: Eindeutig erkennen wir dank der charakteristischen, heiseren Stimme und der ehemals weissen und nun etwas fleckigen Lederschuhe jenen Mann, den wir vor Jahren einmal stockhahnenbetrunken im Propeller angetroffen hatten. Damals erzählte er uns, er sei soeben aus dem Knast entlassen worden, und nun wolle er ins Puff, und ab hier wird’s jugendunfrei, deshalb beschränke ich mich darauf, zu erwähnen, dass er in die Pery-Bar keinen Einlass fand, damals.

Heute aber hat er eine Gitarre in der Hand und klimpert mir — und dem ganzen restlichen Lokal — wohlige Melodien ins Herz.

Item. Ich verlustiere mich soeben an einem meines Gegners Türmen, als im Hintergrund, also an jenem Tisch mit dem jungen Volk, eine interessante Diskussion ihren Lauf nimmt. Ein Jüngling erzählt eine Räuberpistole: «U de bini go schiffe, u nächär ohni Händwäsche u Seife wider zrügg, u aui hei gseit «Wääh, grusig!».», oder so ähnlich hat’s geklungen. Ich denke mir auch, Wääh, grusig!, aber sagen tue ich nichts, sondern spitze weiter meine Ohren und lausche der Unterhaltung. Dieselbe läuft darauf heraus, dass ein Teil der männlichen Tischbewohner findet, ihr «Ding» sei ja immer sauber, und deshalb müsse man nach dem wässrigen Geschäft auch nicht die Hände waschen. Die Frauen sind nicht restlos einverstanden, aber den Fortverlauf des Disputes kann ich nicht wirklich mitverfolgen, streckt mir doch mein Gegenüber seine Hand entgegen, als Zeichen dafür, dass er die Partie aufgibt. Somit steht es nun, seit Beginn der Statistik, 7.5 : 1.5. Leider für ihn. Es kann für mich also nur noch besser werden.

Ob des Sieges freue ich mich, und das ermüdet mich derart, dass der Gang nach Hause angesagt ist. Und ebenda erwartet mich dicke Post: Ein Couvert des Komp Zen Mil Musik liegt auf dem Tisch und harrt meiner. Ich zücke das Messer und fördere vier dieser hässlichen Stoffnamensschilder für den umgebauten TAZ zutage, den ich noch gar nicht besitze, denn mein Vierfruchtpischamah ist immer noch mit den messingenen Funktions- und Gradabzeichen und den plastikenen Namensschildern versehen. Es wird wohl Zeit für meinen nächsten WK. Der erwartet mich bereits Anfang Oktober…

Deshalb will ich nun aber noch nicht Trübsal blasen, das kann ich gegen Ende September immer noch nachholen. Vielmehr will ich mich auf die nächste Zukunft freuen, welche die Rückkehr Romans (des einzigen wahren) nach zwei Jahren Argentinienaustausch, eine Reise nach Münsingen (D), das Gurtenfestival (Freitag bis Sonntag; ich freue mich besonders auf das SJO und Patent Ochsner) und das obligate og-Lager für mich bereithält. Das ist Grund genug zum Anlass.