Die neue Liebe

Gestern, da ist es geschehen. Da habe ich mich neu verliebt. Ihr Name ist Cilo, und für 160 Franken war sie mein!

Wenn du nun denkst, ich hätte mir aus einem Katalog eine billige Gespielin aus dem fernen Osten schicken lassen, so liegst du falsch. Denn Katalog war keiner im Spiel. Und sie kommt auch nicht aus dem fernen Osten, sondern aus dem schönen Bärneroberland, genauer gesagt aus Thun. Was sie dann schlussendlich nach Bern verschlagen hat, weiss ich eigentlich auch nicht. Mir ist das aber egal, denn nun gehört sie mir, und das ist alles, was zählt. Sie hat einen wunderschönen schlanken, blauen Körper mit zwei wohlgeformten Rädern dran, und eine Lenkstange, dass einem der Mund wässrig wird. Sie hat eine 5-Gang-Schaltung, sie hat zwei funktionierende Bremsen, eine gesetzeskonforme Glocke und Paralleleinstiegsmöglichkeit, und sie läuft so ruhig, dass man sie kaum hört, meine neue Bicyklette!

Nun will ich hurtig eine Photographie meines neuen Fahrrades erstellen gehen, damit ich etwas vorzuweisen habe, wenn ich beim Polizeiposten ihren Verlust melden gehen muss. Du siehst, ich bin ein gebranntes Kind, was Fahrraddiebstähle angeht …

Nachtrag: Und hier ist es, mein neues Velo in seiner vollen Pracht!

Mach’s gut, ich werde dich vermissen!

Tschüss! Ich mochte dich sehr gerne, trotz all deiner Macken, aber nun hast du mich auf abrupte Weise verlassen, ohne dir die Zeit zu nehmen, dich lange von mir zu verabschieden. Von einem Moment auf den anderen bist du aus meinem Leben verschwunden, ich hatte nichtmal die Chance, dir wirklich zu verstehen zu geben, wieviel du mir bedeutetest (dies ist eine formidable Vergangenheitsform, wirklich!), oder dir Lebewohl zu sagen. Aber wenn du es für richtig hältst, dich auf diese Weise von mir zu trennen, so will ich nicht lamentieren, und deinen Entscheid respektieren. Lasse mich trotzdem der Welt erzählen, wie wir voneinander gegangen sind, mein liebes, gutes, treues Velo!

Ich fuhr heute Abend kurz vor sieben Richtung JOK, den grossen Stutz nach dem Eigerplatz hinauf. Ich stieg mächtig in die Pedale, denn es war wirklich nur kurz vor sieben, und so hatte ich einen, für meine Verhältnisse, rassigen Affenzahn drauf, als ich da hogerobsi dem Zingghaus entgegenbrauste. Da auf einmal riss es meine Eingeweide nach vorne und meinen Allerwertesten nach hinten, als das Hinterrad blockierte und sich innerhalb von wenigen Zentimetern die gesamte kinetische Energie in ein Kreischen von Metall verwandelte. Ich stieg, notgedrungen, ab und schaute mir an, was da passiert war. Nun: Ich hatte bereits gewusst, dass am Hinterrad eine Speiche locker war. Dezi wusste es seit heute auch. Das spielt aber gar keine Rolle, denn vorallem einmal wusste es die Speiche selber. Und sie schien sich im Laufe der Zeit in den hinteren Kettenwechsler verguckt zu haben, sosehr, dass sie ihn heute Abend kurz vor sieben küssen wollte und sich prompt nicht mehr von ihm lösen konnte. Mit dem für mich sehr unangenehmen Ergebnis, dass letzterer nun in arger Verkrümmung quer durch die Speichen fast bis auf die andere Seite des Rades zeigt, die lockere Speiche noch etwas lockerer ist, und sich das Hinterrad keine Bogensekunde mehr drehen lässt.

Zum Glück ist bald Velobörse

Krawall im Botschaftsviertel!

Einen Vorteil hat’s ja, in einem Botschaftenviertel zu leben: es läuft immer irgendwas!

