Türkisches Kleinstwellenhammelfleischfladenbrot

Siehe, ich will dich, Leser, Leserin, einführen in die Wunderwelt moderner Fertiggerichte!

Bislang ging ich ja blind durch das Leben: Ich war überzeugt, in der Mikrowelle erhitze man gemeinhin Reis und vielleicht das Wasser für eine Fertigsuppe, wobei gesagt werden muss, dass ich meinen ersten Kontakt mit einer Mikrowelle im zarten Alter von schüchternen achtundzwanzig Jahren hatte und demnach auf dem Gebiet kurzer Wellen fürwahr nicht als Experte bezeichnet werden darf. Auch war ich der Meinung, einen Kebab kaufe man bei Mehmet oder Ali vom Dönerstand um die Ecke, und hier möchte ich anfügen, dass Mehmet seinen Dönerstand eigentlich gar nicht «um die Ecke» hat, sondern direkt bei der Weissenbühlhaltestelle des 3er-Trams, und dass ich keinen Ali kenne, der Döner verkauft. Jedenfalls habe ich mich im Bezug auf Mikrowellengerichte und Kebabbe (Kebabs? Kebaben? Solltest du den korrekten Plural kennen, melde dich!) eines Besseren belehren lassen müssen und zähle mich fortan zu den Sehenden, denn ich habe im coop mein Zmittag eingekauft.

Hierzu möchte ich die kurze Zwischenbemerkung einschieben, dass der coop eindeutig die grössere Auswahl an Fertiggerichten feilbietet als die Migros. Für mich als überzeugtes Migroskind ist es schwer, dies einzugestehen, aber ich besitze – und wer mich kennt wird dies ohne zu zögern bestätigen – die menschliche Grösse, in diesem Punkt dem coop den Punkt zuzusprechen.

Wo war ich?

coop hat also, wie gesagt, eine beeindruckend grosse Auswahl an Fertiggerichten. Und weil ich gerne mal etwas Neues probiere, liess ich mich verleiten, einen von «Abbelen’s kebab»s zwecks Stillung mittäglichen Hungers käuflich zu erwerben. Beschrieben ist die mit einem Foto eines appetitlich anmutenden Döners versehene bunte Verpackung wie folgt:

NEU/NOUVEAU/NUOVO: Fladenbrottasche mit Hähnchen-
fleischzubereitung, gegart, und leckerer Sauce
[…]
MIT PACKUNG
IN DIE MIKROWELLE
FERTIG IST DER KEBAB!

Zur Illustration hier noch ein Bild derselbigen:

Die Verpackung: Appetitlich und farbenfroh

Nun gut! Ein Kebab mit «leckerer Sauce» ist selten genug, und wenn schon lecker draufsteht wird ja wohl doppelt lecker drin sein! Also flugs in die Mikrowelle damit.

Das schöne an so einem Mikrowellengerät ist ja, dass bereits nach wenigen Sekunden ein *binnngggg* das Ende der Wärmzeit verkündet. Einem hungernden Magen kann somit innert kürzester Zeit Linderung verschafft werden.

*binnngggg* machte es, und ich öffnete die Packung. Es präsentierte sich mir folgender Anblick:

Er sieht prall gefüllt aus. Das lässt einiges vermuten!

Nicht schlecht! Der Duft von warmem Kebabfleisch stieg mir bereits in die Nase, und mein Mund war drauf und dran, sich mit Wasser volllaufen zu lassen, schliesslich meldete der Magen ununterbrochen «Hunger! Hunger!» Ich wollte ihn nicht länger warten lassen und entledigte den Döner endgültig seiner Verpackung, mit anderen Worten: Ich enthob die Verpackung ihres Inhaltes. «Behold!» spräche nun ein Engländer, ich aber schreibe: Jessesgott. Schau dir mal das an:

Das Innenleben. Oder eher die Innereien?

