Kleiderwahl: mangelhaft. Timing: fast perfekt.
Ich wagte mich heute Morgen kurzärmelig und -beinig aus dem Haus, schliesslich ist’s in den letzten Tagen so schön sommerlich warm gewesen, dass ich dachte, das gehe nun für immer so weiter. Nach den ersten wenigen Metern zog es mir aber ugantelig früsch um die Wadli, und die Gischt der unzähligen Wasserglunggen spritzte bis ans kurze Beinkleid hoch. Was söu’s, sagte ich mir, und fuhr unbeirrt weiter, bis ich beim Bärenplatz falsch abbog. Aus lauter Gewohnheit befand ich mich, beinahe ohne eigenes Zutun, in der Spittelgasse und radelte Richtung Bahnhofplatz. Aber nicht lange: der Bahnhofplatz, so musste ich lernen, ist hermetisch abgeriegelt. Man hätte den G8-Gipfel auch gleich dort stattfinden lassen können, denn es gibt kein Durchkommen mehr. Baumaschinen pflügen nun den gesamten Platz um, reissen Tramschienen aus dem Bett und Oberleitungen vom Himmel, stets streng bewacht von den unerbittlichen Verkehrsdienstlern im gelben Wams.
Ich machte also Kehrt, und wollte durch die Bundesgasse via Hirschengraben versuchen, zur Uni zu gelangen. Auch der Hirschengraben ist aber gesperrt, was mich dazu zwang, das Velo im Hosensack zu verstauen und mich unauffällig unter die Fussgänger zu mischen, bis ich den Schanzenstutz erreicht hatte. Dort bemerkte ich dann das fast perfekte Timing: es begann zu tröpfeln, zuerst nur leicht, aber streng monoton zunehmend. Da ich keine Lust auf Nässe habe, wenn das Wasser nicht mindestens 28.5°C warm ist — einige Leute nennen mich Gfröörli, ich sage dem vernünftig –, pedalte ich, was die Beine hergaben, und im Nu hatte ich mein Velo ans Schloss und mich an den Schärmen gebracht. Ich sagte ja: fast perfektes Timing!