Nein, für mich kein Gurten 2008, danke!

Es sind Tage wie dieser, besser gesagt: das Wetter an Tagen wie diesen, das einen froh macht und glücklich darob, dass man es, aus welchen Gründen auch immer, irgendwie nicht geschafft hat, noch ein Gurtenbillett zu erstehen, und somit am Sonntag gemütlich zu Hause am Trockenen sitzt, anstatt sich auf dem Berner Hausberg im Regen die schlammigen Beine in den Bauch zu stehen, teures Bier zu saufen und überlaute Musik zu hören, die man sich zu Hause sowieso in höchster Qualität aus dem CD-Player vortragen lassen kann und noch dazu ein billiges, dennoch qualitativ hochstehendes und kühles Bier geniessen kann, aber nicht muss, überdies bei der Musik zu Hause erst noch die grössere Auswahl hat, und wer braucht schon Züri West live zu erleben oder einen Herbert Grönemeyer in Natura zu sehen, bei Züri verpasst man den Blues ja eh, und Herbie spielt kaum Land Unter, und bei diesem Liedtitel fällt mir ein, dass ich in Frankreich ein Land Unter mit Schweinchenkarten gespielt habe, die ich, obwohl mir das Spielen grosse Freude bereitet hat, trotz allem bei weitem nicht so sehr mag, wie die mit den Schäfchen.

Abgesehen davon bin ich natürlich wieder zu Hause angekommen, mit geht’s gut, die Bräune blättert bereits wieder langsam ab, grundsätzlich bin ich froh, den Abermilliarden von Fliegen und den einigen wenigen, aber stichigen Mücken in unserem Haus entronnen zu sein, bloss die Sonnenaufgänge vermisse ich sehr.

Und zum Schluss will ich zum letzten Beitrag einen Nachtrag eintragen: Es handelte sich bei der Bestellung, die wir bei der unsäglichen Grille tätigten, nicht um eine Limonade und 4 Kaffeecrèmes, sondern um eine Limonade, 3 Kaffeecrèmes und eine Tasse heisse Schokolade! Wie ich das zu erwähnen unterlassen konnte, ist mir bis heute schleierhaft.

Die Grille

Perpignan. Aufenthalt: 1 Stunde. Nach der Ankunft mit dem Car wähnt man sich weniger auf dem Märit einer südfranzösischen Mittelmeermetropole, als vielmehr mitten in einem arabischen Basar. Feilgeboten wird Ware jeglicher Art und Geschmacksrichtung, seien es Flip-Flops, Lippenstifte oder Handtaschen. Auch Pfirsiche, Austern und Sonnenbrillen finden sich in der Auslage, und ob so viel Tand und Trödel wird einem durstig. Wir steuerten also auf das nächste Café-Restaurant-Grill-Bar-Hotel zu, das sich mit dem schönen Namen La Cigale in die Herzen der Kundschaft zu schmeicheln versucht.

Der Name war Programm: Von einem Kellner, emsig wie eine Grille mit Nichtstun beschäftigt, wurden wir empfangen und an einen Tisch verwiesen, wo wir die nächsten zehn Minuten warteten, wähdenddem der Kellner weiterhin eifrig mit Nichts hinter der Bar umherhantierte, bis er sich bequemte, unsere Bestellung aufzunehmen. 3 Milchkaffees und eine Limonade trugen wir ihm auf, und nach weiteren 10 Minuten wurden unsere Gelüste gestillt: 3 Badewannen voller Kaffee und ein kleines Fläschli Pschitt! fanden den Weg an unseren Tisch. Mein Limonadeglas trug sowohl in- als auch auswendig prominent schimmernde Kalkflecken, die Flasche einen schwarzen Rand um den Ausguss. Halten wir uns aber nicht weiter mit hygienischen Kinkerlitzchen auf, und wenden wir uns dem Höhepunkt der Erzählung zu. Dem Bezahlvorgang.