Dies ist der Moment, wo sich das Hungergefühl auf magische Art und Weise im Nichts auflöst und man sich urplötzlich satt fühlt, bevor man den ersten Bissen zu sich genommen hat. Das knackig-frische Gemüse suchst du auf dem Foto vergebens, auch in den tieferen Schichten der undefinierbaren Füllung ist es nicht zum Vorschein gekommen. Die Fotos des Essvorgangs erfüllen leider die eidgenössischen Hygienevorschriften nicht, so dass ich sie hier nicht publik machen kann, ohne eine Busse des Gesundheitsamtes zu riskieren. Ebensowenig darf ich wohl festhalten, dass mich die Masse zwischen den gummiartigen Brothälften eher an Gekotztes rezykliertes Essen als an Hähnchenfleisch mit leckerer Sauce erinnert. Und der Geschmack? Naja … sagen wir mal: Die versalzenen Teigwaren heute Abend schienen mir eher fad im Vergleich zum mittäglichen «Kebab».

E Guete.

Das Portemonnaie

Er hat herzlich gelacht heute, der roefe, als er mein altgedientes Portemonnaie gewahrte. Er erinnerte sich, es schon einmal von mir gezeigt bekommen zu haben, und fragte nach dem Loch. Ich wusste sofort, dass er nur das Loch im Münzfach meinen konnte, dessentwegen ich seit Jahren meine Münzen im Hosensack zu verwahren genötigt bin, und demonstrierte ihm gerne, wie man dort durchschauen kann und mit dem Finger grübeln. Als Antwort zog er lediglich stolz sein nigelnagelneues Portemonnaie hervor und präsentierte es auf dem Tisch: Frisch im Loeb gekauft habe er es, aber so sechzig, siebzig Franken müsse ich dafür schon rechnen.

Dini Mère rechne ich soviel Geld für ein popeliges Portemonnaie, ich will das Geld ja reintun und wie dem Mani Matter soll es mir denn auf keinen Fall ergehen, dass ich am Ende bloss mit einem leeren Gabatruckli dastehe, nur weil ich Unsummen in ein Geldaufbewahrungsbehältnis investiert habe, nei merci!

Trotzdem machte ich auf dem Heimweg noch einen Abstecher in den Loeb. Denn neidisch war ich geworden auf roefes Errungenschaft, und wollte endlich meinem alten Geldsäckel den wohlverdienten Ruhestand gönnen. Ich weiss gar nicht mehr, seit wann er seinen Dienst verrichtet, aber lange, lange ist’s jedenfalls her, seit ich ihn mir zum ersten Mal in die rechte Gesässtasche schoppte. Ich wurde aber nicht so recht fündig im Loeb, und versuchte deswegen mein Glück noch in der Marktgassemigros, jener Migros, wo ich schon mindestens drei Mal nach einem neuen Portemonnaie Ausschau gehalten hatte, mich bis jetzt noch mit keinem wirklich anfreunden konnte.

Bis jetzt.

Denn heute ist es geschehen, ich habe ganze neununddreissigfrankenneunzig in jenes Portemonnaie investiert, das mir nun während der kommenden zehn Jahre die rechte Füdlenbacke wärmen darf. Zur Feier des Tages habe ich wieder mal ein, zwei wunderschöne Papparazzofotos in gewohnt bestechender Qualität geschossen, die meinem ausgedienten Portmöneh nun zu uneingeschränktem Ruhm im Weltweitennetz verhelfen werden, denn siehe, hier ist es, das Alte:

Mein altes Portemonnaie, mit Klebeband geflickt

Und noch eins, hier mit Innenleben:

Aufgeklappt sieht’s nicht viel besser aus

Und zum Abschluss gönne ich dir, Leser, Leserin, noch einen Blick auf das Loch:

Hier flutschte schon so manche Münze hindurch

Fertig. Gute Nacht.

Ein «feiner» Zopf

Ich war also letzten Samstag in der Marktgassemigros, um einzukaufen. Denn die Haare schneiden lassen kann man sich dort nicht, und auch als Kino eignet sich ein Einkaufszentrum nur bedingt, weswegen ich auch nicht weiter mit ungewohnten Tätigkeiten, die man in einer Migrosfiliale tun kann, herumexperimentiert habe sondern mich auf den eigentlichen Zweck meiner Anwesenheit beschränkte, nämlich dem Einkauf einer Ente.

