Eine pränatale Oration

Da man einen Eintrag ins Blog nicht grundlos und überhastet verfassen soll, folgt der heutige halt erst heute, respektive aus gestriger Sicht morgen, was aber die Qualität nicht mindern, sondern steigern soll. Ob es das tut, mögest du selber beurteilen.

Gestern war ich nicht schreibfähig. Ich hatte eine Konzerthälfte Furbaz hinter mir, und wer meinen Musikgeschmack auch nur annähernd kennt, weiss, dass ich mit Heile-Welt-Gedudel nichts anfangen kann. Wenn schon heile Welt, dann muss die in einen groovy-groovy-jazzy-funky Rhythmus verpackt sein, dann geht’s. Item.

Heute bin ich schreibfähig. Schliesslich ist nun der grösste Teil des pränatalen Stresses vorüber (und ich möchte bei dieser Gelegenheit dem Reufi allerherzlichstens danken für die wunderbare Zweckentfremdung des sinnschwangeren Wortes «pränatal», das anscheinend seiner Meinung nach mit der Bedeutung «vorgeburtlich» nicht komplett ausgelastet ist, weshalb nun also auch die vorweihnachtliche Bedeutungskomponente berücksichtigt wird. Im gleichen Zuge kann ich gleich dem Corni danken, der mich verdankenswerterweise mit dem wunderschön blumigen Wort sinnschwanger bekannt gemacht hat)… wo war ich? Achja, richtig: der grösste Teil des pränatalen Stresses ist also vorüber, und ich kann mich wieder auf solch wesentliche Dinge alswie «Die Dinge, die mich im Leben am meisten nerven» konzentrieren. Und davon gibt’s etliche, auch wenn du nun Einspruch erheben wirst, mit der Begründung, nur ein Ding könne am meisten nerven, ansonsten das sprachliche Konstrukt «am meisten» ad absurdum geführt würde. Ich entgegne dir jedoch, dass auf meinem Blog meine eigenen Regeln gelten, und dass ich durchaus der Meinung bin, dass mich etliche Dinge am meisten nerven, aber kommen wir doch endlich zu des Pudels Kern, bevor wir alle noch länger werden. Da! Da war’s! Diese Formulierung, dieses ewige «Ich möchte nicht länger werden» und «Bevor ich jetzt noch länger werde…», die ergibt doch keinen Sinn! Jemandes Ansprache kann gegebenenfalls länger werden, aber doch nicht er selber, bloss weil er nun noch eine Minute länger anspricht! Das also war Ennuiement Numero eins.

Dann wären da all jene Automobilisten, die den Zündschlüssel nicht drehen können. Je länger, desto mehr trifft man sie an, die Autofahrer, die vor der roten Ampel den Motor laufen lassen, anstatt ihn energiesparenderweise abzustellen. Mir fällt das besonders auf, wenn ich mit dem Fahrrad an einer roten Ampel warten muss, und neben mir das hundertfache Gesumme laufender Automotoren vernehme, die allesamt geduldig ihre Abgase in die Luft pusten. Für nichts. Das also war Ennuiement Numero zwo.

Dann wäre da der Rauchgestank in den Kleidern. Kein Abend vergeht, an dem man in einer Beiz war, ohne dass am nächsten Morgen die Kleider derart riechen, dass man sie am besten mit dem Sondermüll entsorgen würde. Sollte sich jemals die Gelegenheit bieten, auf kommunaler, kantonaler oder gar nationaler Ebene ein Rauchverbot in öffentlichen Räumen einzuführen, ich votierte dafür. Ich weiss, dass ich in diesem Moment wohl etlichen Unmut auf mich ziehe. Damit kann ich leben. Das also war Ennuiement Numero drei.

Der Tag hat zu wenige Stunden. Wie soll ich in 24 Stunden täglich ein komplettes Pensum an Leben durchbringen? Das geht doch gar nicht! Arbeit, Studium, Musik, Saufen, Schlafen, alles sollte man unter einen Hut bringen können, und das in läppischen 24 Stunden täglich. Das kann ja gar nicht funktionieren. Ich bin der Meinung, man sollte eine Volksinitiative für den 30-Stunden-Tag lancieren. 6 Stunden mehr Zeit pro Tag? Ich bitte darum! Das also war Ennuiement Numero vier.

Und da aller guten Dinge vier sind, denn in meinem Blog gelten meine Regeln und meine Zahlen, da also, wie ich soeben sagte, aller guten Dinge vier sind, beende ich meine heutige Quacksalbadererei und wünsche dir ganz schöne Festtage, mit nicht zu viel Hektik und Stress, und mit einer gehörigen Portion Feiern, Festen und Geniessen.

4 thoughts on “Eine pränatale Oration”

  1. Da deine am meisten nerven Dinge mich doch auch in gewisser Weise tangieren, muss ich doch ein bisschen Saenf dazugeben:
    1. Sprachformulierungen nerven allesamt all.
    2. Eventuell solltest du wissen, das gewisse der Heutzutage hergestellten Fahrzeuge im kuerzere Zeit dauernden nichtfahrzustand weniger Auspuffgase aus den Auspuff auspuffen, als wenn man den jeweiligen Auspuffgas produzierenden Motor neu starten muss. Das ist so aehlnich wie Lampen, die verbraten auch beim einschalten viel mehr Energie, als wenn sie mal schoen Leuchten, deshalb auch die ‹Sparlampen›, die als erstes mal nicht und spaeter nur ein bisschen leuchten (Uebrigens gehoeren ebendiese ‹Sparlampen› zu einem der groesseren Ennuiements in meinem Leben).
    3. Von meiner Seite ziehst du dir da keinen Unmut zu, ich bin zu mindestens 98.28% fuer rauchfreiheit so ziemlich ueberall (Auch unter freiem himmel, raucher sollen gefaelligst zu Hause ihrem Laster froenen!).
    4. Studium und Saufen sind meines wissens Synonyme. Und sogar Arbeit und Saufen lassen sich ab und an ja kombinieren. Musik sollte man sowieso nur passiv geniessen, for allem Waehrend dem Arbeiten und Studieren, somit also auch Hauptsaechlich beim Saufen. Bloss Schlafen ist wichtig. Ich empfehle die 1/3 Schlaf 1/4 Arbeit mit Musik und die restlichen 5/12 mit Saufen und Musik.

  2. Zu 1.: EINSPRUCH! Sprache ist wunderbar, verklausulierte und obskure Formulierungen erst recht!
    Zu 2.: Teilweise stattgegeben. Wenn aber jemand am Strassenrand im Auto sitzt, überlaut Musik hört, dazu den Motor laufen lässt, und dies schon seit geraumer Zeit, dann zählt dein Sparlampenargument nicht.
    Zu 3.: Bravo. Gründen wir eine Partei, oder noch besser: eine Untergrundorganisation, die alle Raucher nadisna hinterrücks aus dem Verkehr zieht. Ich bin dabei.
    Zu 4.: Eine schönere Erklärung habe ich miner Läbtig no nie ghört. Bleibt bloss die Frage, was mit dem übriggebliebenen Zwölftel anzufangen ist, denn wir alle wissen: 1/3 + 1/4 + 5/12 = 11/12. … Hm… Und wenn ich mich nicht verrechnet hätte, würde das wohl sogar stimmen. Naja, es ist Weihnachten, und da ist alles erlaubt.

    Frohes Fest!

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