Jäger des unerwarteten Schnäppchens

Ich muss erzählen, denn so etwas passiert einem nur alle Jubeljahre einmal. Höchstens.

Beim sinnlosen surfen durchs weltweite Netz hat es mir ein Youtube-Video derart angetan, dass ich mich in meine unbeschwerte Kindheit zurücksehnte, wo ich Nachmittage lang gelegölt habe. «Gelegölt» ist das Partizip perfekt von «legölen» (und nicht etwa: «legegölt», wie man ebenfalls vermuten könnte), und es bezeichnet eine der besten Tätigkeiten, die ein Junge tun kann.

Jedenfalls weckte dieses Video das Kind in mir und ich begann, mich im Internet schlau zu machen, was heutzutage angeboten wird auf dem Markt der Plastikklötzchen. Meine Suche führte mich zum LEGO-Technic-Modell 42009, einem grossen, schönen, gelben Schwerlastkran bestehend aus 2606 Teilen, Zielaltersgruppe 11 bis 16 Jahre, also genau meine Kragenweite.

Für läppische 259 Schweizer Franken wurde der online feilgeboten, als ich mich letzte Woche umsah, und das hielt mich davon ab, gleich den «Kaufen»-Knopf zu klicken. Nichtsdestotrotz gärte der Wunsch in meinem Innersten weiter, und als ich dann am Freitag vor einer Woche zufälligerweise am Ryfflihof vorbeispazierte, zog es mich magisch hinein und schnurstracks zur Spielwarenabteilung.

Ich musste ein wenig suchen, denn wie sich herausstellte, stand da nur noch genau eine Schachtel des Krans im Regal. Allerdings machte mich der Preis stutzig: 199 Franken? Nur? Konnte das dann wirklich das richtige Modell sein? Ganze 60 Franken weniger als im Internet? Ich konnte es mir nicht erklären und wurde wiederum vom Kauf abgehalten. Allerdings notierte ich mir akribisch die Modellnummer und den Preis.

Als verantwortungsvoller Konsument stand mir der Sinn nach einer Zweitmeinung, weshalb ich mich aufmachte, im LOEB den Kran zu suchen. Tatsächlich, auch da hatten sie ihn, allerdings für 259 Franken. Ich fasste den Entschluss, nochmal ein Wochenende über die Investition zu schlafen, und mir am Montag früh gleich einen Abstecher in den Ryfflihof zu gönnen, um mein Portemonnaie zu erleichtern.

Was ich dann auch tat. Ein wenig bang war mir schon, schliesslich war am Freitag nur noch eine Kiste dagewesen, und auf so ein Schnäppchen waren wohl noch andere ausser mir heiss. Aber ich sollte Glück haben: Als ich am Montag vor dem LEGO-Gestell im Ryfflihof auftauchte, standen da ganz viele dieser Kräne, und mir wurde leicht ums Herz. Ich nahm eine Schachtel in die Hand, bewunderte die technische Meisterleistung und sah mich vor meinem geistigen Auge bereits beim zusammenbasteln. Ein letzter Kontrollblick aufs Preisschild– liess mich zusammenzucken. Hatte  es am Freitag nicht 199 Franken gekostet? Und was stand nun da?! Ja, es war eindeutig, die hatten den Preis übers Wochenende korrigiert!

Und zwar nach unten: 109.00 war da zu lesen, satte 150 Franken weniger als online oder im LOEB, und nochmal 90 weniger als am vorderen Freitag! Da nahm ich aber die Beine unter den Arm und spurtete wie vom Güegi gestochen zur Kasse! Eh, klar doch, bevor die sich das nochmal anders überlegen!

An der Kasse dann ging’s rund: Die Dame scannte mit ihrer Robocop-Laserpistole den Strichcode, und die Kasse meldete: SFr. 199.00. Für mich aber kein Grund zur Panik, denn in solchen Situationen pflege ich mein diplomatisches Gespür offen auf den Tisch zu legen und all meinen Charme zu mobilisieren. «Eh, das isch itz komisch, uf dr Packig steit aber 109 Franke», bemerkte ich, worauf die Verkäuferin: «Zeiget mau … hm, ja. Das isch e Fähler!» Ich erzählte ihr, wie ich am vorderen Freitag bereits da gewesen sei und ebenfalls 199 Franken gesehen hätte und mir dann gesagt hätte, dass ich am Montag nochmal käme und dann jetzt eben tatsächlich gekommen sei und mich natürlich riesig gefreut hätte, als ich gesehen hätte, dass es nur noch 109 Franken koste, und das sei ja schon sehr günstig und aber sie müsse das natürlich entscheiden und aber ich würde mich natürlich schon über einen günstigen Kran freuen und so. Wie gesagt, in solchen Situationen kann ich sehr diplomatisch, will sagen: wortreich und überfreundlich werden.