Eine Ente sollte es sein, denn mich gelüstete, das Rezept zu kochen, das im Kochbuch steht, das im Regal steht, das in unserer Wohnung steht, nur leider hatten sie keine Enten, die seien nach Weihnachten immer ziemlich schnell ausverkauft, und dann gebe es eigentlich keine mehr, so wurde ich aufgeklärt. Schade. So verlegte ich mich aufs Alternativprogramm, und auf der Suche nach den Hamburgerbrötli traf ich auf folgendes Schild mit Werbung drauf:

Ein «feiner» Zopf. Was auch immer das bedeuten mag.

Ich ward skeptisch. Es wird einem ein ««feiner» Zopf» feilgeboten? Wieso denn «fein»? Welche geheime bedeutung hat dieses Adjektiv im Migros-Jargon, dass man es in Anführungszeichen setzen muss? Ist der Zopf am Ende gar nicht so fein, wie dem Kunden weisgemacht wird?

Alle vorsichtigen und wohlüberlegten Miterdenbürger werden mir zustimmen, dass Augen-zu-und-weg die einzig vernünftige Reaktion auf so ein Plakat ist. Ich jedenfalls weiss, weshalb ich meine Züpfen nicht in der Migros kaufe, sondern selber backe! Da weiss man, was man hat! Es sei denn, man mischt den Teig im Zustand fortgeschrittener Müdigkeit und stellt am nächsten Tag fest, dass wohl mehr als die Hälfte des Mehls Ruchmehl war. Aber, wenn ich ehrlich sein darf, schmecken tut sie trotzdem, die Neueste.

Musikalische Kugeln

«Die mache de Musig», belehrte mich das charmante Kassenfräulein gestern Abend in der Migros, als sie die Packung mit den Mozartkugeln über die Piepsmaschine gezogen hatte. Ich schaute sie einigermassen verständnislos an, was sie zu weiteren Erklärungen veranlasste: «Da isch e CD derby, vom Mozart. Das het mr mau e eutere Maa gseit». Achso, auf die beiliegende CD spielte sie an! «Das isch ja schön u guet, aber mir geit’s nume um d Chugle», konnte ich sie beruhigen, schliesslich ist von so einer Ich-liege-einer-Packung-Mozartkugeln-gratis-und-franko-bei-CD wohl nicht sehr viel zu erwarten, und so freut man sich denn beim Erwerb des Konfekts auch mehr auf das Pistazienmarzipan als auf Mozart’sche Arien.

Trotzdem trällern momentan gerade der Figaro und der Pa-Pa-Pa-Pa-Papageno mit der Königin der Nacht um die Wette, die vom Don Giovanni soeben aus dem Serail entführt worden ist. Du siehst, auf dieser CD ist alles drauf!

Und zum Schluss noch dies: Mein GA ist eingetrudelt … morgen geht’s ab auf den Zug, der Sonne entgegen! Hier noch ein Foto davon in der bewährt-grottenschlechten Original-Paparazzo-Qualität:

Dies Plastikkärtchen berechtigt zur freien Fahrt erster Klasse

Oh, wie buuchet mir dr Glutz, oder: Echli überfrässe hei mr is de no geng

Es war wieder mal so ein Sonntag zum Nichtstun. Den ganzen Tag fast habe ich verschlafen. Und nun, zum Erwachen sozusagen, habe ich mich in die Bahnhofmigros gewagt. Schliesslich braucht man für ein deftiges Raclette auch Speck, und der war gerade ausgegangen.

Weshalb aber, so fragte ich mich schon während des Eintretens in den Laden, müssen alle Leute immer am Sonntagabend genau in der Bahnhofmigros einkaufen? Können die das nicht während des Tages machen? Oder an einem andern Ort? Im Coop zum Beispiel, oder in der anderen Bahnhofmigrosfiliale? Und dann wissen sie nie, was sie wollen, schtürcheln und schtogeln im Laden umenand, grübeln in den Regalen und können sich doch nicht entscheiden, stehen mir im Weg und versperren den Zugang zur Kasse.

Ich rege mich da jeweils tierisch auf, und das ist schlecht für den Kreislauf, der nun einenweg wieder aufs Höchste gefordert ist, mit den Unmengen von Käse, bei deren Verdauung er mitzuwirken hat. Ich glaube, ich lege mich mal hin. Im Liegen ist ein geplatztes Bauchfell angenehmer als im Sitzen.