Ein Ding aus Chromstahl!

Wenn der iPod noch für viele weitere Minuten Musik zu bieten hat, die Blase aber unter genügend Druck steht, um in den  nächsten Minuten zu bersten, dann ist es Zeit, eine öffentliche Toilette aufzusuchen.

Ich kam des Weges und passierte den Egelsee. Da der Egelsee quasi eine grosse – eine ganz grosse – Glungge ist, und somit anfallenden Urin hervorragend zu verdünnen weiss, kam mir für den Bruchteil einer Sekunde der Gedanke, meinen selbigen in denselbigen zu leiten, wobei ich nun nicht genau beurteilen kann, ob sich «selbigen» und «denselbigen» tatsächlich wie beabsichtigt auf meinen Urin respektive den Egelsee beziehen, aber ich vertraue in diesem Fall auf deine interpretatorischen Fähigkeiten.

Einen – wie gesagt – Bruchteil einer Sekunde später durchdrang mich die Erinnerung, dass sich dort, beim Egelsee, eine öffentliche Toilette befindet, dort, im alten Häuschen, das von aussen ein wenig schmuddelig aussieht, weshalb ich ich jene Toilette auch noch nie benützt habe. Ich fasste also den Entschluss, mich in neues Terrain vorzuwagen und dieser Toilette einen Besuch abzustatten.

Wie ich da so vor der Türe stand, erwartete ich, in einen jener ältlichen, leicht vergilbten öffentlichen Toilettenräume einzutreten, wie man sie kennt: Mit drei, vier Pissoirs an der einen Wand und den Kack-Kabäuschen (ich mag dieses Wort!) an der anderen.  In ebenjener Erwartung also öffnete ich die Türe (ich hatte zu ziehen, sie öffnete nach aussen) und trat ein – wurde aber in meinem rasenten Schritt jäh gehemmt! Bass erstaunt musste ich feststellen, dass ich mich nicht in einem ältlichen, grossen Toilettenraum befand, sondern in einer hochmodernen Chromstahl-Einzeltoiletten-Kabine: Zum Urinieren, Stuhlen sowie Händewaschen dient daselbst ein- und dasselbe, grosszügig angelegte Becken, die Toilettenpapierrolle befindet sich in einer appetitlichen Wandhalterung, Händetrocknen geschieht via Hand-Fön, der Boden besteht aus einem Löchersieb, so dass auch beim denkbar schlechtest treffenden Stehpisser (exgusez l’expression) der Boden nicht überflutet wird, sondern alles in geordneten Bahnen abfliessen kann. In der Wand eingelassen befindet sich sogar ein Loch, wo die Junkies ihre Spritzen und die Nassrasierer ihre Klingen entsorgen können, wie ich dem angebrachten Emblem entnehmen konnte.

Derart überrascht verrichtete ich mein dringendes Geschäft, spülte, und wusch die Hände. Während des Händefönens bemerkte ich, dass ja nun die Schüssel voller Händewaschschaum war. Ich spülte also nochmal, der Hygiene wegen.  Als meine Hände trocken waren, entriegelte ich die Türe, was einen erneuten Spülvorgang initiierte. Ich habe also heute Abend gewiss an die hundert Liter Trinkwasser das Klo hinuntergespült. Mein grünes Gewissen plagt mich ein wenig.

Wenn ich aber denke, dass der Blocherschtöffu vielleicht definitiv nicht mehr in den Bundesrat kommen wird (Brawo, Frou Schlumpf!), so geht es meinem grünen (sic) Gewissen bereits wieder besser. Und so kann ich denn nun ruhig schlafen gehen.

Gute Nacht!

Da liegt einer beim Bahnhof

Spät des Abends standen wir beim Bahnhof und warteten auf seinen Bus. Dieser war nun soeben angekommen, da frug mich  Dezi: «Was isch de itz mit däm dahinge los?» Ich drehte mich um, und sah, jabotz, da ligt eine am Bode.  Zwei Männer näherten sich zögernd, und auch Dezi und ich begaben uns hin.  Er am Boden hustete und war nicht so recht ansprechbar, roch aber eher nach Jim Beam oder Jack Daniels als nach Hugo Boss und Calvin Klein. Da drehte er sich auf die Seite und war ganz weg. Ich kniete mich mal hin, schliesslich ist es noch keine 4 Jahre her, seit ich im WK mal das Nothelferkürsli repetiert habe, und somit ist mir die Erste Hilfe noch so präsent, wie … nun, ich kniete mich jedenfallt mal hin, und fragte Hallo, ghöret dr mi?, bekam aber keine Antwort. Was tut man da? Richtig, den Notruf rufen. Dezi klaubte sein Natel hervor, aber noch bevor ich mich durch die Tastensperre gehangelt hatte und das 1-4-4 hätte tippen können, hustete der Mann am Boden schon wieder, richtete sich urplötzlich auf und lehnte sich gegen die Bahnhofsmauer. «Geit scho», bedeutete er uns, hustete noch einmal garstig und wankte dann zum Bus, noch ehe wir etwas weiter tun konnten.

Dieser Bus, das war auch Dezis Bus. Ich bin gespannt auf den Bericht, den er mir morgen hoffentlich in doppelter Ausführung zur Lektüre vorlegen wird.

Ein Bellevuepissoir ist eigentlich ganz normal

Es ist wieder einmal Zeit, aus meinem Leben zu berichten.

Ich befand mich auf dem Nachhauseweg, als die Blase zu drücken anfing.  Da es sich nicht schickt, von einer Brücke zu urinieren, hielt ich nach einer Alternative ausschau, und da ich just das Bellevue Palace passiert hatte, lag diese auf der Hand: Schon seit langem wollte ich wissen, wie so ein Fünfsternehotel von innen aussieht, und so fasste ich mir ein Herz. Ich verstaute den iPod in der Jackentasche, und drückte gegen die Drehtüre.

