Metall im Gesicht

Als ich gestern spät am Abend, als schon der Schibützu dür ds Gochlimoos, aber nein, so war’s nicht. Nur spät am Abend, ohne Schibützu. Als ich, so sagte ich also, gestern spät am Abend im Tram nach Hause sass, da waren da noch zwei andere im Tram, redend ins Gespräch vertieft, von denen der eine mir immer noch nicht aus dem Kopf gehen will. So ein junger, kleiner, vielleicht 15 Jahre jung, gut, es mögen eventuell 18 gewesen ein, oder 20 oder auch mehr, jedenfalls war das so ein junger, einer von denen, wie man sie heutzutage allenthalben sieht und nicht weiss, wie alt sie sind. Jedenfalls hatte der so etwas an der Lippe, ich konnte zuerst nicht richtig erkennen, was es war, mich dünkte, es sei ein gar garstiges Büggeli, und fast hätte er mir leid zu tun begonnen, jener junge Mann, bis ich schliesslich erkannte, ja: erkennen musste, dass es sich bei diesem schier tumorartigen Gebilde um ein Piercing handelte. Ein grosses Exemplar, ein gigantischer Metallbollen sozusagen. Daraufhin nahm ich diesen Menschen genauer unter die Lupe, und entdeckte, dass auch in seiner Nase so ein metallener Stecker steckte, ein Ring, um genau zu sein.
Wie isst der, ohne zu söifern? Wie trinkt er, ohne zu rünnen? Wie atmet er, ohne zu pfeifen? Wie schnäuzt er, ohne zu spritzen? Wie redet er, ohne zu lispeln? Wie schnuppert er, ohne Metallgeruch zu riechen? Wie küsst er, ohne sich zu verheddern? Wie putzt er sich die Zähne, ohne zu klimpern? Und: was macht der arme Teufel, wenn er mal auf dem Gipfel des Matterhorns in ein Gewitter gerät? Den Eispickel fortzuwerfen, mag wohl kaum genügen!

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