Ich bin der deutschen Sprache mächtig! Mächtig mächtig!

Diesmal bildete «Heute Abend scheint es geschneit zu haben» den Stein des Anstosses. «Aber kennsch de du dr Ungerschied zwüsche «Scheinbar» u «Anscheinend»? Das isch genau verchehrt, was de da gschribe hesch!», versuchte mich heute der Dezi zu belehren. Mich wollte der belehren! Mich, der ich doch in meiner Jugend die deutsche Sprache mit Löffeln gegessen habe, ach, was sage ich Löffeln!, mit Suppenkellen in mich hineingeschaufelt habe ich deutsches Sprachverständnis, als ich noch jung war! Dieses Wissen hat lange Jahre gereift und tritt nun unverkennbar zutage! Ich habe doch noch nie einen Rechtschreibefehler begangen, und in Grammatik- sowie Stilfragen bin ich ebenso unfehlbar wie der Papst in Religionsfragen. Im Grunde genommen verkörpere ich die deutsche Sprache an sich, und wer meint, in einem meiner Beiträge einen Orthographiefehler entdeckt zu haben, hat wohl einfach meine neueste Reform verpasst.

Jedenfalls kenne ich den Unterschied zwischen «anscheinend» und «scheinbar» sehr wohl! Lasse ihn mich dir erklären, oder mich ihn dir: «Anscheinend» heisst so viel wie «es macht den Anschein, dass», wohingegen ein «scheinbar» dahingehend zu interpretieren ist, dass anscheinend alles anders ist, als es den Anschein macht. Na, alles klar? Dezi, noch Fragen?

Ein vorgängiges Fiderluege! mit starkem Verb

Ich weiss ja nicht, ob’s mir morgen noch reicht, etwas zu schreiben, also hole ich das mal nicht nach sondern vor, und in eben diesem Moment bin ich mir nicht mehr so ganz sicher, ob da Kommata hingehören oder nicht, aber ich lass es mal so stehen, nidwahr.

Auso. Morgen ist Donnerstag, und am Freitag in aller Herrgottsfrühe muss ich mich schon auf die Socken machen, damit ich dann um 6 Uhr, ja, du hast richtig gelesen: um 6 Uhr! auf der Schütz bin, um mein Gepäck in den Car zu laden, der mich und ungefähr 60 andere junge und junggebliebene Leute, vom Rüedu chauffiert, nach Bornholm im schönen Dänien transportieren wird, wo wir dann während 2 Wochen ein bisschen musizieren werden. So einen Ausflug nennt man Orchesterlager, und das Orchester nennt sich orchestra giovane, und bereits dieser Name impliziert ja die Junggebliebenheit der Mitmusikanten.

Wenn ich nun daran denke, dass ich also morgen noch packen muss und Dänienkronen kaufen muss und das Haus in einem einigermassen passablen Zustand hinterlassen muss und wohl noch einkaufen muss und vorher noch arbeiten muss und ja nichts vergessen darf, dann wird mir schon ein wenig blümerant zu Mute. Deshalb wasserpfeifle ich nun zur vorgängigen Entspannung gemütlich vor mich hin und lasse mich durch Jamiroquai mit Blow You Mind berieseln, es gibt kaum ein besseres Mittel gegen Blümeranz.

Blümeranz, respektive blümerant, ist solch ein schönes Wort, dass ich es nicht einfach so alleine hier stehen lassen kann. Ich will ihm also noch einen ebenso schönen Compagnon kredenzen, und erzähle darum, was ich heute Abend gemacht habe. Und zwar: Ich buk eine Züpfe. Da, da war er, hast du ihn erkannt? Buk heisst der Compagnon. Eine der schönsten Vergangenheitsformen überhaupt, und ich nutze die sich bietende Gelegenheit und lasse einen weiteren Link fallen, der der Nachwelt unbedingt erhalten bleiben muss. Es handelt sich hierbei um die Website der Gesellschaft zur Stärkung der Verben, die es sich zum Ziel gesetzt hat, starke Verben zu fördern. Was starke Verben sind, das fragst du am besten deinen Deutschlehrer. Ich kann bloss sagen: Wäre äschern ein starkes Verb, so lautete der Indikativ Präteritum nicht äscherte, sondern arsch, und der Konjunktiv II ürsche. Sind sie nicht wunderbar, die starken Verben? Einen ganz herzlichen Dank an Marc für den Link.