Die neue Passerelle

Die Bollwerksüberführung ist fertig (und weil Passerelle passabler tönt, schreibe ich’s so im Titel). Mir wird so etwas wieder nicht gesagt, und wenn ich’s nicht selber herausgefunden hätte, vor einigen Tagen, dann dächte ich wohl immer noch, die seien dort am schrüblen und pützerlen.

Sind sie aber nicht mehr. Und so straht denn das Bauwerk aus kühlem Beton in frischem Glanz. Schöner als die alte Bollwerküberführung ist die neue allemal, wenngleich ich den betonenen Rettungsring schon vermisse. Oder sagt man betonen? Jedenfalls den aus Beton.

Den Aufzug haben sie noch nicht in Betrieb genommen. Ich frage mich aber sowieso, wie der funktionierten soll: Oben fehlen die obligaten Drahtseile, und diese Hydraulikpumpe untendran macht eher den Eindruck einer Notbremse, als den eines ausgewachsenen Antriebes. Wie dem auch sei, ich sollte mich sowieso darauf einstellen, die Treppe zu benutzen. So tue der Umwelt und vorallem mir einen gefallen, denn Treppensteigen ist gesund und sportlich, hält jung und strahlt ein positives Lebensgefühl aus.

Du merkst, ich versuche krampfhaft, mich selbst davon zu überzeugen.

Ach ja… wie lange es wohl dauert, bis die erste der vielen Glasscheiben einem Vandalen zum Opfer fällt? Ich tippe auf knappe zwei Wochen. Hält jemand dagegen?

Dunkel war’s, der Mond schien nicht helle

«Heute im Versmass», hatte ich mir gerade eben noch gedacht, aber als ich mir das Unterfangen näher überlegte, schien es mir doch ein gar hochgestecktes Ziel. Den Beginn hätte ich noch bald einmal zuweg gebrösmelt gehabt, aber schreibe du mal einen ganzen Blogeintrag verseweise! Eben, und ich kann es auch nicht.

Der Anfang hätte ungefähr so gelautet:

Ein Friedli stand am Pissoir, ganz still und stumm.
Da plötzlich wurd‘ es dunkel, so um ihn ‚rum.
Der Friedli staunte gar nicht schlecht,
die Dunkelheit war ihm nicht recht,

… ja, und hier geht mir eben das Versmass aus. Deshalb will ich noch in Prosa erzählen, wie es mir heute an der Urinierfazilität ergangen ist.

Ich trat ins Männerklo im Ali Baba, und traf auf Dunkelheit. Weit und breit war kein Lichtschalter zu erblicken, und so schloss ich scharfsinnig, dass es hier einen Bewegungsmelder mit gekoppelter Lichtemissionsanlage geben müsse. Ich sprang in die Höhe und winkte mit den Armen, dass der Marco Wölfli, der, so munkelt man, seit geraumer Zeit schon kein Tor mehr verhindert hat, vor Neid erblasst wäre, hätte er mich so gesehen.

Mein Ansinnen, Licht zu provozieren, war von Erfolg gekrönt, und ich konnte meiner Blase in lichtem Lampenschein Linderung vom unangenehmen Druck verschaffen. Jedoch! Just in dem Moment, da dieselbe sich von demselben befreit hatte, dunkelte es bereits wieder. Das Licht schaltete sich geräusch-, aber nicht wirkungslos aus. Ich kam mir einigermassen gelackmeiert vor, mit offenem Hosenschlitz im Dunkeln. Also packte ich flugs ein, was einzupacken war, denn das kann ich auch ohne visuelle Rückkopplung, und wiederholte meine Torhüterturnübungen, um das Licht wieder hervorzuzaubern, was mir auch ein weiteres Mal gelang.

Also sportlich herausgefordert und urinal erleichtert verliess ich den düsternden Ort, nicht aber ohne mir so meine Gedanken zur eben erlebten Dunkelheit zu machen. Was ich mir so im Detail überlegt habe, das kann ich jetzt auch nicht mehr reproduzieren, aber in der Quintessenz lief es ungefähr auf das hinaus, was du soeben gelesen hast. Ich erspare mir deshalb weitere Worte, und gleite langsam, aber sicher, hinüber ins Traumland, wo mich hoffentlich hell erleuchtete Urinale oder andere Annehmlichkeiten erwarten werden.

Gute Nacht!

