Ob’s nun ein Happy-End gibt?

Der Nuggi ist raus, könnte man sagen, und zwar meiner. Usegjagt het’s mer ne. Nach ungefähren vier Monaten habe ich nun bei der Post einmal nachgefragt, wie es denn mit der Rückerstattung der 23 Franken aussieht, die mir in Aussicht gestellt worden war, nachdem ich mich zu recht über die mangelhafte Dienstleistung beschwert hatte.

Diesmal hatte ich keine Lust, wieder lange in der Warteschlange Schleifen zu drehen und dabei noch Geld zu zahlen. Deswegen habe ich mich des Online-Kontaktformulars bedient, was den Vorteil bringt, dass ich den Beschwerdetext hier auch gleich mal veröffentlichen kann. Ich schrieb:

Guten Tag,

betreffend dem genannten Auftrag (PDF für alle Fälle auch im Anhang) hatte ich am 15. Februar 2021 telefonischen Kontakt mit Ihrem Kundendienst, da der Auftrag in absolut katastrophaler Qualität ausgeführt worden war (vgl. https://www.fritteli.ch/2021/02/15/schweizer-post-also-ehrlich/). Dabei wurde mir zugesichert, dass mir die CHF 23 in Form von Briefmarken zurückerstattet werden würden (vgl. https://www.fritteli.ch/2021/02/17/rein-pekuniaer-bin-ich-zwar-versoehnt-aber/).

Da ich bis heute, also 4 Monate (!) später, noch nichts erhalten habe, bitte ich Sie der Einfachheit halber, mir das Geld einfach zu überweisen, und zwar auf das Postkonto ***, lautend auf «***». Vielleicht kriegen Sie das ja innerhalb der nächsten Tage auf die Reihe. Ich würde es mir sehr wünschen. Und auch Ihnen würde ich das Erfolgserlebnis von Herzen gönnen, den Schaden wenigstens zu einem kleinen Teil wieder gut gemacht zu haben.

Vielen Dank und freundliche Grüsse,
Manuel Friedli

Ich, am 12.06.2021 um 00:11 (leicht geschwärzt)

Ich war ein bisschen genervt, was sich am einigermassen unsachlich formulierten Ende des Textes wohl ablesen lässt. Ich hoffe, das Geld trifft nun trotzdem ein. Aber vielleicht trötzelt jetzt die Post ja auch grad z’leid. Dann müsste ich wohl meiner innersten Überzeugung zum Trotz zum Telefonhörer greifen und mich geifernd um Kopf und Kragen reden. Wir werden sehen. In spätestens vier weiteren Monaten.

Rein pekuniär bin ich zwar versöhnt, aber …

Du erinnerst dich? Richtig. Ich war stinksauer. Deswegen habe ich meinem Ärger Luft gemacht und über die kostenpflichtige (!) Kundendiensttelefonleitung eine arme, unschuldige und unbeteiligte Kundendiensttelefonleitungsbenutzerbeschwichtigerin beschimpft, also eine stets und in allen Situationen freundliche Dame, deren undankbare Aufgabe es ist, wütende Kunden wie mich zu ertragen, zu beschwichtigen und gegebenenfalls zu vertrösten.

In meinem Fall sieht das Resultat so aus, dass mir aufgetragen wurde, die zehn (!) irrtümlich zugestellten Sendungen im Milchkasten zu deponieren. Der Postbote werde avisiert, diese ebenda zu behändigen und richtig zuzustellen. Ja, hatte die Telefondame mit mir ein Einsehen, grad ganze zehn falsch zugestellte Sendungen seien schon ein bisschen viel.

Jedenfalls muss ich meinen Zorn wohl überzeugend dargelegt haben (und im Nachhinein tut mir das nette Frollein deswegen auch ein bisschen leid), denn die 23 Franken sollten wir nun in Form von Briefmarken zurückerstattet erhalten. Somit wäre zumindest der finanzielle Aufwand gedeckt. Aber ein unguter Beigeschmack bleibt: Können die Postmitarbeiter wirklich derart überarbeitet sein, dass sie bei ganzen zehn Briefen und Zeitschriften die Adresse nicht richtig lesen können oder haben sie einfach ihre Arbeit nicht im Griff? Das waren ja nicht irgendwelche handgekrakelten Hieroglyphen, sondern computererzeugte Druckbuchstaben in schönstem Schwarz-auf-Weiss.

Wie auch immer. Für mich hat sich der Fall vorerst erledigt. Beenden wir nun das Staatsbetriebsbashingniedermachen.

Nun gut, auf die Briefmarken warte ich noch. Es könnte ja sein, dass die nicht ankommen. Dann würde ich wohl nochmal zum Telefon greifen müssen. Das wünsche ich den Kundendienstmitarbeiterinnen und Kundendienstmitarbeitern aber nicht.

Ein Hoch auf die Kulanz!

