Den Teig einfach ruhen lassen

Wann ich wohl das letzte Mal eine Züpfe am Sonntag buk? Ich weiss es nicht mehr. Umso dringender, dass ich es endlich wieder mal tue! Und heute habe ich mich sogar an ein Experiment gewagt.

Normalerweise backe ich eine Züpfe folgendermassen:

  • 1 Kilogramm Mehl und 3 Kaffeelöffel Salz in einer Schüssel mischen
  • 1 Klotz Frischhefe mit ein wenig Zucker vermischen, bis es flüssig ist
  • Hefeflüssigkeit mit 6 Deziliter Milch zum Mehl geben
  • 50 bis 100 Gramm Butter (je nach Tagesform) dazuflöckeln
  • Dann kneten, kneten, kneten. Lange kneten. Auch portionenweise kneten. Bis der Teig glatt und gleichmässig ist.

Dann etwa eine Stunde unter einem feuchten Küchentuch zugedeckt stehen lassen, danach den Teig in 2 Hälften schneiden, lange Würste formen, flechten, mit Eigelb bestreichen, backen bei 180°C Umluft ca. 35 bis 40 Minuten.

Jetzt habe ich das anders gemacht. Der Teig kam bereits gestern Nachmittag in die Produktion, und zwar mit lediglich knapp einem halben Hefeklotz, zusätzlich die Butter vorher geschmolzen. Auch nicht kneten bis zum Abwinken, sondern nur in der Schüssel die Zutaten vermengt, bis es ein einigermassen homogener Teig war.

Danach in der Schüssel unter Klarsichtfolie stehen lassen. Nach ein paar Stunden den Teig mal rausnehmen und von jeder Seite her zur Mitte einfalten. Zurück in die Schüssel und einpacken.

Dieses Prozedere etwa noch zwei Mal wiederholen. Insgesamt hat der Teig so gute 12 Stunden Ruhe gekriegt.

Danach backen wie immer, aber unbedingt ein Schüsselchen Wasser mit in den Ofen geben. Nach 40 Minuten aus dem Ofen nehmen und nun sieht die Chose so aus:

Züpfe. Selbstgebacken.

Eigentlich wie immer. Ich bin nun gespannt, wie sich das geschmacklich ausnimmt, und ob das gute Stück aufgrund des geringeren Hefegehalts länger frisch bleibt.

Man wird sehen.

Eine klare Ansage

«Die Post ist da!» dachte ich mir gestern, als ich beim Nachhausekommen die zwei an mich adressierten Couverts auf dem Tisch gewahrte. Ich freue mich stets über Briefpost. Sie ist der Beweis dafür, dass jemand an einen gedacht hat: Sei es die Steuerbehörde, die das Schmieröl für die Volkswirtschaft einkassieren will, sei es die Lohnabteilung der Firma, die den monatlichen Lohnzettel verschickt oder sei es einfach ein Marketingfritz, der seine Reklame in den Briefkasten flattern lässt. Jedenfalls kann man bei jedem Brief den Absender ohne grosse Probleme eruieren.

… aber kann man das wirklich … ?

Der eine Brief stammte unverkennbar vom SEV, der Gewerkschaft des Verkehrspersonals. Da bin ich selbstverständlich Mitglied. Schliesslich macht man da ab und zu lustige Ausflüge, geht zum Beispiel das Bundeshaus besuchen und kann so live in der Session dabei sein und am Abend wird einem sogar noch das Znacht im alten Tramdepot bezahlt (leider nicht die Getränke, aber immerhin).

Der andere Brief war von aussen keinem Absender zuzuordnen. Lediglich meine Anschrift und eine A-Post-Marke waren zu sehen. A-Post, immerhin! Es musste sich also um etwas Wichtiges handeln. So griff ich flugs zum Brieföffner und schlitzte den Umschlag. Was darin zum Vorschein kann, will ich der grossen weiten Welt nicht vorenthalten. Siehe:

Drohend zeigt sich der Schriftzug.

Sonst nichts.

Ich schaltete sofort, war ja auch nicht weiter schwer: Da findet jemand, der regelmässig ein Stück einer meiner Züpfen verzehrt, ebendiese zu schmalzig und fordert für mein nächstes Backwerk den strikten Verzicht auf Butter.

Ich reagiere auf diese feige Forderung hinter anonymem Schutzschild, indem ich in die nächste Züpfe extra viel Schweineschmalz packe. 150 Gramm, oder sogar noch mehr. Und dann esse ich die ganz alleine. Oder aber ich führe endlich die lange versprochene Verköstigung durch … Interessierte mögen sich bitte nicht melden. Ich kenne sie bereits.

Kalte Hände erfordern drastische Massnahmen

Die rechte Hand fühlt sich so kalt an, als wäre sie die Quelle der nächsten Eiszeit. Ich muss sie daher irgendwie mit Wärme füllen. Das ist gar nicht mal so einfach: Draufsitzen bringt zwar zwischenzeitliche Linderung, muss aber wohl eher als Symptombekämpfung denn als Ursachenvertilgung bezeichnet werden. Zudem arbeitet es sich nur halb so schnell, im wahrsten Sinne des Wortes, wenn eine Hand ständig besitzt wird.

Ich muss mir also etwas anderes einfallen lassen, «anderes» in diesem Falle klein, weil ich mir diesbezüglich nie sicher bin und deswegen nun endlich den Duden zu Rate gezogen habe, um die Gross-Kleinschreibe-Frage in diesem konkreten Fall ein für alle Mal zu klären und für einen späteren Bedarf hier die schriftliche Dokumentation bereit zu halten.

Als etwas anderes bietet sich hervorragenderweise das Teigkneten an. Kneten benötigt eine unbändige Kraft und ungeheure Ausdauer, und alle beide werden von literweise Blut in die Muskeln gepumpt, Blut, das noch ganz warm aus dem Körperinneren in die Extremitäten strömt und sich daher hervorragend zum Heizen von kalten Körperteilen eignet. Ich knete also in Bälde ein Kilo Züpfenteig, denn: Wohl hatte ich vor über einer Woche Geburtstag, aber seither war ich mit Ferien gesegnet und daher nicht im Büro anzutreffen, sondern, so steht’s im Kalender, auf Balkonien. Morgen bin ich dies, also im Büro, aber wieder, und da bietet es sich doch an, etwas kleines (klein. Wie «anderes».) mitzubringen. Schliesslich hatte ich heute nichts dabei, als ich auch schon wieder im Büro war.

Wie, du hast einen fulminanten, witzigen, tiefgründigen und trotzdem unterhaltsamen Beitrag erwartet? Ich bitte dich! Dazu bin ich doch nach sechs Wochen Schreibabstinenz – und sechs Wochen waren es, der Matter hat nachgezählt, und ich bin geneigt, ihm ohne Kontrolle Glauben zu schenken – nicht mehr fähig! Wie ein Spitzensportler nach einem Bänderriss, einer Muskelfaserquetschung oder einer Meniskusüberhitzung muss auch ich mein Pensum erst langsam wieder aufbauen. Langsam! Nume nid dry schiesse!