Hochwasseralarm!

Als plötzlich die Sirenen heulten, wurde mir bewusst, dass wohl doch irgend etwas im Gange war. Und tatsächlich: Schon kurz darauf kurvte eine Polizeipatrouille über den Platz und irgendwie wurde sie Stimmung unter dem Restaurantpersonal einen Tick hektischer. Wir blieben gelassen und genossen den Wein.

Aber der Reihe nach.

Der Projektabschlussevent gestern fand teils im Bowlingcenter unter der Monbijoubrücke statt und gipfelte mit dem kulinarischen Abschluss in Form eines Abendessens im Restaurant Schwellenmätteli.
Dass die Aare hoch stand, hatten wir bereits bemerkt, aber erst als die Sirenen heulten, begannen wir, das Spektakel so richtig zu schätzen. Wir bewunderten die flinken Feuerwehrmänner, welche Hochwasserbarrieren errichteten, wir staunten über die Polizei, welche mit Lautsprecherdurchsagen darauf hinwies, dass «e riesigi Wassermängi im Amarsch isch» und dass doch «bitte aui vom Ufer zrüggstah» sollen. Da wir auf der Restaurantplattform nicht wirklich am Ufer standen, sahen wir uns nicht veranlasst, der Aufforderung nachzukommen, sondern begaben uns ans Ende, wo man in die Matte und zu den Schwellen hinuntersieht, und dort schoss ich einige unglaubliche Bilder. Leider nur mit dem Apfeltelefon, aber immerhin. Siehe:

Passiert ist ja schlussendlich fast nichts, und so können wir die Geschichte unter einem gelungenen Abenteuer abbuchen.

Vom Teufel persönlich gepflückt

Da der Hunger ein Problem ist, welches mich am Arbeitsplatz unablässig begleitet, hatte ich mir schon vor langem vorgenommen, endlich etwas dagegen zu unternehmen. Beim heutigen Mittagessen hatte ich dann den Geistesblitz: Einkaufen lautet die Lösung sämtlicher Probleme, die mit einem Hungergefühl im Büro zusammenhängen! Mit meinem geschätzten Arbeitskollegen J. G. aus B. begab ich mich also nach dem Mittagessen in die Migros, um für den Nachmittag dem Hunger in Form von Karotten vorzubeugen. Dass es gerade Karotten sein sollten, hat nicht weniger als fünf gute Gründe:

  1. Karotten sind günstig.
  2. Karotten sind lecker.
  3. Karotten sind gesund.
  4. Karotten können mit dem Mund gegessen werden, derweil die Hände frei für Tipp- und Klickarbeit sind.
  5. Eine Karotte im Mund sieht einfach unglaublich gut aus. Jedenfalls eine Karotte in meinem Mund.

Mein geschätzter J. G. war nicht ganz meiner Meinung und machte sich auf die Suche nach Bananen. Mich traf beinahe der Schlag, als ich ihn zurückkehren sah: Er hatte nicht, wie sonst üblich, einen Bund Max-Havelaar-Fairtrade-Bananen gepackt, sondern die billigen und bösen Chiquita-Ich-bin-ein-Menschenverachter-und-Umweltschänder-Bananen. Keine Frage, dass ich sofort begann, ihm ins Gewissen zu reden. «Das chasch nid mache. Du weisch doch so guet wi ig, dass Chiquitabanane weder umwäutverträglech no mönschewürdig aabbout wärde! Süsch choufsch ömu o immer Havelaar!» sprach ich. Er erwiderte, von den Havelaarbananen gebe es immer nur mindestens ein Viererpack und das sei ihm zu viel, die würden dann im Büro verrotten und damit sei auch niemandem geholfen.

Dies sah ich ein, und bot einen Kompromiss an: «Du nimmsch itz Havelaar, derfür choufi dr d Heufti dervo ab. Wüu du weisch: D Chiquitabanane wärde vom Tüüfu persönlech pflückt!» Hierauf drehte sich eine Kundin, welche zufälligerweise neben dem Havelaarbananengestell stand, zu uns um und pflichtete mir bei: «Genau so isches!» bestätigte Sie meine teuflische Aussage.

J. G. liess sich von soviel Argumentationstalent schliesslich überzeugen und kaufte die Havelaarbananen. Eine gute Tat. Bravo.

Zwei Stiche gegen Krankheit

Sommerzeit ist Impfzeit! Jedenfalls so alle zehn Jahre einmal. Meine letzte Impfung erhielt ich in der Rekrutenschule, und wenn man das mal ganz nüchtern betrachtet, ist die tatsächlich exakte 10 Jahre her! Man stelle sich dies vor! Vor 10 Jahren wurde ich grün eingekleidet und schaltete für 7 Wochen im Winter (Schlagzeugerschule) und 11 Wochen im Sommer (eigentliche RS) am Stück mein Gehirn ab. Verrückt.

Heute nun war wieder mal die Tetanusimpfung an der Reihe, und weil’s so schön ist, liess ich mich auch gleich noch gegen diese Zecken-FSME-oder-wie-das-heisst impfen. Für die nächsten zehn Jahre werde ich also schon mal nicht mehr krank. Das kann heiter werden!

