Internet!

Internet! Das ist jene famose Erfindung, die nun auch in unserer WG Einzug gehalten hat. So bin ich nun also wieder informiert und auf dem Laufenden, wenngleich der Kabelsalat in unserem Wohnzimmer noch sehr stark nach Provisorium riecht. So hängt denn auch leidiglich mein Notebook am Internettropf, mein Desktopcomputer muss sich noch ein Weilchen gedulden. Aber früher oder später wird auch der erschlossen werden. Und irgendwann zügle ich dann noch den Server.

Nun aber erstmal Heureka für die 5-Mbps-Internetleitung!

Das Rock-Café

«Chömet, mir gö no i d Chrüzbar!» hiess es gestern Abend nach der Probe. Diese Chrüzbar ist mir aber gänzlich unbekannt, und dass ich genetisch mit einem katastrophalen Orientierungssinn gesegnet bin, muss ich wohl kaum erwähnen. Ich zog also ein bekanntes Lokal jener unbekannten Kreuzbar vor, und nach einem Bier im Nelson’s war meine Abenteuerlust derart gesteigert, dass ich trotzdem noch unbekanntes Territorium zu erkunden trachtete.

Gleich bei uns um die Ecke gibt’s das Rock-Café, oder wie das heisst. Ein Spunten mit vielen Leuten drin, rockiger Musik und einem garantierten Erlebnis. Wir traten ein.

Schnurstracks begaben wir uns an die Bar und bestellten zwei Stangen. Nicht viel Zeit verging, da befanden wir uns bereits im Gespräch vertieft mit dem Sigi. Nicht mit dem Sigi, der durch die Stadt röhrt und gröhlt, sondern einem anderen Sigi, der aber offensichtlich auch Sigi hiess, sonst hätte er sich ja nicht als solcher vorgestellt. Wir plauderten also über Gott und die Welt, das heisst: Über seine Ex-Freundin, den Freitagabend und den Bierkonsum, als – wie aufs Stichwort –  ein besoffenes Wrack von einem Menschen an die Bar torkelte und sich zwischen Corni und mir hinpflanzte, nicht zu sagen -fläzte. Artikulieren konnte er nicht mehr klar, und so verstanden wir auch nicht, was er zu sagen versuchte. Sofern er überhaupt etwas zu sagen versuchte, wir konnten nicht einmal das mit Sicherheit feststellen.

Die Barmaid aber, die verstand ihn offenbar. «Jaja, ds Taxi isch scho bsteut. U wes i zäh Minute no nid da isch, de lüteni nomau a», beschied sie unserem dazwischengeplatzen Besucher, der daraufhin wieder forttorkelte, um sich irgendwo an einen Tisch zu setzen. Wir waren heilfroh, ihn los zu sein, denn die latente Aggression war unverkennbar spürbar gewesen. So aber kamen wir ungeschoren davon, konnten uns vom Sigi verabschieden und gefahrlos den Heimweg antreten.

Ich freue mich bereits auf den nächsten Besuch.

Weniger vom Zügeln denn von Taschentüchern

Es ist einer jener kurzen Momente, wo ich an den Feuerwehrschlauch des Informationsaustausches angeschlossen bin, sprich: mit dem Internet verbunden. Dieser Moment muss jetzt als Ventil herhalten, um meine Zügeleindrücke abzulassen.

Viele Eindrücke kann ich gar nicht abventilieren. Zügeln ist einfach nur recht anstrengend. Wohl auch deshalb, und nicht nur, weil ich wahrscheinlich doch recht böse erkältet war, legte ich mich am Samstag um 20 Uhr schlafen. A propos erkältet: Ich war’s, und bin’s nach wie vor. Das bedeutet, dass mir unter anderem schier die Nase wegläuft. Diese Situation macht mich zum Experten in Sachen Papiertaschentücher, denn die Stoffenen sind noch nicht mit mir umgezogen. Die Papiernen sind ein Aktionspack Kleenex aus der Migros, und auch wenn ich ansonsten der Migros ja durchaus positiv gegenüberstehe, so kann ich mit Fug und Recht und aus eigener, mehrfacher Erfahrung sagen: Diese Kleenex sind wirklich – pardon l’expression – scheisse. So richtig. Einfach unbrauchbar. Taschentücher sollte man sie eigentlich gar nicht nennen, man könnte sie vielleicht höchstens noch als Anzündpapier fürs Cheminéefeuer verkaufen, aber in unserer WG gibt’s leider kein Cheminée, das empfiehlt sich ja schon aus Feinstaubtechnischen Überlegungen nicht, und ganz abgesehen davon fehlt in unserem Wohnzimmer auch der Platz, gar nicht zu sprechen vom übermässigen Exkurs, auf dem ich mich schon wieder befinde! Kehren wir also zurück.

Kleenex. Scheisse. Angepriesen werden sie als «3-lagig superweich», oder ähnlich. In Tat und Wahrheit mögen sie wohl dreilagig sein, das Problem ist bloss, dass einem beim Herausnehmen eines Taschentuches aus der Packung jede einzelne Lage um die Ohren flattert. Von Zusammenhalt keine Spur. Da lobe ich mir die gute, alte Recyclingpappe, die einem zwar nach dem zweiten Schnäuzen nicht nur den Nasenschleim, sondern auch die Nasenhaut entfernt, dafür aber reiss- und auseinanderfallfest ist. Hach, das waren noch Zeiten.

Meine heutige Internetzeit ist bereits wieder abgelaufen, und so mache ich mich denn durch den Regen auf den Weg nach Hause. «Nach Hause», wie das tönt! Bis es das ist, gibt’s noch einiges einzurichten … Ciao!

