Viererfeld: 404 – Not Found

Es kommen viele, viele Abstimmungen auf uns zu am übernächsten Wochenende. Keine Frage, dass ich mir da noch nicht überall eine Meinung gebildet habe. Klar, jene zur Milchkuhinitiative ist gemacht, aber dann kommen ja noch 4 weitere dazu, und dabei haben wir von den kommunalen Abstimmungen noch nicht mal gesprochen! Es erwartet uns also eine Lawine von Vorlagen, über die wir zu befinden haben.

Eine davon ist die Stadtberner Viererfeldabstimmung: Verdichtet bauen und damit der Zersiedelung entgegenwirken? Aber sicher doch! – Eine grosse, freie Grünfläche inklusive Schrebergärten inmitten der Stadt mit schnöden Wohnungen überbauen, die voraussichtlich nur für Gut- und Besserverdienende erschwinglich sein werden? Sicher nicht!

Und schon habe ich meinen Klintsch, vom Engländer gerne auch clinch genannt, und weiss nicht, ob ich das Kreuz bei «Ja» oder «Nein» machen soll. Was bleibt mir als aufgeklärtem Bürger der Neuzeit da noch übrig? Richtig – ich mache mich im Internet schlau!

Beginnen tut meine Recherche natürlich an offizieller Stelle: Im Abstimmungsbüchlein steht, man könne das vollständige Protokoll der Stadtratssitzung unter der Adresse www.ris.bern.ch/sitzungen.aspx einsehen. Ich tippe die Adresse also ein und damit ist meine Suche auch schon am Ende angelangt, denn was finde ich unter angegebener Adresse? Folgendes:

So finde ich bestimmt nicht zu meiner Meinung
So finde ich bestimmt nicht zu meiner Meinung

Schon rege ich mich meinem cholerischen Naturell entsprechend auf, verfluche die Anfänger in der Stadtbernischen Informatikabteilung und blättere weiter im Abstimmungsbüchlein, bis ich auf eine Telefonnummer stosse, unter welcher weitere Informationen zur Vorlage zu beziehen seien. Ich wähle und warte, derweil meine innere Töibi einer überheblichen Besserwisserei Platz macht im Wissen darum, dass ich als IT-Experte mit längstjähriger Erfahrung im Bereich von Webentwicklung dem in Kürze das Telefon abnehmenden Frölein sowas von einer Standpauke werde halten können, dass mir ganz wohlig-warm ums wutbürgerliche Herz wird.

Da endet der Klingelton und es meldet sich tatsächlich ein Fröilein – jedoch eines ab Band. Das Telefon sei von 8 bis 12 Uhr und von 14 bis 18 Uhr besetzt undsoweiterundsofort, und da mittlerweile 12:18 ist, kann ich meinem Ärger vorerst lediglich dadurch Luft verschaffen, dass ich ebendiesen hier Beitrag schreibe.

Und derweil ich am Schreiben bin und gerade so richtig – aber so richtig! – in Fahrt komme, mir jedwelche Beleidigung für diese unfähigen, trotteligen und nichts-könnenden IT-Troglodyten der Stadtverwaltung ausdenke, tippe ich die Adresse aus dem Abstimmungsbüchlein in den Beitrag ein, mache einen Link daraus, klicke darauf … und muss alle Beleidigungen, Schmähungen und Diffamierungen kleinlaut runterschlucken, als plötzlich – oh Wunder! – die gesuchte Seite problemlos auf meinem Bildschirm erscheint.

Ich wundere mich, kratze mich fragend am Kopf und will ergründen, weshalb es nun plötzlich funktioniert. Die Erklärung ist so einfach wie peinlich – und zwar für mich, habe ich mich doch beim ersten Mal ganz einfach vertippt und «.apsx» statt «.aspx» geschrieben. Nun kann ich nur noch froh sein, dass ich das arme Fröilein während der Mittagspause nicht erreicht habe und hoffe, dass nie jemals irgendjemand von meinem peinlichen Lapsus erfahren wird.

Was ich abstimmen soll, habe ich derweil immer noch nicht herausgefunden. Hast du mir einen Tipp?

