Der Tag beginnt mit Tod

Ich war auf dem Arbeitsweg – ungewöhnlich früh für meine Verhältnisse – und trottete dem Trottoir entlang zum Tram, als ich mich plötzlich überglücklich schätzte, nicht aufs Handydisplay fixiert gewesen zu sein, sondern elektronisch unbeschwert dahinzugehen. Andernfalls wäre ich wohl direkt auf das kleine Vögelein getreten, das da nackt und tot vor mir auf dem kalten Asphalt lag.

Die Augen übergross und mit blauen Lidern verschlossen, der Schnabel breit und gelb, das filigrane Körperchen noch beinahe gänzlich unbefiedert war es wohl aus seinem Nest gefallen und fand so auf dem Trottoir den Tod.

Ich konnte mich gerade noch beherrschen und schoss kein Foto von diesem traurigen Anblick. Das Küken zu bergen und feierlich in einem Blumenbandeli zu beerdigen, dazu konnte ich mich freilich auch nicht durchringen. Und so liegt es wohl noch immer an derselben Stelle in der Nähe des Sulgenau-coop und wartet auf die totale Verwesung.

Es ist dies der ewige – wenngleich im konkreten Fall etwas traurige – Kreislauf des Lebens.

Streckenunterbr—

Heute Morgen im Nünitram: Es knackt im Lautsprecher und eine verrauschte Frauenstimme meldet sich:

«Liebe Fahrgäste. Auf der Linie Neun ist aufgrund einer Fahrzeugpanne die St-«

Mir scheint, als ob heute Morgen auch der Lautsp- unterbrochen sei. Henu, nehmen wir halt den Fuss und kommunizieren mit dem Mund. Bis man mir die unterbricht, bleiben mir hoffentlich noch ein paar Jahrzehnte.

Der weisse Mantel kalter Schönheit

Endlich hat sich eine samtene Schicht knirschenden Weisses über das Antlitz der Erde gebettet! Wenngleich nur mager – schwindsüchtig, gar – so ist sie doch als Vorbote kalter und damit endlich winterlicher Tage anzusehen. «I like», wie der moderne Facebooker wohl sagen würde! Persönlich kann ich ja nicht mehr überprüfen, ob diese Redewendung immer noch en vogue ist, und so sage ich halt: «E gueti Sach!»

Lange genug waren wir nun von grauem Gewölk behangen, von klammem Regen benässt und von braunem Schlick untergeben. Höchste Zeit also für knackig-kalte Wintertage mit Sonnenschein und Schnee! E gueti Sach!

Blöd nur, wenn bereits wieder die Nase trieft und der Hals heisert. Aber diese Wehwehchen kann man angesichts des frischen Schnees getrost wegstecken.

Des Gebläses getöse vermag zu begeistern nicht

«Wo-n-i no chlyn bi gsy», schoss es mir durch den Kopf, «da het’s das no nid ggä. I bi no mitemne ‹chchchtt-chchchtt-chchchtt› gross worde!» Heutzutage aber gibt’s kaum mehr chchchtt-chchchtt. Heutzutage regiert das MÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖH und das BRÄÄÄÄÄÄÄÄÖÖÖÖÖÖÖÖÖÄÄÄH, und ich bedaure das sehr.

Früher, da sah man sie noch in Gruppen von vier, fünf Personen, wie sie mit ihren Reisigbesen, die beim über-den-Boden-wischen das charakteristische chchchtt-chchchtt hören liessen, das Laub von Hand zusammenkehrten, sich ab und zu eine Rauchpause gönnten und dabei ein Schwätzchen abhielten.

Heute sind sie meist alleine unterwegs, höchstens noch zu zweit, immer aber mit den dicken Ohrenschützern, und wirbeln mit ihren Laubbläsern die Blätter ein wenig hierhin, dann ein wenig dorthin und am Ende wieder hierhin. Manchmal blasen sie auch ins Leere, wo sich weit und breit kein Blatt versteckt hält. Dann meistens röhrt die kleine Lärmmaschine an ihrem Rücken besonders laut.

Besonders freudig bei der Arbeit scheinen sie auch nicht zu sein, die Mannen in Orange. Dabei sollte man doch meinen dürfen, der Laubbläser mache ihre Aufgabe wesentlich leichter und somit geniessbarer. Dies scheint aber überhaupt nicht der Fall zu sein. Ganz im Gegenteil. Ich zumindest kann den Lärm und den Gestank in keiner Weise geniessen. Und so sicher bin ich mir auch nicht, ob es für die Blasemänner eine Freude ist, tagtäglich in Lärm und Gestank ihre Arbeit zu verrichten.

Man möge mich getrost einen Ewiggestrigen schimpfen, aber mit Laubbläsern werde ich mich meinen Lebtag lang nicht anfreunden. Gerne würde ich wiedermal einem chchchtt-chchchtt begegnen und dabei im nostalgischen Gedankengut meiner Kindheit schwelgen können!

Schönheiten berndeutscher Ausdrucksweise

«Wieso nimmsch de du e Bödu u ke Ginu?», fragte ich Jönu. «Wüu der Bödu Ädu isch!», entgegnete er wie gewohnt schlagfertig.

Wer dies nicht versteht, dem sei folgende Erklärung ans Herz gelegt:

Bödu = Boddingtons aka. Badmintons
Ginu = Guinness
Ädu = Aktion

Fertig.