Heute war zuerst mal KMB-Probe. Ausserhalb des musikalischen Alltags läuft da jeweils nicht viel. Auch zum obligaten Egghölzlibesuch danach gibt’s nichts zu erzählen, und das Punto war, wie’s nun mal ist, nämlich gemütlich. Aber dann! Dann ging’s ab, das sage ich dir. Lass mich erzählen, lass dich fesseln, lass dir gesagt sein. Folgendermassen:

Corni und ich schritten aus dem Punto ins Freie, an den tröpfelnden Regen. Neben dem steten Trommeln der Tropfen liess sich unvermeidlich Gesang vernehmen. Wer aber singt zu so später Nachtstunde, immerhin war’s bestimmt schon nach halb Zwölf? Und noch dazu in einem so ruhigen Quartier wie der Brunnadere? Vor der dänischen Botschaft gewahrten wir die Urheber der Melodie: eine Gruppe junger Leute, die sich versammelt hatten, wir wussten nicht, zu welchem Zweck. Drum herum standen einige wenige Polizisten. Was hatte das zu bedeuten? Nun, ohne einmal gründlich nachzufragen hätten wir es wohl nie erfahren, also überquerten wir die Strasse und erkundigten uns bei einem der Sänger, wofür, oder wogegen, hier gesungen werde. Er erklärte uns, sie seien die «proletarischen Sänger» (exgüseh, ich kann mich nicht mehr an den genauen Namen erinnern, aber so etwas in der Art war es), und sie sängen wegen der Räumung des besetzten Hauses in Dänemark, wo gestern an die 100 Autonome verhaftet worden seien, man las davon in der Zeitung. Eine gute Sache, fanden wir. Friedliche Demonstration politischen Willens befürworten wir allemal, und so liehen wir der Gruppe unsere Stimmen, wenngleich wir weder Text noch Notenschrift des und dargebotenen Gesangbuches erkennen konnten. Wir brummelten trotzdem etwas.

Da plötzlich ging’s Schlag auf Schlag: Aus den einigen wenigen Polizisten wurde ein ganzes Chaussignon voll, wir zählten mindestens 15 weiss-behelmte Antiterrorspezialisten (so sahen sie zumindest aus) mit Gummigeschossgewehr im Anschlag und Abwehrschild am Arm, die uns plötzlich umringten, währenddem wir doch bloss friedlich am Singen waren. Eine Polizistin unter weissem Helm flüsterte uns zu, wir sollten uns nun umgehend von der Szene trennen, ansonsten wir genau wie die anderen Demonstranten behandelt werden würden. Bei näherem Hinschauen konnten wir uns davon überzeugen, dass es für uns tatsächlich gesünder wäre, uns aus dem Staub zu machen: einer der Sänger rieb sich bereits die pfefferspraytränenden Augen, ein Anderer musste einen wohl etwas überforderten Polizeigrenadier bitten, das Gummigeschossgewehr doch bitte weder direkt in sein Gesicht noch auf seine Geschlechtsteile zu richten, und auch sonst lag eine latente Aggressivität in der Luft, die mir nicht mehr behagte. Als es dann plötzlich auch noch tätschte, und ich weiss nicht, ob der Knall von einem polizeilichen Gummigeschoss oder von einer demonstrierenden Rauchpetarde stammte, da wurde es mir zuviel und ich plädierte für den Rückzug aus dem Krisenherd. Corni erbarmte sich meiner, und so verfolgten wir die Szenerie schliesslich aus sicherer Entfernung. Auf Demonstrantenseite wurden Parolen geschrieen, mit denen ich mich auch nicht mehr identifizieren konnte (Anarchie? Nein danke, trotz allem), auf Polizistenseite wurde relativ grob dreingefahren, und alles in Allem war ich doch froh, das Ganze aus einigermassen sicherem Abstand verfolgen zu können.

Und nun? Ich kann noch gar kein wirkliches Fazit ziehen. Was mich beeindruckt, und teilweise auch geschockt hat, ist die Härte und der meiner Meinung nach unverhältnismässige Einsatz der Polizei. Hätten die die Kundgeber einfach singen lassen, so wäre wohl kaum etwas passiert. Andererseits ist’s Aufgabe der Polizei, für die Sicherheit der Botschaften zu sorgen, also ist unter diesem Gesichtspunkt ihr Verhalten wohl zumindest teilweise zu verstehen. Ach, es ist nicht einfach. Ich muss wohl mal eine Nacht darüber schlafen. Schon alleine deswegen, weil ich morgen wieder früh aus den Federn muss.

