Geräusche, die Menschen auf öffentlichen Toiletten machen

Der Gedanke kam mir heute, als ich bei IKEA auf dem Männerklo sass und mich zu erleichtern gedachte. Es hat in dieser Toilettenanlage einige Pissoirs sowie 2 Lokusse fürs grössere Geschäft. Ich sass auf dem einen, ein mir Unbekannter auf dem andern. Und wie ich da so sass, still und in mich gekehrt, wie ich dies zu tun pflege, vernahm ich vom Nachbar-WC ein Stöhnen, Ächzen, Seufzen und Grummeln, dass ich anfing, mir Gedanken zu machen. Schon komisch, diese Geräusche, die Menschen auf öffentlichen Toiletten machen – wobei ich die These in den Raum zu stellen wage, dass diese Menschen auf ihren heimischen Klos noch viel lautere Geräusche machen als in der Öffentlichkeit.

Und dann fiel es mir auf: Auch ich machte Geräusche, in ebendiesem Moment! Der kältebedingten Semi-Verstopfung meiner Nase war es zu verdanken, dass ich beim Atmen unfreiwillig pfiff. Eher atonal zwar, aber dennoch äusserst geräuschvoll. Und das war auch gar nicht das einzige, was ich da von mir gab. Ab und zu musste auch ich seufzen oder ächzen, und mir dämmerte, dass man, wenn man, so wie ich und wahrscheinlich auch mein stuhlender Nachbar, sich alleine wähnt, und zwar lediglich aufgrund der Tatsache, dass man die anderen im Raum anwesenden Personen nicht sieht, weil sie – glücklicherweise – von einem Wändchen und einer Türe am Sichtkontakt gehindert sind, hemmungslos Geräusche produziert, ohne sich bewusst zu sein, dass Wändchen und Türe zwar Photonen, nicht aber Schallwellen dämmen.

Scho vrruckt, we me dänkt.

Ein Ding aus Chromstahl!

Wenn der iPod noch für viele weitere Minuten Musik zu bieten hat, die Blase aber unter genügend Druck steht, um in den  nächsten Minuten zu bersten, dann ist es Zeit, eine öffentliche Toilette aufzusuchen.

Ich kam des Weges und passierte den Egelsee. Da der Egelsee quasi eine grosse – eine ganz grosse – Glungge ist, und somit anfallenden Urin hervorragend zu verdünnen weiss, kam mir für den Bruchteil einer Sekunde der Gedanke, meinen selbigen in denselbigen zu leiten, wobei ich nun nicht genau beurteilen kann, ob sich «selbigen» und «denselbigen» tatsächlich wie beabsichtigt auf meinen Urin respektive den Egelsee beziehen, aber ich vertraue in diesem Fall auf deine interpretatorischen Fähigkeiten.

Einen – wie gesagt – Bruchteil einer Sekunde später durchdrang mich die Erinnerung, dass sich dort, beim Egelsee, eine öffentliche Toilette befindet, dort, im alten Häuschen, das von aussen ein wenig schmuddelig aussieht, weshalb ich ich jene Toilette auch noch nie benützt habe. Ich fasste also den Entschluss, mich in neues Terrain vorzuwagen und dieser Toilette einen Besuch abzustatten.

Wie ich da so vor der Türe stand, erwartete ich, in einen jener ältlichen, leicht vergilbten öffentlichen Toilettenräume einzutreten, wie man sie kennt: Mit drei, vier Pissoirs an der einen Wand und den Kack-Kabäuschen (ich mag dieses Wort!) an der anderen.  In ebenjener Erwartung also öffnete ich die Türe (ich hatte zu ziehen, sie öffnete nach aussen) und trat ein – wurde aber in meinem rasenten Schritt jäh gehemmt! Bass erstaunt musste ich feststellen, dass ich mich nicht in einem ältlichen, grossen Toilettenraum befand, sondern in einer hochmodernen Chromstahl-Einzeltoiletten-Kabine: Zum Urinieren, Stuhlen sowie Händewaschen dient daselbst ein- und dasselbe, grosszügig angelegte Becken, die Toilettenpapierrolle befindet sich in einer appetitlichen Wandhalterung, Händetrocknen geschieht via Hand-Fön, der Boden besteht aus einem Löchersieb, so dass auch beim denkbar schlechtest treffenden Stehpisser (exgusez l’expression) der Boden nicht überflutet wird, sondern alles in geordneten Bahnen abfliessen kann. In der Wand eingelassen befindet sich sogar ein Loch, wo die Junkies ihre Spritzen und die Nassrasierer ihre Klingen entsorgen können, wie ich dem angebrachten Emblem entnehmen konnte.

Derart überrascht verrichtete ich mein dringendes Geschäft, spülte, und wusch die Hände. Während des Händefönens bemerkte ich, dass ja nun die Schüssel voller Händewaschschaum war. Ich spülte also nochmal, der Hygiene wegen.  Als meine Hände trocken waren, entriegelte ich die Türe, was einen erneuten Spülvorgang initiierte. Ich habe also heute Abend gewiss an die hundert Liter Trinkwasser das Klo hinuntergespült. Mein grünes Gewissen plagt mich ein wenig.

Wenn ich aber denke, dass der Blocherschtöffu vielleicht definitiv nicht mehr in den Bundesrat kommen wird (Brawo, Frou Schlumpf!), so geht es meinem grünen (sic) Gewissen bereits wieder besser. Und so kann ich denn nun ruhig schlafen gehen.

Gute Nacht!