Mondliechtli

Heute, knapp nach 23 Uhr, hatte es gleich rechts neben dem Mond ein kleines, helles Pünktchen. Mit etwas Fantasie sah es so aus, als hielte der Mann in Mond ein Räbenliechtli an einer Angelrute in den Himmel. Schön.

Zungen behaupten, bei dem Punkt habe es sich um den Saturn gehandelt. Wird wohl so gewesen sein, auch wenn ich keine Ringe erkannt habe.

Und zum Schluss noch dies: Geh ins Kino und schau dir Fracture an. Während des gesamten Films fallen, so ich mich denn korrekt erinnere, genau 4 Schüsse. Das ist nicht ein Bruchteil dessen, was man in Shooter erlebt. Doch mit dem Gehalt der Geschichte verhält es sich ziemlich genau umgekehrt proportional zur Schusszahl.

Musik! Mehr Musik, und lauter, bitte!

Es sei eine Manie, gewissermassen eine kreative Ejakulation, oder auch creative sexy time explosion, um es in Borats Worten auszudrücken, was ich hier veranstalte, wenn ich soviel schrübe, fand der Dezi. Ich kann mich nicht erwehren! Ich muss der Welt Kunde tun von meiner neuesten Errungenschaft!

Schon den ganzen Tag über sitze ich im Büro und geniesse Musik. Ich tänzel› und ich swinge zu Lionel Hamptons Vibraphon, ich schwelge zu Patent Ochsners Texten, ich groove zu Grand Mother’s Funcks Rhythmen, ich frohlocke zu den Klängen Carmina Buranas, wippe taktisch zu Züri Wests Liedern und ich rocke zu Queens Musik, und dies alles, ohne meine Mitbürolisten musikalisch zu belästigen, denn siehe: Für Fr. 19.90 habe ich mir heute «DJ Headphones» geleistet.

Ich bin begeistert ob der Wirkung: niemand sagt mehr: «Dini Musig isch so scheisse! Me sött dr mit emne Hamschter ids Chnöi fahre!», und keiner findet: «Chönntsch chli liisliger?». Trotzdem gehe ich in meinem Sessel ab wie ein Zäpfli, und ich kann mich kaum zurückhalten, möchte ich doch am liebsten lauthals mitsingen und umhertanzen. Letzteres verhindert aber das 3 Meter lange Kabel. Und ersteres verhindert meine gute Erziehung (und der zur Zeit nicht vorhandene Alkoholpegel).

Schau, weil’s so schön ist, darfst du einen Blick auf die Verpackung meiner neuen M-Budget-Kopfhörer werfen. Ist sie nicht schön?

Wechselwetter

Ich mag dieses scheinheilige Wetter nicht. Am Morgen strahlt es, als könne es kein Wässerchen trüben, am Nachmittag trüben bereits dunkle Wolken den Himmel, und am Abend plätschert ein Wässerchen aus demselbigen. Nun, plätscherte es lediglich, so beklagte ich mich nicht, wenn aber ein Gewittersturm erster Güte, mit Donnerblitz und Windgischt, durch die Stadt tobt, so sehe ich mich gezwungen, mein Fahrrad im sicheren Hafen ankern zu lassen, und für teures Geld die öffentlichen Transportmittel zu bemühen. Was das wieder an Zusatzkosten generiert!

Dabei muss ich mir doch heute noch eine Guttere Linsenflüssigkeit leisten, meinen Augen zuliebe. Und Kopfhörer mit einem langen, langen Kabel, dem Bürofrieden zuliebe. Und die restlichen beiden SJO-CDs, dem guten Gewissen zuliebe. Und einen Fahrradschlauch, dem Vorrat zuliebe. Und mehr RAM, der Geschwindigkeit zuliebe. Und ein Kinobillet, dem Vergnügen zuliebe.

Und einen Finanzberater, dem Kontostand zuliebe.

Ich werde mich wohl auf die Linsenflüssigkeit beschränken müssen.

