Das volle Kulturprogramm

Das volle Kulturprogramm, die geballte Ladung an einem einzigen Abend gönnte ich mir heute. Kinematographische Unterhaltung sowie musikalisches Kulturschaffen, beides passiv-konsumatorisch auf die Genussrezeptoren einwirkend, wirken Wunder, auch wenn keine Wunder vonnöten sind.

Heiteren Gemüts erträgt man sogar feuchten Schneefall, wie man ihn sich auch im hohen Norden, beispielsweise Chez les ch’tis, vorstellen könnte, und mit Swing à la SJO kommt sowieso subtropische Wärme im Herzen auf. Dass sich mit unglaublicher Geschwindigkeit der nächste Arbeitstag ankündet, vermag die Stimmung auch nicht zu trüben, denn wenn alles im grünen Bereich ist, hat man im Büro zuweilen sogar etwas zu lachen. Nun, nicht, dass jemals nicht alles im grünen Bereich gewesen wäre.

Ich darf bei dieser Gelegenheit gleich eine kleine Anekdote in den Text einflechten, die sich zwar nicht chronologisch, dafür aber thematisch nahtlos in die Umgebung einfügt, und zwar dann, wenn wir uns als Umgebung ein Schneegestöber vorstellen.

So stöberte also der Schnee um der Menschen Köpfe, und infolgedessen hatten Trams und Busse etwas zu husten. Konsequenterweise meldeten die Anzeigetafeln an den Bernmobilbusundtramhaltestellen auch die dräuenden Verspätungen der öffentlichen Bernmobilverkehrsmittel. Ich bin in der exklusiven Lage, den Originaltext im Originalton wiederzugeben, der da lautet:

Infolge prekären Strassenverhältnissen sind Verspätungen möglich.

Liebe Bernmobiltexterundtexterinnen! Bitte, bitte, erbarmt euch dem Dativ und missbraucht ihn nicht anstelle dem Genitiv!

Illiterater Blick am Abend

Kinder, wie die Zeit vergeht! Eben erst war Freitag, und schon ist wieder Freitag, nur dummerweise der nächste! Die Uhr rast einem quasi davon, und ehe man sich’s versieht, ist der Beitrag, den man schreiben wollte schon beinahe passé. Nicht so aber dieser, denn der ist zeitlos und ein Klassiker, und als solcher immer noch aktuell und von grossem Interesse für meine hochwohlgelöbliche Leserschaft!

Es ist ungefähr eine Woche her, da ich, beim Worblaufener Bahnhof auf den Zug, der mich nach Bern führen würde, wartend, im Blick am Abend schmökerte, und auf dessen letzter Seite fündig wurde. Ein wunderschöner Fallfehler prange mitten in der Überschrift, die uns George Clooneys Schnauz näher bringen möchte. Siehe hier:

Eine sprachliche Hochleistung

Bemerkenswert ist, dass doch am allerhäufigsten der Genitiv dran glauben muss, in der Schweiz auch ab und zu noch der Akkusativ («Ich sehe der Fehler!»). In diesem Fall aber war’s eben der Dativ. Denn: wem bring der George den Schnauz zurück? Richtig! Den Männern!

Soviel dazu. Zwar gibt’s ja wieder ein Kakuro im Abendblick, was ich sehr begrüsse, dennoch kann ich mich mit dem Blatt einfach nicht anfreunden. Beherrschen die doch nicht einmal der Dativ! Oder des Dativs? Jedenfalls dem Dativ seinen Gebrauch.

Gute Nacht!

Es ist nicht illlegal!

😀 Was ich schon seit Längerem loswerden wollte (und hier bin ich mir – einmal mehr – nicht sicher, ob man längerem oder Längerem schreibt (dem aufmerksamen Mitglied meiner hochwohlgelöblichen Leserschaft wird die Klein-/Grossschreibungsdivergenz der beiden Worte aufgefallen sein), aber so wichtig ist das auch nicht, schliesslich geht es hier nicht um Grammatik (oder Orthographie (oder andere sprachliche Raffinessen)) sondern um etwas ganz Anderes (und hier bin ich mir der Grossschreibung relativ sicher, zumal ich mich im vorangehenden Nebensatz eines Genitivs zu bedienen wusste, und dies dem Beitrag als Gesamtes eine hochstehendere Note verleiht, als dieser verdient hat), und zwar um Legalität), schreibe ich nun endlich nieder:

Mit Fotobildaufnahmegerät im Kompaktformat ausgestattet machte ich mich vor geraumer Zeit auf den Heimweg und kurvte soeben aus der Velostation am Milchgässli, als mir eine kreidene Inschrift an der Mauer des Burgerspitals auffiel, deren orthographische Unzulänglichkeit mich dergestalt anrührte, dass ich nicht umhin kam, sie (die Inschrift, nicht die Unzulänglichkeit) für die Nachwelt in elektronischer Form aufzubewahren, und diesenzwecks mit erwähntem Fotobildaufnahmegerät im Kompaktformat ein Abbild der Realität in den Speicher bannte. Das Resultat sollst du hier zu Gesicht bekommen, und sei versichert: Wenn du dir zwecks Erheiterung deines Gemütes das Bild auf deinen Heimrechner herunterladen möchtest, so ist das weder illegal noch illlegal, denn ich erlaube es dir ausdrücklich. Here goes:

Grafitti mit leichtem Schreibfehler

Soviel nun mal dazu. Ich hätte noch haufenweise andere Lichtbilder, sehe mich im Moment aber genötigt, der Abwasserreinigungsanlage der Stadt Bern Arbeitsmaterial zur Verfügung zu stellen und verabschiede mich folgerichtig mit hoher Geschwindigkeit Richtung Klo. Gute Nacht!

