Der Faust

Ich hatte im letzten Beitrag ja bereits so etwas angetönt, und nun mache ich meine Drohung wahr und berichte davon.

Die RBB macht ein Theater, und was für eines! Wir wurden vom Stadttheater Bern engagiert, um in der Inszenierung von Goethes Faust mitzuwirken. Und nun untermalen wir das Stück also zwischendurch musikalisch-fulminant. Die Kritiken in der Tagespresse mögen das Stück zwar nicht über alle Massen rühmen, aber eines ist ihnen allen gemein: Die RBB wird gelobt, und das ist ja wohl mehr als Grund genug, sich selber ein Bild davon zu machen!

Aufgrund der kleinen Besetzung, in der wir auftreten, wechseln wir uns auf den Stimmen ab, und so kommt jeder mal zum Zug. Meine Züge fahren jeweils um 19:30 an folgenden Daten:

  • 27. September 2014 (Heute! Meine Premiere! Hossa!)
  • 21. Oktober 2014
  • 28. November 2014
  • 22. Januar 2015
  • 15. Februar 2015 (Die Dernière)

Da Stellwerk- oder Fahrleitungsstörungen bei meinen Auftritten eigentlich vorprogrammiert sind, hier noch die Daten, an denen ich nicht spiele, und die folglich garantiert fehlerfrei über die Bühne gehen:

  • 8. Oktober 2014
  • 17. Oktober 2014
  • 8. November 2014
  • 22. November 2014
  • 20. Dezember 2014

Voilà! Nächstes Mal dann vom zuckenden Spinnenbein. Man darf gespannt sein.

46.946927.438054

37.8 °C. Leider weder Wasser- noch Lufttemperatur.

Schon merkwürdig, eigentlich, was für einen Unterschied so ein lumpiges Grad Celsius machen kann. Vorausgesetzt, es kommt vom Körperinneren her. Mit 36.8 °C ist alles schön und gut, aber kaum dreht der Hypothalamus, dieser heimtückische Heizer, das Ventil um ein Grädchen rauf, ist fertig lustig.

Immerhin ermöglicht unsere moderne pharmazeutische Industrie es mir, dem fiebrigen Dämmerzustand zu entfliehen. Hiess es im Mittelalter wohl: «Fieber? Aderlass, so lautet heutzutage das Gebot der Stunde: «Fieber? NeoCitran©®™ Und siehe!, es wirkt bereits! Der Schweiss dringt mir aus allen Poren, dass Gott erbarm, und das kann nur eines bedeuten: Mein Heizer, Herr H. Ypothal-Amus, hat auf Geheiss der novartis’schen Pharmazeutika die Körperkernsolltemperatur auf ein erträgliches Mass reduziert und so befinde ich mich nun im Zustande der Kühlung.

Völlig doof, eigentlich: Zuerst heizen, wie ein Wald voller Affen, dann schwitzen wie derselbe, nur, um am Ende wieder bei 0, bzw. um die 36.5 °C, zu landen. Das ist ja genau so, wie wenn Du im Haus die Heizung aufs Maximum stellst und dann merkst: «Öu blöd, heiss!» und dann die Fenster aufreisst, um Dir Linderung zu verschaffen. Völliger Energieirrsinn. Also, ich persönlich werde wohl niemals das Minergielabel erhalten.

Aber merkst Du, wie ich gesprächig werde? Wohl geht meine erhöhte – und mittlerweile künstlich gesenkte – Temperatur mit einer ausgewachsenen Logorrhoe einher! Das trifft sich gut, denn ich habe viel zu erzählen: Da wäre zuallererst natürlich der Faust am Stadttheater Bern (der wo gestern Premiere hatte, die ich mir natürlich nicht entgehen liess), dann könnte ich die Geschichte von der Spinne und dem zuckenden Bein erzählen, oder mich über mein geflicktes Velo freuen!

Aber ich glaube, das hat Zeit bis zum nächsten Beitrag. Da ich ja nun ans Bett gefesselt scheine (übrigens e sehr guete Momänt – zwei Tage vor meinen Ferien!), habe ich Zeit und Musse, mir die Langeweile zu vertreiben. Wenigstens etwas Gutes am Ganzen.

Gute Nacht!

46.9393527.444479

Abgeben! Marsch!

Es ist eine freudige Zeit für die Menschheit, zumindest für jenen Teil der Menschheit, der aus mir besteht. Denn ich habe einen Marschbefehl erhalten.

