Der Beinahesturz

Wer mich kennt, der weiss: Wenn der fritteli auf dem Velo desumesuuset, dann nur mit wahnsinniger Geschwindigkeit. Schliesslich ist ein Velo zum freese da und nicht zum schnaagge, sage ich mir jeweils. Und so schoss ich auch gestern Morgen bei der Sulgenau vorbei in Richtung Worblaufen, wo ich mit der Produktion mediokeren Codes meine Brötchen verdiene. Dummerweise hat es dort, vis-à-vis der Titanic, Tramschienen.

Der gewiefte Leser weiss, was er zu erwarten hat, die beiden Schlüsselwörter «Velo» und «Tramschiene» sind nämlich bereits gefallen.

Und gefallen wäre auch ich beinahe! Läck, hatte ich ein Uhuerenschwein! Ich war wohl in Gedanken und fuhr viel zu flach über die Schienen – da passierte es: Tägg, und das Vorderrad gebar sich wie das Rad einer Re 460 bei Tempo 160 auf der Neubaustrecke zwischen Mattstetten und Rothrist, will sagen: Fuhr schnurgerade der Schiene entlang. Leider entsprach deren Richtung nicht ganz derjenigen des restlichen Velos, was sich nach wenigen Sekundenbruchteilen in einer überaus gewagten Schräglage meinerseits eindrücklich zu manifestieren begann. Ich weiss rückblickend nicht mehr genau, wie mir geschah, aber irgendwie schaffte ich es, derart zu zucken, dass das Vorderrad wieder aus der Schiene hüpfte und ich nach einigen schlingernden Metern meine Vertikallage wiederhergestellt hatte. Klopfenden Herzens und mit einer Adrenalinsättigung im Blut von weit über 100% nahm ich den restlichen Arbeitsweg unter die Räder und gelangte tatsächlich unverletzt ins Büro.

Und die Moral von der Geschicht›?
Trau› auf dem Velo Schienen nicht!

Schade nur, dass ich deswegen kein Update für stuetzredli.ch vorzuweisen habe. Aber ich werde es überleben.

Mein IBEX

Es ist an der Zeit, der Welt einen wahrhaftigen Meilenstein in meinem Leben kundzutun.

Wer mich ein wenig kennt – es braucht nicht einmal profunde Kenntnis meines Lebenswandels, oberflächliche Bekanntschaft reicht eigentlich schon völlig aus – der oder die weiss: Meine Fahrräder, die besorge ich mir an der Velobörse. Schon manch ein fahrbarer Zweiraduntersatz, den für wenig Geld ich dort erstand, hat mir lange treue Dienste geleistet. Mein aktuelles Velo, das wohl allseits bekannte blaue Cilo-Damenvelo mit unheilbar zertrümmertem Körbli auf dem Gepäckträger, besitze ich nun schon seit zwei Jahren, drei Monaten und acht Tagen.

Zweieinviertel Jahre sind eine lange Zeit, insbesondere, wenn das Velo fast ständig den Unbillen des wankelmütigen Schweizer Klimas ausgesetzt ist, als da wären strömender Regen und brütende Sonnenhitze, und es nebenbei etliche Kilometer abzuspulen hat, mit einem wohlbeleibten Fahrgast wie mir obendrauf. Kein Wunder also, dass es zu leiden begonnen hat. Vor allem den Bremsen würde ich nachts und bei Regen nicht mehr über den Weg trauen, ich glaube gar, die würden sogar die eigene Grossmutter verkaufen, um im ungeeignetsten Moment versagen und mich in eine Wand rasseln lassen zu können.

Du siehst, worauf dies hier hinausläuft: Es war Zeit für einen Wechsel, Zeit, den müden Spieler vom Feld zu nehmen und durch einen fitten, jungen, wilden zu ersetzen. Also ging ich letzten Samstag auf die Pirsch.

Und ich wurde fündig. Ein Vorführmodell der Marke IBEX bei VeloKrea hat es mir dergestalt angetan, dass ich mich entschieden habe, es zu kaufen. Das Aussehen ist formidabel, ebenso die Ausstattung, und nun brause ich mit höchster Geschwindigkeit, ach, was sage ich!, mit wahnsinniger Geschwindigkeit durch die Gegend. Heute schaffte ich es in einer guten Viertelstunde nach Worblaufen, und wenn man meine Konstitution in Betracht zieht, so ist das eine Leistung, die sogar den Alex Zülle und den Oscar Camenzind vor Neid täte erblassen lassen, zumal ich Doping-frei unterwegs war (abgesehen von einem nahrhaften Schabzigerbrötli zum Zmorge. Mjam!).

Ich kann dir sogar ein Foto bieten! Leider nur eine schräge Rückansicht, aber immerhin. Siehe hier:

Mein neues Velo, Marke IBEX, Modell Around The Clock

Mehr gibt’s dazu nicht zu sagen. Ein Bild könne ja, so sagt, wie der gebildete Bürger eventuell weiss, der Volksmund, mehr als tausend Worte aussagen.

Zu sagen gibt’s lediglich noch dies: Ich bin froh, sehr froh, nicht mehr in der Militärmusik dienen zu müssen. Denn wie sagte der designierte neue Chef der Militärmusik, Oberst Diener, sinngemäss, als er uns besuchte? «Damit d Militärmusig erfolgriich isch, müend er eifach spile, was d Lüüt wend ghöre. Also au meh volkstümlichi Sache, settig Arrangements git’s ja au! Also, s wichtigscht isch: Eifach spile, was d Lüt wend ghöre». Prost Nägeli!