Am Freitagabend war der zweite November, und der kommt ganz knapp nach dem 31. Oktober. Und obwohl ich nicht unbedingt ein Fan von Halloween bin, kochten wir uns in der WG ein Kürbissüppchen, schliesslich ist das nicht nur lecker, sondern auch gesund, und gemeinsames Kochen fördert Sozialkompetenz und Bauchumfang, und das ist doch auch etwas Schönes.

Wir hackten also Kürbis, zerkleinerten Kartoffeln und ein Rüebli, hackten eine Zwiebel, brieten an, löschten ab, dämpften und liessen köcheln. Gefühlte Stunden verbrachten wir in den Schweissen unserer Angesichter in der dampfenden Küche und drohten vor Hunger bereits zu kollabieren, als wir endlich unseren treuen Mixer hervorkramten und die Chose zu pürieren gedachten.

Mir ward die Ehre zuteil, den Mixstab zu führen, mit ihm zu rühren. Und so schaltete ich das Gerät ein und begann mein Werk.

Nach circa 4 Sekunden unterbrach ich mein Tun. Nicht etwa freiwillig, sondern gezwungenermassen: Der Mixer versagte seinen Dienst. Kein Knall, kein Rauch, kein Knistern und auch kein Gestank kündeten sein Ableben an, sondern höchst unspektakulär gab er den Geist auf und verweigerte weiteres Mixen.

E sehr guete Momänt!

Wir alle hungernd um die Pfanne stehend, fassungslos. Auch an einer anderen Steckdose liess sich das Rührwerk nicht zu neuer Leistung anspornen, auch nicht mit Schwingern anstelle von Pürierstab, auch nicht ganz ohne Aufsatz. Einfach gar nicht, keinen Wank tat das dumme Ding.

Derweil sich ein Sondereinsatzdétachement bei Nachbarn um Ersatz kümmerte, kramte ich den Garantieschein ans Tageslicht, denn ich bin unglaublich gut organisiert und halte eine Ordnung, dass man darob nur anerkennend nicken kann. Wer mich nicht kennt, weiss das.

Den Garantieschein fand ich zu unser aller Überraschung erstaunlich schnell, und so wollte ich nachschauen, ob die Garantie denn noch gelte. Ich las:

Kaufdatum: 26.10.2010. Garantie: 24 Monate.

Adam Ries rechnet und stellt fest: Die Garantie ist vor exakt einer Woche abgelaufen. Dass ich aber in die Migros gehen und notfalls stürmen würde, bis ich Ersatz bekäme, war mir sofort klar, und sei es nur, um ein Thema zu haben, über das ich schreiben könnte.

Das Sondereinsatzdétachement hatte inzwischen Ersatz besorgen können, nur leider ohne Pürierstab, sondern lediglich mit normalen Schwingern. Wie wir damit unsere Suppe einigermassen klein kriegten, ist eine andere Geschichte, die alleine Bände füllen würde, und so begnüge ich mich mit der Aussage, dass wir uns schliesslich an einer herrlichen Kürbissuppe labten und das Putzen der Küche auf den nächsten Tag verschoben. Ja, kochen können wir!

Samstags machte ich mich dann auf, meine Mission zu erfüllen und begab mich hierzu zum Kundendienst in der Marktgassmigroselektronikabteilung. «Grüessech, es geit um mi Mixer. Dä het geschter dr Geischt ufgä, aber d Garantie isch sit ere Wuche abgloffe, u i ha itz wöue frage, wie kulant Dir da chöit sy», begrüsste ich die freundliche Mitarbeiterin hinter dem Tresen und zeigte ihr das Corpus delicti. Sie zeigte Verständnis, meinte, sie persönlich wäre natürlich schon kulant, aber eben, der Chef und die Migros und so, und sie müsse zuerst nachfragen. Mit gönnerhaftem Nicken ermunterte ich sie, genau dies zu tun und wartete ab, derweil sie in den verworrenen Gängen des Migros-Untergeschosses ihren Chef suchte.

Zu dritt kehrten sie wieder und machten sich am Computer zu schaffen: Artikelnummer eingeben, Katalog durchstöbern, fachsimpeln, diskutieren. Das Ergebnis war ein «Bagatellfall», bei dem es keinen Sinn hatte, das defekte Gerät einzuschicken. Und natürlich zeigte man sich kulant, stellte mir einen altertümlich anmutenden Rückerstattungsschein aus, mittels dessen ich am oberen Kundendienst meine CHF 49.90 zurückerhalten sollte und so erfolgreich nach Hause zurückkehren konnte.

Nun befinden wir uns im Besitz eines neuen Mixers (leider keiner von Moulinex, aber wir haben ihn ja auch nicht samstagabends in einer Quizshow zusammen mit einer Frau, einer Insel, einer Jacht, einem Stück Meer, einem Auto, einem Schloss und einem Rennross gewonnen). Der kostet zwar knapp das doppelte des alten, dafür verspreche ich mir davon eine ungleich längere Lebensdauer. Man wird sehen.