Oder aber mir fault der tetanusgespritze Arm ab. Alles ist möglich.

 

Wo ist Lilli?

Am Wochenende, als die Sonne noch stärker war als die Wolken, bot es sich an, auf Wanderschaft zu gehen. Das Ziel sollte der Creux du Van im schönen Val de Travers sein. Glücklicherweise hatte ich stets die Fotokamera am Bauch, ansonsten wäre es mir wohl nicht möglich, die Weltöffentlichkeit auf dieses vermisste Plüschtier aufmerksam zu machen:

Dies ist die kleine Lilli

Ein süsser kleiner Fratz. Sie hat es verdient, zu ihrem Spielkameraden zurückzukehren. Also, wer es findet, sofort auf die angegebene Telefonnummer anrufen!

Johnny, cheeeese!

Es sei ein Weltklasseangebot, da müsse man zugreifen, es gebe keinen Zweifel. Und wenn ein kompetenter Walliser, noch dazu einer aus dem schönen Naters, derartiges sagt, widerspreche ich selbstverständlich nicht, sondern tue, wie mir geheissen.

Oder versuche es zumindest.

Und so stand ich am Montag um 8 Uhr 55 vor der Marktgassmigroselektronik und wartete ungeduldig auf Einlass. Als die Türe um Punkt 9 Uhr schlüsselhaft geöffnet wurde, wuselte ich in den Laden und packte mir den ersten verfügbaren Verkäufer: «Grüessech, heit dir no da die Superaktion mit dere Nikon D90 und em Objektiv für ungloublechi vierhundertnünenünzg Franke???« wollte ich wissen. Ich ward enttäuscht: «Ääh, sorry, nei, aber i gloube, di si aui usverchouft. Si wägg wi warmi Weggli, hundertdriissg Stück hei mr dervo verchouft.» Aber darauf war ich vorbereitet: «Ja, u de im Wankdorf, oder im Westside?» wollte ich wissen. «Ja nei, dert hei si äuä o nümme», lautete der vernichtende Bescheid. Darauf zu insistieren, er solle sich doch bitte telefonisch absichern, getraute ich mich nicht und gab mich demzufolge mit einem «Ah ja, de, schad u Scheisse» geschlagen.

Projekt «Gehorche-dem-Walliser» gescheitert. Mist.

Aber ich hatte ja noch ein zweites Projekt, und das nannte sich Johnny. Also begab ich mich zum CD-Regal und suchte diese neueste Scheibe von Patent Ochsner.
Und suchte und suchte. Und suchte.

In den Charts schien die Platte nicht zu sein, da fand sich nur Balla-Balla-Bumbum-Mist. Unter Schweizer Musik konkurrenzierten sich die dritten Öschs mit Francine Jordi, und auch Rock&Pop bot nicht das Gesuchte. War Patents Plattes Präsenz partout prekär? Ich konnte das nicht glauben und startete einen neuerlichen, diesmal strukturierten Suchangriff.

Und – Hossa! – da fand ich sie: Im wundervoll gestalteten Büne-Huber-Cover prangte sie mehr oder weniger direkt vor meiner imposanten Nase und wartete nur darauf, vom mir um- und erworben zu werden. Also warb ich und griff glücklich zu und dirigierte dann meine Schritte in Richtung Kasse.

Etwa zwei Meter vor Erreichen derselben gewahrte ich einen springenden Farbfleck auf meiner Netzhaut, der sich bei näherem Hinschauen als «mein» Verkäufer entpuppte, mir in einem Höllentempo entgegeneilend. «Hey, wart schnäu! Im Fau, i ha grad vernoh, mir hei no eini! Momänt, i hole dr se!»

Und wie ich darauf wartete! Wie angewurzelt wartete ich, rührte mich nicht vom Fleck und traute mich kaum, zu atmen.

Und meine Angewurzeltheit sollte sich lohnen: Mit einem uhueren Pack kam er daher, welches ich nie und nimmer in meinem Velosaccoche zu verstauen im Stande sein würde, aber das hielt mich nicht davon ab, das dicke Portemonnaie zu zücken und einen Batzen Geld gegen eine unglaublich unglaubliche Kamera einzutauschen.

Was schliesslich und endlich dazu geführt hat, dass ich nun zwar arm wie eine Kirchenmaus, dafür aber ausgerüstet wie ein Profifotograf bin. Dies zeigt sich zum Beispiel eindrücklich am neuen Bild, das auf der Kontaktseite zu sehen ist.

Nicht unterlassen möchte ich es auch, Patent Ochsner meinen allerallerherzlichsten und tiefempfundenen Dank dafür auszusprechen, dass ihr neuestes Album zeitgleich mit einer bongforzinösen Migros-Aktion erhältlich ist.

Hierzu gibt es anzufügen, dass diese Scheibe – gelinde gesagt – der Hammer ist. Gummiboum, Nachtgänger, Kreissaal, um nur ganz wenige der Stücke aufzuzählen, die mir durch Mark und ins Gebein fahren … Super! Danke, Patent Ochsner! Danke! Wir sehen uns auf dem Gurten!

Züri West übrigens auch. Das wird super.