Grüessech, uf Widerluege!

Wahnsinn und Leitschbihd sind die Worte, die mich durchzucken, wenn ich daran denke, was ich soeben an der Migroskasse erlebt habe. Noch nie – nie! – wurde ich derart – derart!! – schnell – SCHNELL!!! – bedient wie heute Abend in der Eigerplatz-Migros. Ich hatte kaum den letzten Artikel auf dem Band deponiert, da nannte mir die unbegreiflich speditive Dame hinter der Kasse auch schon den geschuldeten Betrag. Staunend streckte ich ihr erstmal die Kumuluskarte entgegen, welche sie mit gewiefter Routine in absurder Geschwindigkeit erfasste, und bezahlte. Beim Einpacken wurde mir bewusst, WIE SCHNELL das ganze vonstatten gegangen war und so konnte ich es mir nicht verkneifen, das charmante Fräulen darauf hinzuweisen: «Dir sit itz aber ungloublech speditiv gsi, i ha gloubs no nie sone schnäui Kassierere atroffe!» gestand ich ihr und auch die Dame am Förderband hinter mir bestätigte meine Aussage mit einem zustimmenden Raunen. «Ehja, u öppe no chli im Stress», entgegnete mir Mrs. Superspeed lächelnd aber leicht gehetzt, derweil sie bereits die nächste Kundin abfertigte.

Ich möchte nur betonen: Selbst wenn ich mich als Amateurrobocop versuche, werde ich nie im Leben auch nur annähernd einen Bruchteil der Bearbeitungsgeschwindigkeit dieser übermenschlichen Kassiererin erreichen! Also: So glatt es auch ist, Kunden ihre Waren selber scannen zu lassen: eine echte Kassiererin wird man nie und nimmer ersetzen können. Basta.

PS: Wer mich rügen will mit dem Hinweis, man sage nicht Kassiererin, sondern Kassierin, dem präsentiere ich einen Essay unseres Freundes Konrad Duden.

Weiswein

Glühwein kennt man ja, insbesondere zu dieser Jahreszeit, die von den kalten eine ist; der Glühwein bringt kalte Glieder auf Touren und Zungen zum Glühen, wenn er unmittelbar genossen.

Ebenso ein Begriff dürfte der Rotwein sein; gerne zu Mahlzeiten genossen, bisweilen aber auch ohne zusätzliche Mahlzeit ein Genuss, gehört er zu unserem Kulturgut wie der Rütlischwur und die Bettflasche.

Der Kenner weiss: Zum Apéro gönnt man sich ein Gläselein Weisswein; Yvorne, Epesses, Fendant, Johannisberg und Heida, wie sie alle heissen. Wer’s mag, dem ist’s Genuss.

Selbst den rosenroten Wein gibt es, beispielsweise den Rosé Gamay. Auch ihn trinkt mancher Zeitgenosse gerne, auch er hat somit seine Daseinsberechtigung.

Eines aber ist allen Weinen gemein, wenngleich in unterschiedlichem Ausmasse: der Alkohol. Und der gebildete Mitmensch weiss: Aukohou macht d Bire hou, zu Deutsch: «Übermässiger Alkoholkonsum kann ihr Denkvermögen beeinträchtigen». Jedoch! Fürchte dich nicht, denn die Rettung ist nah! Mit jenem Getränk, das vorzustellen ich Dir, Leser, Leserin, nun gedenke: Dem Weiswein:

Er macht dich weise, je mehr du dir von ihm einverleibst, zumindest macht das der Name glauben. Mit einem gehörigen Schluck Weiswein intus stellst du wohl sogar Gandalf, den Weisen in den Schatten. Drum trinke ihn nur recht oft, den Weiswein, auf dass du weise werdest!

Was lernen wir daraus? Folgendes:

Es kommt einer Sünde gleich, montagabends den Besuch der Monday Big Band Jazz Night im Huerebibeli zu verpassen, denn ohne sie erlebt man nichts und hat entsprechend wenig zu schreiben.

Gute Nacht!

Groove: Die beste Medizin

Kränkelig fühlte ich mich allenthalben, am Montagabend, und wusste nicht so recht, wie es mit mir weitergehen sollte. Ich werweisste: Bleibe ich zu Hause, kuriere mich mit Wadenwickeln und bitterer Medizin, damit ich mich morgen wieder ins Büro schleppen mag und nach einem verpatzten Wochenstart halbherzig in die Tasten greife? Oder fasse ich mir ein Herz, nehme den weiten weg ins Hübeli auf mich, gönne mir heisse Rhythmen, die mir sicherlich mehr einheizen als der heisseste Kamillentee, damit ich morgen voller Elan programmiere, was das Zeug hält, den besten Code meines Lebens® schreibe und also nicht nur glücklich bin, sondern damit auch unsere Kunden glücklich mache?