Laut Karte kostete ein Café crème 2 €. Ein Café crème grande tasse war für 2.45 € zu haben, und da niemand von uns eine grosse Tasse bestellt hatte, legten wir den korrekten Normaltassentarif auf den Tisch und wollten verschwinden. Beflissen eilte der Kellner herbei, um die Geldauslage zu kontrollieren. «Mais, ça fait 12 euro», beschied er uns, hatte aber die Rechnung ohne Schmidi gemacht, der Jurist ist und stur, wenn’s ums Abzocken geht. «Me, mössiö, nus aawo pa di ün grand tass, söllma ün normal», oder so ähnlich wortete er dem Kellner entgegen, der so umgehend wie geschwind in ein «Vous faites chier!» und andere verbale Annehmlichkeiten ausbrach, uns den Unterschied zwischen einer normalen und einer grossen Tasse bildlich zu veranschaulichen versuchte, und uns belehrte, in Frankreich sei ein café crème eben eine grosse Tasse, andernfalls hätten wir une petite tasse bestellen sollen, und sowieso sei es unser Fehler.

Mit der schmitter’schen Persistenz in Sachen sich-nicht-abzocken-lassen hatte er aber nicht gerechnet, und liess uns schlussendlich fuchsteufelswild, aber mit dicken Portemonnaies von dannen ziehen.

La Cigale kann ich demzufolge nur wärmstens für einen Besuch empfehlen. Wenn du jemals dort in der Gegend bist, wirf für mich einen Stein durch das Fenster.

Nur gut, dass dies alles gestern und nicht heute passiert ist. An Rule seinem Geburtstag wäre das wiklich nicht schicklich gewesen. Happy Birthday!

Ein Panini in Frankreich

Manchmal spielt einem das Leben lustig mit. Eine Jacke, die braucht man ja immer dann, wenn’s regnet. Glaubt man dem Gesetz von Herrn Murphy, regnet es immer dann, wenn man keine Jacke dabei hat. Und weil ich hier im schönen, sonnigen Tautavel, das in Südfrankreich liegt, keinen Regen mag, habe ich meine Jacke folgerichtig eingepackt, was hätte ich auch sonst machen sollen!

Wie dem auch sei. Nach der Ankunft packte ich aus, unter anderem diese Jacke, und nach einer längeren Sitzung auf dem Lokus empfahl mir mein Zimmergenosse Mario den alten Zündhölzli-Trick. Ich entsann mich, in meiner bereits mehrfach erwähnten Jacke ein Päckli ebensolcher in irgendeiner Tasche verstekt zu haben, und machte mich auf die Suche, im Verlaufe derselbigen sämtliche Tascheninhalte ausgebreitet wurden. Und was fand ich da, völlig unerwartet, deshalb aber umso freudiger? Einen ganzen Stapel von Panini-Bildern! Hoppla! Wer unsere WG-Panini-Sammlung kennt, weiss, dass uns noch etliche Bilder fehlen, und eine geschwinde Kontrolle hat ergeben, dass wohl das eine oder andere dieser Bildchen noch sein Plätzchen im Album finden wird. Nun kann ich mich auf die Heimkehr freuen, weil’s da was zu kleben gibt!

A tout à l’heure!

Der Sommer ist eröffnet: Wir haben die ersten Tropennächte und die ersten heftigen Sommergewitter hinter uns, ich war schon in der Aare, die erste Sommererkältung habe ich hinter mir, grilliert haben wir auch schon, also kann ich mich jetzt verabschieden: Für knappe 10 Tage tingele ich mit dem Jugendorchester Köniz durch Südfrankreich auf der Suche nach dem perfekten Gig. Oder auch nach einem abkühlenden Strand.