Die Verkäuferin bestellte per Telefon ihre Chefin her. Die kam auch prompt und nahm die Sache selber unter die Lupe. Als erstes kontrollierte sie das Preisschild. Hätte ja sein können, dass ich es selber angebracht habe. Hatte ich aber nicht, und das glaubte sie mir auch. Ob denn auch die anderen Packungen so angeschrieben seien, wollte sie wissen. «Eh, ja, mou, scho, das si si, momou», sagte ich, und schien sie damit ein klein wenig nervös zu machen. Jedenfalls bekam ich den Kran schliesslich für 109 Franken, und die Chefin wies eine andere Verkäuferin an, doch bitte sofort die Preisschilder aller Kräne überprüfen zu gehen.

Und so kam ich in den Genuss einen UUUUU günstigen LEGO-Kranes mit über 2600 Teilen. Mittlerweile habe ich ihn fertig zusammengebaut (6 Anleitungsbücher! 6!!!), und brauchte dafür insgesamt schon etwa 8 Stunden. Und der Kran ist super. Superschön, supertechnisch und supergünstig. Einfach supergeil.

Der gestiefelte K.

Es gibt Tiere, Hunde, zum Beispiel, die sind entweder tollpatschig oder Pechvögel, was aber auf das Gleiche hinausläuft: sie sind immer mal wieder verletzt. Und wenn’s für einmal nicht gerade das Kreuzband ist, dann wenigstens ein Schnitt in der Pfote. Und so ein Schnitt heilt am besten sauber und trocken, was sich – am Pfotenballen! – nur schlecht mit dem feucht-kühlen Herbstwetter verträgt. Die Lösung? Ein Hundeschuh, nach Möglichkeit hoch geschnitten, des umfassenderen Schutzes wegen.

Und so kommt es, dass bei uns zur Zeit der gestiefelte Köter herumspaziert. Siehe:

Hund mit Stiefel
Der gestiefelte Köter

Am Märit

Warum es mir ausgerechnet jetzt in den Sinn kam, und warum ich es nicht schon längst berichtet habe, das weiss ich weiss Gott nicht. Aber jetzt ist es mir in den Sinn gekommen, und darum berichte ich postwendend.

Allerdings ist da zuerst ein Exkurs vonnöten. Ich mag ja Exkurse sehr. Item.

Vor geraumer Zeit kam im schweizer Fernsehen eine Sendung. Reporter wars. Es ging jedenfalls um die anstehende Gripen-Abstimmung und insbesondere um eine ältere Dame, die fleissig Unterschrifen gegen dieses unsägliche Flugi sammelte. GSoA-Aktivistin ist sie, und mit ihren über 80 Jahren noch so fit, wie ich es wahrscheinlich niemals sein werde.

Jedenfalls machte mir diese Sendung, oder besser gesagt: diese Frau, gehörig Eindruck, und ich dachte mir: «Auso, die Louise Schneider, das isch mr no eini! Die fägt! Die hets im Griff! Di gfaut mr! Die macht das super!» und es reute mich ein wenig, dass ich damals meine Unterschrift nicht auf einen ihrer Bögen gesetzt hatte.

Wie gesagt ist diese Sendung vor einer ganzen Weile über den Äther gelaufen, nämlich am 18. Mai 2014, und in meinem Gedächtnis geriet die Frau Schneider deshalb ein wenig in Vergessenheit.

Und dann aber! Letzten Samstag war’s, und jetzt komme ich zum Kern des Pudels: Ich stand am Märit auf dem Bärenplatz und wartete und schaute mir die Leute an, die da des Wegs zogen, und plötzlich blieb mein Blick an einer älteren Dame haften. Augenblicklich durchzuckte es mich: «Das isch die vo denn usem Fernseh! Ke ahnig me, wi si heisst, aber di Frou isch dr füdleblutt Wahnsinn!» Und so tat ich, was ich sonst – schüüch, seriös u zrügghautend, wie es nun mal meine Art ist – niemals tue: Ich fasste mir ein Herz, steuerte auf sie zu und sprach sie an: «I kenne öich usem Fernseh! Dir sit doch da di Armeeabschaffere», sagte ich, mangels Erinnerung an ihren Namen, etwas unbeholfen. «Dir sit super, machet nume immer witer so! I wünsche nech aues guete!» brösmelte ich noch, und sie erwiderte: «Eeh, das isch mr no, dass me mis Gsicht ou nid cha vergässe», lächelte aber ein wenig und schien durchaus erfreut ob meines Zuspruchs.

Und so kam es, dass ich die legendäre Louise Schneider wirklich und wahrhaftig mit eigenen Augen gesehen, mit eigenem Mund besprochen und mit eigenen Händen gehändeschüttelt habe. Ein bisschen ehrfürchtig bin ich schon darob. Und der Frau Schneider wünsche ich grad nomau alles erdenklich Gute. Nächstes Mal trage ich ihr dann die Einkäufe nach Hause, wenn sie das gerne möchte. Es wäre mir eine Ehre.

Das Spinnenbein

Ich versprach. Und ich halte.

Es geschah vor nicht allzu langer Zeit in der Küche. «Määänu, da het’s e gruusigi Spinnele! Tue die wäg!» schalmeite es an mein Ohr, und weil Diskussion in dieser Situation ohne Funktion wäre, ging ich hin, die Lage zu erfassen.

