Musik scheidet Geister

Musik scheidet Geister. Nichts auf der Welt scheidet Geister so sehr als wie die Musik. Da kommt zum Beispiel ein Guru, der findet, 65 Days of Static seien der Weisheit letzter Schluss. Er sagt «Sorry, das isch Musig», währenddem ich die Klangerzeugnisse seiner Lautsprecher als puren Lärm bezeichnen würde. Handkehrum kann ich noch so viel Blues Brothers, Incognito, Queen, Jamiroquai, Patent Ochsner, Tower of Power oder Mani Matter ablassen, er lässt sich partout nicht davon überzeugen, dass dies die wirkliche Musik unserer Welt ist. So sind die Geschmäcker eben verschieden.

Eigentlich schade. Denn hörten alle Menschen bloss die Musik, die ich gerne mag, gäbe es weniger Kriege, Elend und Leid, meine Musik ist schliesslich die Beste wo gibt’s. Andererseits ist’s auch gut so. Ansonsten ich niemals Keziah Jones, Michel Camilo oder Herb Alpert kennen gelernt hätte!

Mit dem Vivaro ins Wankdorf

Es gibt Autos, in denen sitzend man die Welt von oben zu betrachten das Vergnügen hat, so zum Beispiel den füürzündroten Opel Vivaro mit den ub-Logos an allen Seiten. Und es gibt Einkaufszentren, deren schiere Grösse das Fassungsvermögen des menschlichen Geistes zu sprengen droht, so zum Beispiel den Riesencoop im Wankdorf.

Die Schnittmenge dieser beiden Erzeugnisse unserer modernen Zeit deckt sich ziemlich exakt mit meinem heutigen Nachmittag. Für ein Apéro muss schliesslich eingekauft sein, und weil es in der Migros kein Bier gibt, bleibt als Alternative nur der Coop, und weil ein Smart zu klein ist, bleibt als Alternative nur der Vivaro. Und weil man nicht alle Tage das Büro zügelt, gibt es überhaupt ein Apéro. Das Apéro, wohlgemerkt, ansonsten es einen wäre.
Was jetzt noch zu hoffen bleibt, ist, dass morgen so wenig Leute wie möglich vorbeikommen. Dann bleibt uns mehr Bier übrig :-).

Aaaah-iiih-ooiaaaaheeeaaiioouuuaiaaaaaahh!

This hat sich auf die Folter gespannt gefühlt. Ich will ihn, und auch dich, von seinen, und deinen, Qualen erlösen und Kunde tun.

Nein, ich werde nicht aus der Knabenmusik geschmissen, bei einem Höchstalter von 25 Jahren blüht mir das erst nächstes Jahr. Und nein, ich habe kein Bewerbungsgespräch, immerhin habe ich bereits einen Job, der mir vortrefflich gefällt. Und nein, ein Date hatte ich auch nicht, es sei denn, man wolle einen Opernbesuch als Date bezeichnen. Ja, einen veritablen Opernbesuch. In Schale inklusive Kravatte besuchten wir heute Abend selbviert die Entführung aus dem Serail von Wolfgang Amadeus Mozart, gemeinhin auch unter seinem vollständigen Namen Joannes Chrysostomus Wolfgangus Theophilus Mozart (1756-1791) bekannt.

So eine Oper ist ein gar vortrefflich› Kunstwerk: es gibt Sängerinnen, deren höchste Töne die Pfeifkünste des Bolzli wie Einsingübungen eines Bass-Baritones erscheinen lassen, einen Theatersaal, der mindestens 200 Meter hoch zu sein scheint, Sitzreihen, die so eng aneinander gereiht sind, dass man sich fortgeschrittener Origami-Techniken bedienen muss, um sich artgerecht dort einfalten zu können, und Cüpli, die mit Fr. 12.50 als echte Schnäppli bezeichnet werden können. Aber man ist schliesslich nicht alle Tage im Theater, oder in der Oper, und deshalb gehört ein Cüpli selbstverständlich zum Besuch dazu. Nicht zu vergessen sind auch jene beiden störenden Frauenzimmer, die sich in der Reihe hintendran in völlig hemmungsloser Lautstärke unterhalten. Aber was soll’s, man ist schliesslich — wie gesagt — nicht alle Tage im Theater, und macht das Beste draus.
Dass zwischen den Hochdeutsch vorgetragenen Arien die Schauspieler abwechselnd Arabisch, Englisch, Französisch oder Spanisch, aber keinesfalls Deutsch (bis auf eine munzige Ausnahme), sprechen, hat mich nicht weiter gestört. Das Arabische, Französische und Englische habe ich ignoriert, und die spanischen Teile habe ich als Einstimmung auf das heurige OG-Lager hingenommen.

Nun schäle ich mich mal aus der Schale und begebe mich zur Ruh›. Morgen ist schliesslich auch noch ein Tag, und deshalb will ich jetzt nicht mehr länger werden.

Nur eines noch: Eine der dümmsten Redewendungen wo gibt’s ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit «Ich will jetzt nicht länger werden.» Nur so, damit auch das mal gesagt wäre… Gute Nacht.

PS: Solltest du den Titel nicht entziffern können, hier ein kleiner Tipp: Es handelt sich um die Takte 412 bis 429. Oder so.