Zugegeben: Eine rhetorische Frage. Mein Herz fasste ich mir allerdings erst, als das Swiss Jazz Orchestra mutmasslich bereits zu spielen begonnen hatte, und kam darum viel zu spät. Ich sagte mir, wenn’s mich putzt, dann will ich die letzte Ölung wenigstens bei guter Musik erleben! Im ersten Set erwischte ich dann nur noch 2 ½ Stücke, merkte aber schon nach den ersten Takten, dass meine Entscheidung die goldrichtige gewesen war: Mein Herz ging auf und der Schnupfen schwand, so eine Groove Night tötet eben alle Bakterien zuverlässiger als Novartis und Ciba-Geigy zusammen! Das obligate Bärner Müntschi in der obligaten Pause – welche diesmal etwas länger dauerte, da sich der den abwesenden Till Grünewald ansagetechnisch vertretenden Adi Pflugshaupt gemäss eigener Aussage die Ansagen fürs zweite Set noch aus den Fingern zu saugen hatte – das Müntschi, sagte ich, sollte sein übriges dazu tun, was es auch tat.

Nur hatte ich die Rechnung ohne den für den Abend musikalisch verantwortlich zeichnenden Philip Henzi gemacht: Hatte der Schlingel als zweitletztes Stück des Konzerts doch tatsächlich den Oberturbinenklassiker Give It Up von Randy Brecker aus dem Fundus gekramt! Give It Up! Was kann es Besseres geben, um einen Schnupfen loszuwerden!? NICHTS! Es ist das Allheilmittel schlechthin! Ich fühle mich noch immer derart fit, ich glaube, ich geh› nachher schnell einen Baum ausreissen.

Mein innerliches Mitgetanze – äusserlich verhielt ich mich absolut unauffällig – mag wohl seinen Anteil an meinem Entschluss gehabt haben, indem es meine Hirnzellen so richtig durchschüttelte. Der Entschluss, den ich fasste, lässt sich in wenigen Worten zusammenfassen: Für jedes mal, da das SJO Give It Up spielt (und ich am Konzert anwesend bin) unterstütze ich das Wema-Kit-Projekt, pardon: We-Make-It-Projekt mit weiteren 50 Fränkli. Einfach so, weil Give It Up MINDESTENS sövel wärt ist. Ich schlage vor, du, Leser, Leserin, tust es mir nach.

Hossa!

SJO zum Elften!

Die Saison ist eröffnet! Die sage und schreibe Elfte (für mich leider erst die siebente, wie ich meinem ersten Beitrag zum Thema entnehme)! Das Swiss Jazz Orchestra rettet uns wieder durch die dunkle Jahreszeit und konzertiert fortan bis im Mai jeden Montagabend im Huerebibeli, um allen Jazzliebhabern den Start in die Woche zu erleichtern!

Zu recht. Es sollte das ganze Jahr über Saison sein, denn es erleichtert den Wochenstart ungemein, und nicht nur das: Ein Montagabend im Hübeli darf durchaus als lehrreiche Veranstaltung bezeichnet werden. Ich zum Beispiel habe gestern folgendes gelernt:

  • Tobias Friedli macht an seinen Trommeln und Becken wirklich Musik, das ist kein sinnloses Draufgehaue! Ganz grosses Kino!
  • Der Bruder von Thad Jones hiess Elvis Jones. Meine Schlagzeugunterrichtshefte enthalten also allesamt Druckfehler.
  • Tobias Friedli ist fantastisch!
  • Sopransax ist wunderschön, und immer melancholisch. Ganz der Ludmilla entsprechend.
  • Hab ich schon erwähnt, dass ich ein grosser Fan von Tobias Friedli bin?
  • Ein Bärner Müntschi kostet im Bierhübeli nach wie vor CHF 6.50, was angesichts der Flaschengrösse von 33 cl als viel erscheinen mag (und gerne erinnern wir uns an einen Beitrag auf diesem Blog vom 17. Dezember 2007), sich vor dem Hintergrund der exzellenten Bierqualität jedoch relativiert, wobei hier nicht weiter vertieft werden soll, ob es korrekt ist, eine Volumenangabe als «Grösse» zu bezeichnen.
  • Ach ja: Tobias Friedli ist echt einfach eine Kanone am Schlagzeug!

Und zum Schluss noch dies: Wer das SJO, diese sensationelle Big Band, unterstützen will, der und/oder die geht erstens jeden Montag Abend brav ins Bierhübeli und Applaudiert artig, und zweitens hilft er und/oder sie mit, den zehnten Geburtstag zu sponsorn! «Crowdfunding» (in etwa: HaufenFundierung) nennt sich dieses neudeutsche Zeug, bei dem idealistische Spender ihr sauer verdientes Geld einem Projekt spenden, das sie für würdig erachten, ihr sauer verdientes Geld gespendet zu bekommen. Ich bin so ein Idealist, habe mein bescheidenes Scherflein bereits beigetragen und hoffe nun, eine signierte Geburtstags-Doppel-CD dafür zu erhalten. Die erhalte ich aber nur, wenn auch die restlichen CHF 4’725.- noch zusammenkommen, also los, hopp! Spenden! Unter https://wemakeit.ch/projects/10-jahre-swiss-jazz-orchestra geht’s los!