Tatsächlich: Ein Weberknecht – der, wie ich soeben der Wikipedia (der Online-Enzyklopädie, nicht dem Asteroiden) entnahm, offenbar nur in Vorarlberg und in der Schweiz auch als Zimmermann bekannt ist – , hockte da am Boden und sinnierte wohl gerade über den Sinn des Lebens oder nahm sich sonst eine Auszeit vom strengen Alltag, denn er rührte sich nicht. Weil Weberknechte zu den wenigen Spinnen gehören, die anzufassen mir nichts ausmacht, witterte ich die Gelegenheit, mit heldenhaftem Auftreten zu punkten und schritt stramm auf den ungebetenen Gast zu. Ich gedachte, ihn am Beine zu packen um ihn sodann sanft zum Fenster hinauszubefördern, wie dies so meine Art ist.

Das mit dem Am-Bein-packen gelang mit auch recht gut, denn ich kriegte gleich deren zwei zwischen Daumen und Zeigefinger zu fassen. Der nächste Punkt des meisterhaften Plans misslang dann allerdings so gründlich, wie es nur geht: Auf mystische Art und Weise entfleuchte mir das Tier, und als ich verdattert nochmal genauer hinschaute, bemerkte ich, dass es ein Bein bei mir gelassen hatte, während es sich auf sieben leisen Sohlen hinter der Schrankabdeckung vor meinen groben Greifern in Sicherheit brachte.

Dies alleine wäre schon Grund genug gewesen, mir ein derart schlechtes Gewissen einzujagen, um mich eine Woche lang um meinen Schlaf zu bringen. Aber damit noch nicht genug: Das zurückgelassene Bein – einsam und schutzlos, wie es da auf dem Boden lag – mochte sich mit seiner Situation so gar nicht anfreunden und zuckte weiter munter vor sich hin. Eine gute Minute lang ruderte und strampelte es vergebens, als werde es von schwarzer Magie (mindestens!) oder einem bösen Zauber am Leben erhalten. Dermassen grauslich war dies Schauspiel, dass ich mich tatsächlich nicht mehr überwinden konnte, das bedauernswerte Bein mit blossen Händen würdig in den Kehricht zu befördern, sondern dafür Schüfeli u Bäseli bemühen musste. Eine Operation zum wieder-annähen scheiterte sowieso an der Absenz des Beinbesitzers.

Wenige Tage später tauchte das Tier dann erneut auf. Diesmal wurde ich ihm mit der bewährten Glas-und-Postkarte-Methode Herr und entliess es über den Balkon endlich in die Freiheit.

Das also war die Schauermär des zuckenden Spinnenbeins. Damit Du aber trotzdem noch gut schlafen kannst heute Nacht, jetzt noch zu etwas komplett Anderen.

Es kam heute ein Tatort, wie das an Sonntagen üblich ist. Der Titel hiess «Wahre Liebe» und spielt absolut keine Rolle. Eine Rolle hingegen spielte da tatsächlich der Christian Kerepeszki! Der Christian Kere-wer? Oh Mann, natürlich der Christian Kerepeszki, der zur Zeit am Stadttheater Bern den Faust mimt! Na, wenn das kein Zufall ist! Ich jedenfalls hatte meine helle Freude, ihn auf einmal völlig unerwartet im Fernsehen zu sehen, nachdem ich gestern Abend noch mit (oder besser gesagt: hinter) ihm auf der Bühne gestanden bin.

Voilà. Gute Nacht.

Der Faust

Ich hatte im letzten Beitrag ja bereits so etwas angetönt, und nun mache ich meine Drohung wahr und berichte davon.

Die RBB macht ein Theater, und was für eines! Wir wurden vom Stadttheater Bern engagiert, um in der Inszenierung von Goethes Faust mitzuwirken. Und nun untermalen wir das Stück also zwischendurch musikalisch-fulminant. Die Kritiken in der Tagespresse mögen das Stück zwar nicht über alle Massen rühmen, aber eines ist ihnen allen gemein: Die RBB wird gelobt, und das ist ja wohl mehr als Grund genug, sich selber ein Bild davon zu machen!

Aufgrund der kleinen Besetzung, in der wir auftreten, wechseln wir uns auf den Stimmen ab, und so kommt jeder mal zum Zug. Meine Züge fahren jeweils um 19:30 an folgenden Daten:

  • 27. September 2014 (Heute! Meine Premiere! Hossa!)
  • 21. Oktober 2014
  • 28. November 2014
  • 22. Januar 2015
  • 15. Februar 2015 (Die Dernière)

Da Stellwerk- oder Fahrleitungsstörungen bei meinen Auftritten eigentlich vorprogrammiert sind, hier noch die Daten, an denen ich nicht spiele, und die folglich garantiert fehlerfrei über die Bühne gehen:

  • 8. Oktober 2014
  • 17. Oktober 2014
  • 8. November 2014
  • 22. November 2014
  • 20. Dezember 2014

Voilà! Nächstes Mal dann vom zuckenden Spinnenbein. Man darf gespannt sein.