Bevor ich mich nun schlafen lege …

… nur noch ganz kurz: Morgen wird gezügelt. «Umgezogen», wie dies der Deutsche ausdrückt. Nicht ich ziehe mich um, sondern ich selber ziehe um. Die neue Adresse ist auf der Kontakt-Seite ersichtlich. Internet wird’s in den ersten paar Tagen wohl noch nicht geben, also kann ich nicht sagen, ob und wie oft ich was und weshalb tun werde oder kann. Wer weiss, vielleicht ereignet sich ja sogar das eine oder andere, so dass sich keine zweiwöchige Blogzwangspause ergibt. Alles klar? Gut! Dann wünsch mir Glück! Und viel Ausdauer und Kraft!

Der Fotoroman

Ein Fotoroman stellt das Ende einer mehr als zweiwöchigen Schreibpause dar. Es handelt sich hierbei um einen originalen Fotoroman aus dem Girl!, jenem Heftchen für 11- bis 99-jährige Mädchen, das mit seinem berühmten – eben – Fotoroman durchaus auch mal einen gerade eben 26-jährig gewordenen Jüngling zu amüsieren vermag. So einen Fotoroman habe ich im Musiklager zu Augen bekommen, und ich war, obwohl’s nicht das erste Mal war in meinem Leben, da ich einen solchen las (wobei ich hier sagen muss, dass man mit zwei älteren Schwestern einfach kaum drum herum kommt, früher oder später sich so einen zu Gemüte zu führen), zutiefst ergriffen von der allegorischen Symbolik und der unterschwelligen Tragik, die sich zum Schluss hin in überschäumende Freude umwandelt.

Da ist zuerst einmal die Martina, 15. Warum bloss muss sie immer so schüchtern sein, wenn sie mit einem Jungen spricht? Dann ist da der Marco, 16. Ist er wohl Martinas Traumprinz? Und dann gibt es den Julian, 15. Ist Martinas Begegnung mit ihm bloss Zufall, oder steckt gar mehr dahinter? Zu guter Letzt haben wir auch noch den Felix, 17. Was haben Martinas Träume von ihm zu bedeuten?

Du siehst: bereits in der Einleitung steckt Spannung zum Zerreissen. Die detaillierte Charakterisierung der Protagonisten erlaubt dem Leser, sich voll und ganz mit der Storyline zu identifizieren, und dennoch wird für eigene Phantasien genügend Raum offen gelassen, um auch den mit viel Kreativität Gesegneten nicht die Lust am Lesen zu nehmen. Kommen wir nun aber zur Geschichte, der herzzerreissenden!

Martina befindet sich auf dem Heimweg von der Schule. Ganz in ihren Tagträumen vom Traumjungen versunken rempelt sie den 16-jährigen Marco an. Vor lauter Aufregung kann sie sich aber gar nicht entschuldigen, sondern bloss noch stottern! Und hier entfaltet sich die ganze Tragik, der Leser ist geneigt, ein, zwei Tränen zu zerdrücken, so sehr leidet er mit der armen Martina mit, die doch für sich denkt: «Ist das aber ein sympathischer Junge!» Der Junge aber lässt sie eiskalt stehen.

Am nächsten Tag wartet Martina auf den Bus, als Julian an der Bushaltestelle vorbeikommt, und dabei sein Portemonnaie verliert. Martina merkt es, und ruft ihm hinterher. Sie nimmt auch all ihren Mut zusammen, und fragt (stotternd), wie er heisse. Und Marco, der Freche, sagt: «Ich bin Marco. Danke für meine Brieftasche, aber meine Freundin erwartet mich, ich muss jetzt gehen. Ciao!» Und dabei hatte sich doch Martina gedacht: «Ist das aber ein sympathischer Junge!»

Zu Tode betrübt begibt sie sich hierauf auf einen Spielplatz und bläst auf der Rutschbahn Trübsal (in moll, der Stimmung wegen). Womit wir wieder ein wunderschön arrangiertes Oxymoron antreffen: Ausgerechnet ein Spielplatz, das Paradebeispiel für ausgelassene Lebensfreude und gute Laune, muss für Martinas Niedergeschlagenheit die Kulisse bilden. In dieses widersprüchliche Szenario, das mir von Dr. M. von und zu Hofer-Inexcelsisdeo in ausgeprägt ausführlicher und interessanter Manier dargelegt worden ist, platzt plötzlich – der Felix (17)! «Hey, alles in Ordnung mit dir?» fragt er sie mit sanfter, beruhigender Stimme. Sie blickt sich um, und erkennt sofort: Das ist der Junge ihrer Träume! Plötzlich ist alle Scheu wie vom Winde verblasen, und stotterfrei kann sie sagen: «Ja, jetzt geht’s mir gut!», worauf er: «Ich mag dich!», und dann wieder sie: «Ich liebe dich!», und wenn’s ein Erwachsenenmagazin gewesen wäre, seine Replik: «Ich will ein Kind von dir!», aber da’s ja keins ist, stand halt bereits vor diesem letzten Satz ein ENDE, und das Föteli von den beiden, wie sie sich anstrahlten, das war wirklich herzallerliebst.

So ein Fotoroman birgt enormes Amüsement-Potenzial. Also: Kauf das Girl!

PS: Liebe Girl!-Redaktion: Wenn ihr mich für diese unverschämte Werbung entlöhnen wollt, bitte sehr! Ich kann jeden Batzen gut gebrauchen!

PPS: Liebe Leserschaft: Willkommen zurück!