Der Jahrhundertraub

«Jahrhundert-Raub in Zürcher Museum» titelte heute eine Schweizer Gratiszeitung. «Oh nein», schoss es mir durch den Kopf, «nicht schon wieder!» Wieder haben skrupellose Diebe ein Jahrhundert entwendet! Als ob das in der Vergangenheit nicht schon genug vorgekommen wäre!

Das Argentinische Tageblatt vom 21. Januar 2006 berichtete ebenfalls von einem Jahrhundertraub, der in einer argentinischen Bank stattgefunden haben soll (Link zum Artikel als PDF), der Focus schrieb am 26. Dezember 2006 über einen 20 Jahre zurückliegenden «Jahrhundertraub» in Saint-Nazaire, und erinnerst du dich noch an den sogenannten Jahrhundertraub anno 1997, bei der Fraumünsterpost in Zürich (kleine Geschichte dazu hier)?

Da kann man sich doch wirklich fragen, was mit all den gestohlenen Jahrhunderten geschehen ist. Google liefert uns ungefähr 935 Treffer für den Terminus «jahrhundertraub». Nach kurzer Multiplikation kommen wir so unschwer auf circa 93’500 entwendete Jahre, um die sich die Menschheit zurückversetzt sehen müsste. Wir befänden uns somit etwa im Mittelpaläolithikum, fräsen Kräuter und erlegten Säbelzahntiger, tränken frisches Bergquellwasser und schlügen uns gegenseitig mit Faustkeilen die Schädel ein.

Unter diesem Gesichtspunkt grenzt es beinahe an ein Wunder, dass ich am Computer überhaupt einen Blogeintrag schreiben kann.

Ehe-ähnliche Diplomatinnengattinnen?

Kürzlich wurde ich von Reufi mit folgender Frage konfrontiert:

Mänu, schreibt man «Diplomatengattinnen und Diplomatinnengatten» oder «Diplomatengattinnen, Diplomatinnengatten, Diplomatinnengattinnen und Diplomatengatten» und in welcher Reihenfolge? Oder wie Casi vorschlägt «diplomatengattinnen, diplomatinnengatten, diplomatinnengattinnen, diplomatengatten, partner von diplomatinnen in einer ehe-ähnlichen beziehung, partnerinnen von diplomaten in einer ehe-ähnlichen beziehung, partnerinnen von diplomatinnen in einer ehe-ähnlichen beziehung, partner von diplomaten in einer ehe-ähnlichen beziehung»?

Ich muss zuerst meinen tiefen Dank und meine nicht minder tiefe Befriedigung über diese Frage ausdrücken. Nicht etwa, weil sie mich besonders interessieren oder speziell fordern würde. Vielmehr sehe ich in dieser Frage den Beweis dafür, dass ich trotz ständigen gegenteiligen Kommentaren und Äusserungen von Reufi und Casi offensichtlich als die Choryphäe auf dem Gebiet der deutschen Sprache angesehen werde, die ich nun mal bin.

Nun aber zur Beantwortung,  und damit zur Linderung von Unwissen in den Köpfen Reufis und Casis!

Nach eingehender Diskussion mit meinem Beraterstab und tagelangem Orakeln kann ich hier ein Resultat präsentieren, das auch den kritischen Teil meiner hochwohlgelöblichen Leserschaft zufriedenstellen wird. Der Lösungsfindungsprozess stellte sich als hochkomplex heraus, weshalb ich hier lediglich das Endresultat zu zeigen gedenke, ohne die Details der mit der Lösungsfindung einhergehenden Diskussion breitzuwalzen.

Die Lösung, die sich als die Optimale herauskristallisiert hat, ist sowohl verblüffend als auch Simpel: Diplomatengatten. Argumentativ begründet wird dies wie folgt:

  1. Für die Erhaltung des generischen Maskulinums
    Es ist zu einer regelrechten Unsitte verkommen, bei Allem und Jedem ein -innen, /innen oder Innen anzuhängen. Ein(e) ansonsten grandiose(r) Text/-in verkommt zu einem/r unleserlichen FlickwerkIn, wenn er/sie gespickt ist mit diesen unsäglichen Suffixen/innen. Einverstanden?
  2. Ehe-ähnliche Beziehungen bei Diplomaten werden nicht geduldet
    Ein rechtschaffener Diplomat ist entweder ledig und single, oder glücklich verheiratet. Man hat schliesslich ein Image zu wahren, und da passen wilde Beziehungen, Affären und dergleichen nicht hinein.

Mit diesen beiden Punkten lässt sich der ganze, komplizierte Satzbau, wie ihn Reufi vorschlägt, auf das simple Diplomatengatten destillieren.
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.