Eine mondäne Atmosphäre dekadenten Reichtums schlug mir entgegen: Edler Marmorboden, wohlgekleidete Damen und Herren, dezente Klaviermusik im Hintergrund. Da ich es für unangebracht hielt, mein Geschäft direkt in der Eingangshalle zu verrichten, hielt ich mich an die Réception. «Exgüseh, i hane ungwöhnlechi Frag», begann ich, und fuhr demütig weiter: «I mues dringend uf d Toilette, u ha mi gfragt …» Weiter kam ich nicht, denn der aufmerksame (und armanibeanzugte sowie guccibehemdete) Herr verstand sogleich: Hier ist Not am Manne! Er verwies mich mit einer diskreten Handbewegung an die Urinierfazilitäten, die sich unweit hinter einer entsprechend gekennzeichneten Türe befanden. Ich bedankte mich, und begab mich auf den Weg.

Ich trat ein.

Und musste feststellen, dass sich so ein Bellevuepissoir eigentlich  nicht gross von einem handelsüblichen, normalsterblichen Pissoir unterscheidet: Es ist weiss, und die Zeichnung einer Fliege klebt an dem Punkt, wo es am meisten spritzt, wenn der Strahl ihn trifft. Bloss das drumherum ist einigermassen grandios: Untermalt von edlem, grünem Steinboden thront ein bronzenes, eingelassenes Emblem eines Vogels (ein Adler? Ich weiss es nicht genau) bei der Türe im Boden, die Wasserhahnen sowie die (doppelt vorhandenen!) Handtuchspender sind in edlem Gold gehalten, die Seife riecht angenehm und teuer. Das einzige, was nicht so recht dazupassen will, ist der silberne Abfalleimer mit Pedal, der durchaus aus der IKEA stammen könnte, aber weil ich nicht der einzige bin, der zu diesem Zeitpunkt seinem Harndrang auf dieser Toilette Linderung verschafft, kontrolliere ich seine Herkunft nicht.

Erleichtert verliess ich den Ort des Geschehens mit dem Gefühl, ein Stückchen Jet-Set- und High-Society-Luft  geschnuppert zu haben. Man soll sich ja mit wenig zufrieden geben.

Und zum Schluss noch eine kleine Notiz am Rande: Die Uhr am Bundesplatz zeigt nun endlich die korrekte Zeit an. Wurde auch Zeit …

Wegen banal geschlossen

Solch eine sagenhafte Resonanz auf einen simplen Beitrag hätte ich mir ja nie träumen lassen! Es begann eigentlich ganz beschaulich, heute Morgen: Als erster beschwerte sich Casi, mein letzer Beitrag sei banal. Nicht lange liessen Reufi und Amsi mit derselben Aussage auf sich warten, bald darauf hatte ich dieselbe Meinung auch von Axooh, Julien, Ganto, Dezi und wem-weiss-ich-noch-allem zu hören bekommen.

Keine Frage: Ungerechtfertigte, negative Kritik weiss ich mit Vehemenz von mir zu weisen und mit harten Worten abzustrafen. Nun, als Reaktion auf meine faire Verteidigung, die an Kraftausdrücken mitnichten sparte, ging aber erst recht los, was ich im Nachhinein betrachtet direkt als Wettbewerb hätte auslegen können. Diesmal war es Reufi, der mir als erster den folgenden Satz schrieb:

«i möcht hie mau bemerke, dasi nid eifach nume gäge dini blog bi, sodern gäge di persönlech» (sic)

Die weitere Reihenfolge weiss ich nicht mehr genau, aber im Minutentakt taten es dem Reufi nun Casi, Amsi, Ganto, Axooh und Julien gleich (man kommt nicht umhin, ein gewisses Mitläufertum festzustellen), sodass ich innerhalb weniger Minuten um 6 neue Todfeinde reicher geworden war. Da 6 eine schauderbar unschöne Zahl ist, stellte ich in Aussicht, nach der Zehnten derartigen Beleidigung meinem Unmut öffentlich, sprich: bloggerisch Luft zu verschaffen.

Vorhin, beim Starten des Computers, wurde ich zuerst einmal von einer Sofortmeldung begrüsst, im Fachjargon nennt man diese Nachrichten Instant Messages. Sie stammte von einer mir unbekannten ICQ-Nummer, die mich heute Nachmittag bereits auf banale Art und Weise beleidigt hatte. Dies also ist Todfeind Numero VII. Nummer 8 findet sich in Gestalt des Dezi, der mir via Elektronikpost die Freundschaft aufgekündigt hat, und Todfeind Nº. 9 darf sich der Mattermichu nennen, von welchem eine derart geartete E-Mail zu bekommen mich nicht wenig überrascht, deswegen aber umso mehr gefreut hat.

Und wo ist der 10. Beleidiger? Der hat es wohl nicht mehr geschafft. Jedoch bin ich von der Menge der Rückmeldungen derart überwältigt, man könnte sagen, zu Tränen gerührt, dass ich für einmal Neune gerade sein lassen will, und euch allen, die ihr mir auf solch charmante und liebenswürdie Art und Weise zu verstehen gegeben habt, wie sehr ihr mich alle mögt, meinen allerherzlichsten Dank aussprechen möchte. So macht Schreiben Freude! 😀

Das unliebsame kleine Detail, dass seit vorhin mein ICQ bei jedem Verbindungsversuch nullkommaplötzlich seinen Geist aufgibt, weil irgend ein UTF-8-Fehler auftritt, könnte man natürlich als Abneigungserklärung seitens ICQ mir gegenüber verstehen. Und somit wäre das Zehnerpack voll.