Ich bin stolz auf mich

Ich bin stolz auf mich.

Erst einmal habe ich endlich das Loch im Vorderpneu geflickt. Das bringt mich jetzt zwar um meine tägliche Trainingseinheit «Reifenpumpen» — wo doch der Guru heute beim Zmittag mit einem verächtlichen Grabscher nach meinem schmächtigen Bizeps gefunden hat, ich sollte mehr Sport treiben — dafür erspart es mir manches Ungemach, wenn ich im höchster Eile zum Haus hinausstürme und einen platten Reifen antreffe, denn fahre ich mit mangels Zeit ungepumpt gebliebenem Vorderreifen durch die Gegend, muss ich in jeder Kurve stark abbremsen, um nicht im Strassengraben zu landen. Doch diese Zeiten sind nun also, wie gesagt, vorüber.

Des Weiteren habe ich mich meiner schlappen Pumpe angenommen. Mit enormer Handwerkerkunst, die mich zugegebenermassen selber überrascht hat, habe ich von einem Korkzapfen ein dickes Scheiblein abgesägt, es mit einem 8er-Bohrer hohlgebohrt, und dann in zwei Halbmonde gespalten. Die beiden Hälften habe ich ums Pumpenrohr gelegt und mit Klebeband fixiert, so dass die Feder nun früher schon auf Widerstand stösst beim zusammenstauchen der Pumpe — und diese so fest und sicher in den Haken verankert bleibt. Ein fürwahr ingeniöses Konstrukt.

Ich bin stolz auf mich!

Gymnasiascht? Das stimmt äuä nümme, oder?

Das Wartezettelchen mit der Nummer 019 trug den Zeitstempel 10:12. Die Schalterhalle verlassen habe ich um 10:55. Ich habe also 43 Minuten meines Lebens heute darein investiert, eine neue Identitätskarte zu bestellen.

Begonnen hat der ganze Prozess mit dem Anfertigen standardkonformer Passbilder. Es darf heutzutage nicht mehr gelacht, gelächelt oder gegrinst werden. Der Kopf muss gerade und Aufrecht in die Kamera blicken. Schattenwurf ist verboten. Brillen muss man entfernen, um Reflexionen zu vermeiden. Eine Brille trage ich ja kaum mehr, also war mir diese Hürde bereits automatisch aus dem Weg geräumt. Den Schattenwurf hatte ich ziemlich im Griff, und als ich mir dann vorstellte, wie lange ich noch zu warten hatte, und welchen Geldbetrag mich dieses kleine Stück Plastik, das ich da zu beantragen gedachte, kosten würde, ist mir auch noch das letzte Grinsen vergangen. Eigentlich war es mir das schon, als ich mit Entsetzen feststellen musste, dass mich die 4 Passföteli (1 Schuss, 4 mal das gleiche Bild) sagenhafte 8 Franken kosteten. Die nehmen’s wirklich von den Läbigen.

Nach 35 Minuten Warten blinkte das Nümmerli auf, das sich mit dem Nümmerli auf meinem Wartezettel deckte, und der Herr Burri, der mich bediente, war freundlich und erkundigte sich, ob ich denn immer noch Gymnasiast sei, und ich konnte erwidern, dass nein, ich studierte seit 2002 an der Uni Bern Informatik. So weiss die Stadt nun also wieder Bescheid über mich.

Der Herr an der Kasse meine, «Chömet nume, i bi grad bi nech», derweil er penibel Wartezettelchen nach Nummern sortierte. Schliesslich kassierte er doch noch die 70 Franken aus meinem Portemonnaie, und ich war entlassen.

Zwar kopfschüttele ich immer noch ob der langen Wartezeit, aber Dänu hat mir versichert, schon mal geschlagene zwei Stunden gewartet zu haben. Und laut Dezi muss man für den Besuch auf dem italienischen Konsulat einen ganzen Tag einplanen. Demnach kann ich mich wohl glücklich schätzen, der Bürokratie noch vor dem Mittagessen entronnen zu sein.