Du siehst, dieser Beitrag ist nicht einer von den vielen Plapperplapperbeiträgen. Der beschäftigt mich. Naja, soll vorkommen, ab und zu…

Regentropf, die Sonne scheint mir auf den Kopf

Das Lustige an Regenschirmen ist ja, dass man sie mitunter vergisst. Und ich spreche hierbei nicht vom «Mischt, itz hocki im Tram u dr Schirm isch geng no im Büro»-Vergessen, sondern vom Es-rägnet-zwar-scho-sit-10-Minute-nümm,-aber-i-la-dr-Schirm-glich-no-offe-Vergessen. Allzuoft sieht man solch vergessliche oder verträumte Menschen, ich glaube gar, ich habe vor Jahren einmal darüber berichtet, und gerade bei solch wechselhaftem Wetter, wie wir es zur Zeit erleben, ist natürlich die Gefahr gross, vor lauter Alltagsstress den Schirm zu vergessen. Mir ist das heute nicht passiert, aber wenn ich mal mit hocherhobenem Schirm durch die Gegend dackle und jemandem begegne, der seinen Schirm lustig-locker um den Arm gehängt hat, so überlege ich mir zumindest, ob es denn immer noch vonnöten sei, den Schirm im sperrigen, aufgespannten Zustand zu erhalten. Alsogleich überprüfe ich jeweils die aktuell vorherrschende Wetterlage und passe den Zustand des Schirmes daran an. Nicht so die ältere Frau, der ich heute begegnet bin. Ich wie gesagt mit lustig-locker am Arm plampendem Schirm, leicht schwingend und pendelnd, ab und zu einen Kreis drehend (der Schirm, nicht ich, denn so früh am Tage pflege ich nicht zu trinken, jedenfalls keinen Alkohol, es sei denn, es sei Fesnacht, aber die ist nun bekanntlich vorbei), und sie mit aufgespanntem Schirm unter blauem Himmel. Aber was weiss denn ich, vielleicht hatte sie ja eine Sonnenallergie oder eine Lumineszenzintoleranz. Anders ist ihr futiles Verhalten kaum zu erklären. (Yesss, ich hab’s geschafft, futil einzubauen!)

Wow… und noch etwas mehr

Zwar hat mich Günter Grass draufgebracht, aber auch wieder davon weg. Denn ich kam bloss über meine aktuelle Lektüre, Katz und Maus, darauf, den heutigen Beitrag mit «…und dann war da der Eintrag – es war der heutige-, dessen Einleitung sich nur so schwer schreiben liess […]» beginnen zu wollen, aber dann empfand ich es doch als allzu abgekupfert, weshalb ich es nun habe sein lassen. Stattdessen habe ich diese, soeben verflossene, Einleitung gefunden, die mir zwar auch nicht schlecht gefällt, die mich aber auch nicht allzu glücklich macht, weil sie zu oft «…die mich…» enthält.

Ich hätte auch ganz anders beginnen können. Zum Beispiel so:

Wow…!

Und das wäre dann aber nicht nur der Anfang, sondern auch gleich der Schluss, sprich: der ganze Blogeintrag gewesen.
Zwar hätte das meinen Eindruck des Swiss Jazz Orchestras, den ich heute im Bierhübeli gewonnen habe (werum zum Geier bini da nid scho viu früecher gange? I bines Huen!), auf den Punkt gebracht, jedoch lässt sich in einer einzigen Silbe nicht ein ganzer Abend zusammenfassen.

Zum Beispiel bedarf der Erwähnung, dass im Kreissaal ab und zu Baseldeutsch sprechende Berngeborene sich relativ uneingeladen zu einem aufs Sofa setzen, und zu erzählen beginnen. Von geologischen Instituten, von Gin Tonics, die sie einem bezahlen wollen und von … öhm, vielen anderen Dingen, an die ich mich beileibe nicht mehr erinnern kann. Und will.

Andererseits sollte ich es auch nicht unterlassen, bei dieser Gelegenheit dem Sandro ein Grüsschen auszurichten, denn wenn er seine eigene Visitenkarte noch findet, könnte es gut sein, dass er heute zum ersten mal meinen Blog betritt, und um ihm eine kleine Gedächtsnisstütze zu liefern, schreibe ich noch ein paar nützliche Links nieder, ohne die man es im alltäglichen Leben wirklich, wirklich schwer hat:

  • Loriot im Flugzeug: bei Youtube.com (dort gibt’s noch ganz viele andere Loriot-Sketche!)

Und weil «ein paar Links» einen ungleich höheren Aufwand nach sich ziehen, als ein einzelner Link, belasse ich es bei dem einzelnen Link und würde sogleich eine wohle Nachtruhe wünschen, bohrte sich da nicht ein Gedanke in mein Bewusstsein, dass ich vorhin noch über etwas Anderes zu berichten im Sinn hatte, das mir nun wäger entfallen ist. Vielleicht wüsste es noch der Corni, aber der ist ja nun nicht da und kann mir somit nicht auf die Sprünge helfen. Ich wünsche nun also trotz Allem eine wohle Nachtruhe, und ziehe mich, nachdem ich mir noch einige von den Loriots vereinleibt haben werde, in meine Gemächer zurück. Gute Nacht! (Jaja, ich weiss…)