Gymnasiascht? Das stimmt äuä nümme, oder?

Das Wartezettelchen mit der Nummer 019 trug den Zeitstempel 10:12. Die Schalterhalle verlassen habe ich um 10:55. Ich habe also 43 Minuten meines Lebens heute darein investiert, eine neue Identitätskarte zu bestellen.

Begonnen hat der ganze Prozess mit dem Anfertigen standardkonformer Passbilder. Es darf heutzutage nicht mehr gelacht, gelächelt oder gegrinst werden. Der Kopf muss gerade und Aufrecht in die Kamera blicken. Schattenwurf ist verboten. Brillen muss man entfernen, um Reflexionen zu vermeiden. Eine Brille trage ich ja kaum mehr, also war mir diese Hürde bereits automatisch aus dem Weg geräumt. Den Schattenwurf hatte ich ziemlich im Griff, und als ich mir dann vorstellte, wie lange ich noch zu warten hatte, und welchen Geldbetrag mich dieses kleine Stück Plastik, das ich da zu beantragen gedachte, kosten würde, ist mir auch noch das letzte Grinsen vergangen. Eigentlich war es mir das schon, als ich mit Entsetzen feststellen musste, dass mich die 4 Passföteli (1 Schuss, 4 mal das gleiche Bild) sagenhafte 8 Franken kosteten. Die nehmen’s wirklich von den Läbigen.

Nach 35 Minuten Warten blinkte das Nümmerli auf, das sich mit dem Nümmerli auf meinem Wartezettel deckte, und der Herr Burri, der mich bediente, war freundlich und erkundigte sich, ob ich denn immer noch Gymnasiast sei, und ich konnte erwidern, dass nein, ich studierte seit 2002 an der Uni Bern Informatik. So weiss die Stadt nun also wieder Bescheid über mich.

Der Herr an der Kasse meine, «Chömet nume, i bi grad bi nech», derweil er penibel Wartezettelchen nach Nummern sortierte. Schliesslich kassierte er doch noch die 70 Franken aus meinem Portemonnaie, und ich war entlassen.

Zwar kopfschüttele ich immer noch ob der langen Wartezeit, aber Dänu hat mir versichert, schon mal geschlagene zwei Stunden gewartet zu haben. Und laut Dezi muss man für den Besuch auf dem italienischen Konsulat einen ganzen Tag einplanen. Demnach kann ich mich wohl glücklich schätzen, der Bürokratie noch vor dem Mittagessen entronnen zu sein.

107 Tage

Um genau zu sein: 107 Tage, 1 Stunde, 43 Minuten und 38 Sekunden, das war die bisherige längste ununterbrochene Uptime meines Servers. Seit heute, 12:34:00 MESZ ist dieser Rekord gebrochen. Wenn’s nun einen Absturz gibt, muss ich nicht mehr zu Tode betrübt sein 🙂 .

Obenohneschläfer in Bolligen

Eine Zugfahrt, die ist lustig, eine Zugfahrt, die ist schön, und wenn ich mit solch einem geflügelten Wort meinen Eintrag beginne, sollte ich wohl auch ein stichhaltiges Argument für meine Behauptung nachliefern. Das stellt kein Problem dar.

Fährt man selbdritt im letzten Regionalzüglein, spät des Nachts, von Boll nach Bern zurück, so findet man sich zwangsläufig in hitzige Diskussionen verstrickt, bis man in Bolligen einfährt. Dort verkündet dann plötzlich der Hubi — oder war’s Corni? — «Hehe, lug mau zum Fänschter us!», und tatsächlich, schaut man dann zum Fenster hinaus, so offenbart sich einem ein Anblick, den man wahrlich geniessen muss: auf den Wartestühlen sitzt ein junger Mann, oben ohne, in sich zusammengeklappt, augenscheinlich einigermassen gemütlich schlummernd. Die Ruhe selbst, reinster Friede auf Erden strahlt von dieser Person aus, und trotzdem kann ich mich nicht eines einigermassen heiteren Lachens erwehren.

Daraufhin rührt sich der Schläfer und wacht auf, währenddessen der Zug leider schon wieder anfährt und die komische Szene verlässt. Der Jüngling im Abteil neben uns amüsiert sich über den Schlafenden ebenso wie über uns, was unschwer an seinem Grinsen und seinen wiederholten belustigten Blicken in unsere Richtung zu erkennen ist.

Ob der Bahnhofschläfer nicht fror? Ob er nicht viel lieber in einem gemütlichen Bett seine Nachtruhe genossen hätte? Ob es ihm nicht viel besser bekommen wäre, das letzt Bier eben nicht mehr zu trinken? Solche und ähnliche Fragen zirkulierten durch meine Hirnrinde, und zöge es mich nicht mit aller Macht zu meinem Kopfkissen hin, so zirkulierten sie wohl immer noch.

Gute Nacht.

Identitätslos

Auf den Tag genau ist’s heute einen Monat her, dass mir vor 10 Jahren eine neue Identitätskarte ausgestellt wurde. Das bedeutet, dass es auf den Tag genau heute auch einen Monat her ist, dass ich ohne gültige Identitätskarte auf der Erdoberfläche umherwandle.

Ob das wohl ein Problem darstellt? Ich denke es nicht. Höchstens, wenn ich demnächst mal im Eclipse eins ziehen gehen will. Das ist aber eher unwahrscheinlich, schliesslich habe ich im Prozentbuch keinen Gutschen mehr dafür, und sowieso ist das Eclipse grundsätzlich böse.

Trotzdem sollte ich mich wohl mal um Erneuerung kümmern…

Die neue Velostation

Aah, ich habe nun meinen eigenen Parkplatz. Ach, was sage ich da, es ist ein ganzes Parkhaus, das mir zu jeder Tages- und Nachtzeit offen steht! Das ist ein herrliches Gefühl.

Okay, ich habe es nicht für mich alleine, ich werde es mit Corni teilen, und mit den anderen 98 Leuten, die sich heute zum Einführungspreis von 100 Franken die Jahresparkkarte zur neuen Velostation am Bahnhof geleistet haben. Und mit all den unzähligen weiteren Personen, die später noch dazu kommen werden. Aber jedenfalls bin ich nun ausgerüstet, um mein Fahrrad sicher überwacht und am Schärmen unterstellen zu können, wenn ich mal in der Stadt sein sollte.

Und das sollte ich durchaus des öfteren sein. Gerade heute wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass nun, da die Christoffelunterführung im Umbau sich befinden tut, just vor jener abtrennenden Holzwand mit den gläsernen Guckerchen alle zwei Wochen oder so ein anderes Geschäft billige Ware feil bietet. Zur Zeit ist das ein Kleidergeschäft, und prompt fand ich zwei echte Schnäppchenhemmli, die sich mir um den Hals warfen und mich umwarben, bis ich mich schliesslich erweichen liess und das Portemonnaie zückte, denn nun, da ich bei jedem Zmittag Unsummen zum Essen ausgeben muss, kommt es auf die paar lumpigen Fränkli auch nicht mehr drauf an.