Die tönd tömmer als d Chind!

Alte Leute haben ja nicht einfach etwas gegen Kinder. Sie haben etwas gegen alle anderen Leute. Besonders, wenn diese ein wenig lauter sind als sie selber.

Vielleicht nicht alle Alten, aber ganz sicher die beiden älteren Damen, neben denen ich gestern im Zug von Zürich nach Bern nach Hause zu fahren das Vergnügen hatte. Sie konnten absolut keinen Gefallen an den anwesenden Welschen finden, die es unter sich überaus lustig hatten, und häufig einen lauten Lacher in den Zugwaggon ausstiessen.

Wenn sich die beiden Frauen aufregten, hörte sich das zum Beispiel so an:

«Die tönd tömmer als d Chind!» — «Jaahaaaa … Froid am Lache.» — «Tumm tue!»

Eine relativ einsilbige Angelegenheit zwar, trotzdem liess sich ein gewisses Missfallen dem Lautstärkepegel gegenüber nicht abstreiten. Als ebenfalls ganz interessant erwiesen sich die Gespräche, die sich ergaben, wenn die eine Frau die Bahnhöfe rezitierte, die wir gerade im Schnellzugstempo passierten:

«Olte.» – «Was?» – «Olte!» – «Olte …» – «Ja.» – «Mhm.»

Und nicht zu vergessen bleibt die denkwürdige Konversation über den Autobahnverkehr, den man vom Zug aus hervorragend überblicken konnte:

«Es hätt viil Vechehr!» – «Jaa, viil Vechehr.»

Dazu gilt es vielleicht noch zu erläutern, dass weder Stau noch stockender oder andersgearteter Kolonnenverkehr herrschte, sondern sich ein flüssiger Strom von zügig fahrenden Autos über die Autobahn ergoss. Das entspricht nicht ganz meiner Vorstellung von viel Verkehr, aber da gehen die Meinungen wohl auseinander.

Zum Abschluss noch ein Zitat der einen Frau, bezüglich lärmenden Zuggästen:

«Jaja, da chammer am Sunntig immer erläbe!»

Gestern war Mittwoch …

Spam ist Spam ist Spam

Mit «Good day Ficcadenti» werde ich von einem gewissen Rish Ficcadenti in einem E-Mail mit dem vielsagenden Betreff «tekkerti» begrüsst. Der werte Herr scheint seinen mit meinem Namen verwechselt zu haben. Aber damit nicht genug! Er stellt mir eine überaus dreiste Frage:

Did you ever ask yourself is my penis big enough????

Bitte!? Was geht mich dein Penis an? Behalte den für dich, und lass mich in Ruhe, elender Spammer!

Schweizerische Volksverhetzer-Partei

Sprechen wir einmal von Niveau. Unterhalten wir uns kurz über Diskussion, sachliche Argumente und politische Debatte. Überlegen wir uns schnell, was die drei B, die wir in der Schule gelernt haben, bedeuten: behaupten, begründen, belegen.

Nichts davon kann man der SVP attestieren, weder sachliche Diskussion, noch Drei-B-Prinzip, wenn man sich das Spiel vor Augen führt, das heute sogar im 20-Minuten Erwähnung fand, und bei dem ich mich tunlichst davor hüte, es zu verlinken. «Zottel rettet die Schweiz» lautet der bändesprechende Titel der Spielerei, und tatsächlich soll man mit Zottel, dem Geissbock, verhindern, dass kriminellen Ausländern wahllos Pässe verteilt werden (vom Grünen! Dem bösen, bösen Grünen!), dass kriminelle Einwanderer ungezügelt mit Bussen über die Grenze fahren, dass Richter en gros alle kriminellen Ausländer mir-nichts-dir-nichts einbürgern (zum Glück kann man die Richter wegkicken, Gottseidank!) dass der europäische Steuervogt uns unser sauer verdientes Geld aus den Taschen zieht, dass der Grüne (da ist er wieder! Der Grüne, der Böse!) die Schweiz mit Radarfallen und Tempo-30-Schildern zupflastert und so die freie Fahrt für die freien Bürger verhindert.

Wie gut, gibt es Zottel! Wie gut, rettet er die Schweiz! Nur… wenn er schon am Säubern ist, so sollte er doch besser solch geschmacklose Spiele des Landes verweisen anstelle von schwarzen Schafen.