Stimme doch ...(required)

Geschichten aus dem Bus

Ich stieg in den Bus, noch 9 Minuten bis Abfahrt, und setzte mich ganz hinten hin. Da stieg ein anderer ein, gewisse Leute würden ihn wohl einen Randständigen nennen, andere vielleicht Penner, ich aber sage: ganz im Gegenteil, das war einfach einer, der weiss, wie der Hase läuft, denn beim Einsteigen rief er seiner draussen wartenden Freundin lautstark zu: «I warte itz ämu sicher nid voruss, es isch huere Chaut, u dä dahie fahrt ja ersch i 8 Minute, u üse ersch i 10!»

Hesch rächt, dachte ich mir, und als er sich dann neben mich setzte und noch mal «Sicher früüreni mr nid da usse dr Arsch ab» vor sich hinbrummelte, sagte ich zu ihm: «Du hesch rächt!»«Gäu!?»«Ja eh! I miech das ömu o so.»«Ou, dasch guet! Wart, säg ere das grad säuber!»

Und schon gestikulierte er wie wild in Richtung seiner Freundin und bedeutete ihr fuchtelnd, mal näher zu kommen, obwohl ich abwehrte: «Nenei, isch scho guet, wott mi da nid iimische.»

Trotzdem liess er es sich nicht nehmen, seiner Freundin wenigstens noch ein «Uuuh, isch das schön warm hie inne!» durch die geschlossene Türe zu zurufen.

Er setzte sich wieder. «Was büglisch de du?» wollte er von mir wissen. «Informatiker», antwortete ich, und jetzt ging’s los: «Ah, de chani di öppis frage! I ha deheim e Computer, u da wetti itz sone Funkwäuenempfänger inschtalliere. Sone SRT-Empfänger.» Leider konnte ich ihm nicht weiterhelfen, wusste ich doch nichtmal, was ein SRT-Empfänger überhaupt ist.

«Okay. De chasch mr vilech säge, werum mis Handy nid geit, woni mr hüt kouft ha. Kennsch di us mit Handys?» Mein «Mässig bis soumässig» enttäuschte ihn schon zum zweiten Mal. Daraufhin wollte er wissen, was denn so mein Schwerpunkt sei, was ich wahrheitsgetreu mit «Programmiere» beantwortete.

«Hm, de machsch du so Programm für Prozässe, oder wie?»«Ender gäge weni. I programmiere eigentlech Website«, was ja nicht ganz unwahr ist.

«Aaah. Wi mues i de das mache, wenn i o e Website wott?» Super. Was für eine Frage. «Chunnt haut ganz drufa, was de genau wosch», versuchte ich meine Haut zu retten. «Eeh – dass me mi fingt, weme uf mini Adrässe klickt. So mit Föteli. U chli kreativ sy.»

Schon wollte ich mit erklären beginnen, dass es da fixfertige Software gebe, die man einfach auf dem Server installiere, und dann könne man Fotos hochladen und kreativ sein nach Lust und Laune, kam aber nicht mehr dazu. «Är fahrt ab!!!» schrie seine draussengebliebene Freundin und meinte mit är zweifelsfrei den Bus. Mein neuer Freund juckte auf und verliess mit einem «E schöne no» fluchtartig den Bus. Ich hörte ihn draussen noch sagen: «Uuuuuuh, das isch itz schön warm gsi dert inne!» und dann fuhren wir auch schon ab.

Aus dramaturgischen Gründen nicht wiedererzählt habe ich jetzt, was der Mann, als er noch zur Schule ging, einmal mit einem Trolleybus angestellt hat, als ihm dieser vor der Nase wegfuhr. Nicht nur aus dramaturgischen Gründen nicht, sondern auch, um nicht zur Nachahmung anzustiften. Schliesslich will ich nicht daran Schuld sein, wenn fortan allen zu früh abfahrenden Trolleybussen die Stromabnehmer an den Schnüren heruntergerissen werden, so dass der Chauffeur hocherzürnt dem Missetäter bis zum Rosengarten nachrennen muss.

Jäja, das sind Geschichten! Die machen müde! Darum:

Gute Nacht.