Derweil prangt auf meinem Pult, direkt unter meiner Nase, ein Ticket für das Patent-Ochsner-Konzert vom 30. August in Basel mit Gustav als Spezialgast, und ich muss schon sagen, dass mich die Aussicht auf ein Patentkonzert ungemein froh stimmt, ist so ein Ereignis doch wirklich nicht eines der Alltäglichen, und somit mit einer gewissen Spannung, aber auch mit einer Erwartungshaltung gekoppelt, die jenes ganz bestimmt frohe Kribbeln in der Magengegend hervorrufen, das sich jeweils dann kundzutun pflegt, wenn man sich auf etwas freut, kannst du mir folgen?

Jedenfalls sollte ich jetzt noch das Nötigste einkaufen, das Zimmer ordentlich aufräumen und putzen, und dann packen. Während meiner Abwesenheit darfst du dir deine Zeit gerne mit einem Furzspielchen vertreiben, welches ich ganz zufällig entdeckt habe.

Und zum Schluss wollen wir jetzt noch schauen, welche Probleme denn der MacGyver in seiner Karriere schon gelöst hat. Viel Spass!

c/o Häfliger C195…

Dass meine Wohnadresse nicht gerade die einfachste auf Erden sein würde, dessen war ich mir wohl bewusst. Spätestens definitiv klar wurde es, als ich die erste Ausgabe des c’t ins neue Zuhause geschickt bekam. Ich hatte vorher via WWW eine Online-Adressänderung durchgeführt, und war deshalb eigentlich nicht weiter erstaunt, als mir die Ausgabe in den Briefkasten flatterte. Sowie ich aber die Adresse näher unter die Lupe nahm, wunderte es mich trotzallem ein wenig, dass sie den Weg zu mir gefunden hatte.

Herrn Manuel Friedli, hiess es da, und auf der nächsten Zeile dann:

Häfliger C1954961nepa Wegelin. Da musste ich schon ein wenig schmunzeln. Schliesslich kommt es nicht alle Tage vor, dass aus einem á eine so grosse Zahl wird. Ich glaube fast, ich sollte dem Verlag mal ein freundliches Mail zukommen lassen.

Dies aber war erst der erste Streich. Der zweite folgte heute, als ich mich um 8:45 zur alljährlichen Kontrolle meiner festsitzenden Retentionsdrähte für einen Termin bei der Prophylaxeassistentin einfand, auf gut Deutsch also beim Zahnarzt war. Ich trudelte ca. um 8 Uhr 44 ein, und auf das obligate «Grüessech Herr Friedli, dir dörft no grad es Momäntli im Wartezimmer Platz nä», hatte ich ein «Ja gärn, aber i hätt no grad e Adrässänderig z mäude» parat. Und so begann es. Ich diktierte der charmanten Dame am Empfang: «c-o-Häfligercánepawegelin, Cánepa mit Akzänt ufem erschte ‹a'», rasselte ich herunter, und ich kann’s dem Frollein nicht verdenken, dass sie noch einmal nachfragen musste, hätte ich auch gemusst, wenn ich’s zum ersten Mal gehört hätte.

So begann ich noch einmal. «c/o Häfliger» war kein Problem, aber bei Cánepa war Ende. «Gane…», begann sie, doch zum Glück hatte ich Sicht auf das Post-It, wo meine Adresse notiert wurde, und so konnte ich korrigierend eingreifen. Schlussamend stand dort Canépa, und nach einer letzten Verschiebung des Akzents auf den richtigen a («Nenei, ufem erschte, nid ufem zwöite!»), konnte ich dann noch Wegelin buchstabieren, was anscheinend nicht ein derart geläufiger Name ist, dass man ihn einfach so aufschreiben könnte, und so schien endlich alles in Ordnung zu sein.

Nach einer knappen Viertelstunde, die ich im Wartezimmer verbracht hatte, wurde ich gerufen. Aber nicht zur Zahnprofilaxe. «Dir loset», hiess es, «mues das aues bir Adrässe derbi sy? Es isch z’läng für üses System, i cha das nid so ygä!» Jänu. So lassen Sie das mühselig zusammenschusterte Cánepa Wegelin halt igottsname weg, für Sie wohne ich dann einfach c/o Häfliger. Die Post wird auch so ankommen.