Nicht für jeden Schweizer ist ein Marschbefehl freudige Post, und normalerweise ist es auch für mich kein Anlass zu Freudentänzen und ausschweifenden Feiern. Dieser Marschbefehl jedoch ist anders. Es ist nämlich nicht irgend ein Marschbefehl, sondern ein ganz besonderes Exemplar. Auf diesem hier steht gedruckt: «Anzug: ZIVIL«. Und als ob dies noch nicht genug wäre, befanden sich im Couvert haufenweise Beilagenblätter. Diese instruieren mich, wie ich korrekterweise meinen ganzen Plunder abzugeben habe!

Endlich ist es also soweit, ich darf abgeben! Das heisst … noch nicht gleich. Erst am 27. November dieses Jahres, um 9:30 Uhr, wird es soweit sein. Und obwohl das als eine sehr lange Wartezeit erscheinen mag, bin ich doch froh über den langen Vorlauf, denn ich habe vor der Abgabe noch etwas zu regeln: Die Rückforderung des geleisteten Wehrpflichtersatzes anlässlich der Dienstverschiebung aus dem Jahre 2006. Damals wollte ich nicht Dienst am Vaterlande leisten, sondern zog es vor, mit der RBB an den Whit-Friday-Umzügen in Saddleworth, England teilzunehmen. Zu Recht, wie ich meine.

Also, die Rückforderung: Wie fordert man sein sauer verdientes Geld zurück? Die Antwort liegt auf der Hand: Man fragt das Internet. Ich habe mich also auf der Website der Armee schlau zu machen versucht, wie ich vorzugehen hätte, jedoch keine Antwort auf meine konkrete Frage gefunden. Also entschied ich mich für die nächstbessere Variante, nämlich einen Anruf auf die Hotline.

Und dies sollte ein Abenteuer sondergleichen werden. Siehe, staune:

«Brügger», empfing mich eine Stimme, die mir sofort bekannt vorkam. Dasch doch dr Chrigu! schoss es mir durch den Kopf, und meldete ich mich langsam und betont deutlich: «Grüessech, mi Name isch Manuel Friedli.» Mit einer langen Pause liess ich die Worte durch die Telefonleitung auf das Trommelfell und das Bewusstsein meines Gesprächspartners einwirken. Der reagierte aber bloss mit einem nüchternen «Grüessech …», ohne weiter auf meine ostentative Vorstellung einzugehen. Da konnte ich endgültig nicht mehr an mich halten und frug frech: «Bisch du dr Chrigu!?», denn auch das Grüessech wurde mit einer derart bekannten Stimme geäussert, dass ich mich einfach nicht irren konnte, und tatsächlich: Er war es! Lediglich dem Umstand, dass er mich nicht im ersten Augenblick erkannt hatte, verdankte ich es, einer allumfassenden Verarsche zu entgehen, was mich im Nachhinein erleichtert. So plauderten wir einfach ein Weilchen unbeschwert über Gott und die Welt, ich erfuhr, dass er soeben seinen letzten WK absolviere und lachte ihn ein wenig aus, da ich meinen Letzten schon vor 3 (DREI!) Jahren geleistet hatte, schilderte dann aber mein Begehr und er gab mir die nächste Nummer, die ich anzurufen hatte.

Und tatsächlich war ich nach einem weiteren Telefonat schlauer und werde also meine Erkenntniss nun im grossen, weiten Netz öffentlich darstellen, auf dass jedermann fortan wisse, wie er sein Geld zurückbekomme:

Man schicke sein Dienstbüchlein mit einer kleinen Begleitnotiz an eine bestimmte Adresse, und schon sollte alles seinen Gang nehmen. Die Notiz könnte in Etwa so aussehen:

Sehr geehrte Damen und Herren

Ich habe einen WK verschoben und musste zahlen und will nun mein Geld zurück weil ich nämlich jetzt alle Tage geleistet habe und bitte überweisen Sie den Zaster auf mein Konto und zwar lautet das 30-123456-7 und ist bei der Post und Merci und Gruss.

Meine Notiz war selbstverständlich ungleich eloquenter. Wichtiger ist sowieso, dies an die korrekte Adresse zu adressieren. Und diese Adresse ist die folgende:

Wehrpflichtersatz
Papiermühlestrasse 13 g
3000 Bern 22

Und nun warte ich auf mein Geld und bete und hoffe, dass mir die werten Herren der Militärfinanzabteilung mein Dienstbüchlein rechtzeitig zurückschicken, denn ich wiederum muss es bis spätestens am 24. September den Herren von der Militärplunderrücknahmestelle zusenden, und ganz so extrem lange dauert es bis dahin ja auch nicht mehr … wir werden sehen.