Der Kompositionsauftrag

Normalerweise akzeptiere ich keine Kompositionsaufträge. Aber wenn mir zwei Personen synchron und Zeitgleich via Jabber und ICQ auf den Hals knien, dann beuge ich mich halt der höreren Gewalt.

Ich widerstehe jetzt aber der Versuchung, ganz billig davon zu kommen. Denn dies könnte ich, und zwar so:

Reufi hat mich herausgefordert: «wette du chasch ke blogiitrag schribe wo fougendi wörter mindeschtens einisch enthautet?» Zeitgleich erreichte mich von Casi die Nachricht: «Änis-Chräbeli, Störungssystem, Altabt, Guillotine, Fn + Apfeltaste + Ctrl, Migrationshintergrund, Omnibusse, Pampelmusenparfait»

So. Damit wären alle diese Wörter in ebendiesem Beitrag verarbeitet, und ich kann mich zur Nachtruhe begeben.

Könnte ich, denn ich bin ja weder Röckli noch schwach auf der Brust, und so stelle ich mich der Herausforderung und plappere nun munter drauflos. Die Wörter oben können dir zur Kontrolle dienen. Los geht’s!

Weihnachtszeit – Güezizeit! Der Altabt, ein bärtiger Mann mit Migrationshintergrund, schob soeben bereits das dritte Kuchenblech voller Änis-Chräbeli in den Industriebackofen. Gerade wollte er sich eine kurze Pause gönnen, und sich, der gesunden Ernährung wegen, das Pampelmusenparfait, welches ihm seine Frau eingepackt hatte, einverleiben, da  leuchtete die rote Warmlampe des Störungssystems auf.«Heimatland, was isch jitz wider los? Dä huere Ofe, Ehrewort! Irgendeinisch packi  mini Guillotine us und mache däm aute Ding dr Garus!» So regte er sich auf, unser Altabt. Gewieft, und  durch jahrelange Backpraxis wohlgeübt im Entsperren des Störungssystems, wie er war, dauerte es nicht lange, bis er mittels Fn + Apfeltaste + Ctrl den Mac-OS-X-betriebenen Backofen wieder gangbar gemacht hatte. So konnte er sich endlich seinem Parfait widmen, und studierte dazu die Tageszeitung. Da stand unter Anderem ein kleines Artikelchen:

BERN – Mit dem Abschluss der Intensivbauphase verkehren seit letztem Samstag die Trams und Omnibusse wieder normal via Markt- und Spitalgasse über den Bahnhofplatz.  Der Westen und der Osten  Berns sind wieder miteinander vereint.

Über dieser spannenden Lektüre verging viel Zeit, die Chräbeli waren fertig gebacken, und der Altabt begab sich nach Hause.

So, war doch gar nicht so schwer. Gute Nacht!

Da liegt einer beim Bahnhof

Spät des Abends standen wir beim Bahnhof und warteten auf seinen Bus. Dieser war nun soeben angekommen, da frug mich  Dezi: «Was isch de itz mit däm dahinge los?» Ich drehte mich um, und sah, jabotz, da ligt eine am Bode.  Zwei Männer näherten sich zögernd, und auch Dezi und ich begaben uns hin.  Er am Boden hustete und war nicht so recht ansprechbar, roch aber eher nach Jim Beam oder Jack Daniels als nach Hugo Boss und Calvin Klein. Da drehte er sich auf die Seite und war ganz weg. Ich kniete mich mal hin, schliesslich ist es noch keine 4 Jahre her, seit ich im WK mal das Nothelferkürsli repetiert habe, und somit ist mir die Erste Hilfe noch so präsent, wie … nun, ich kniete mich jedenfallt mal hin, und fragte Hallo, ghöret dr mi?, bekam aber keine Antwort. Was tut man da? Richtig, den Notruf rufen. Dezi klaubte sein Natel hervor, aber noch bevor ich mich durch die Tastensperre gehangelt hatte und das 1-4-4 hätte tippen können, hustete der Mann am Boden schon wieder, richtete sich urplötzlich auf und lehnte sich gegen die Bahnhofsmauer. «Geit scho», bedeutete er uns, hustete noch einmal garstig und wankte dann zum Bus, noch ehe wir etwas weiter tun konnten.

Dieser Bus, das war auch Dezis Bus. Ich bin gespannt auf den Bericht, den er mir morgen hoffentlich in doppelter Ausführung zur Lektüre vorlegen wird.

Ein Gerippe proviziert den Akt

Es verhält sich ja gemeinhin so, dass es bei den meisten Menschen unerwünscht ist, sich im Akte der Vomität zu befinden. Mir geht das mitnichten anders. Dass ich mich in der Nacht auf Montag mindestens fünf Mal in ebendiesem Stadium befunden habe, schreibe ich jetzt mal, so aus dem Bauch heraus, einem hinterrücks angeschlichenen Magen-Darm-Gerippe zu.

Womit ich denn auch die beiden Zwecke dieses Beitrages erfüllt hätte: Der «Akt der Vomität»  sowie das «Gerippe» fanden Erwähnung. Ich fühle mich bereits wieder fast pudelwohl und schlafe mich nun zur vollständigen Genesung.

Gute Nacht!

Ein Bellevuepissoir ist eigentlich ganz normal

Es ist wieder einmal Zeit, aus meinem Leben zu berichten.

Ich befand mich auf dem Nachhauseweg, als die Blase zu drücken anfing.  Da es sich nicht schickt, von einer Brücke zu urinieren, hielt ich nach einer Alternative ausschau, und da ich just das Bellevue Palace passiert hatte, lag diese auf der Hand: Schon seit langem wollte ich wissen, wie so ein Fünfsternehotel von innen aussieht, und so fasste ich mir ein Herz. Ich verstaute den iPod in der Jackentasche, und drückte gegen die Drehtüre.

Eine mondäne Atmosphäre dekadenten Reichtums schlug mir entgegen: Edler Marmorboden, wohlgekleidete Damen und Herren, dezente Klaviermusik im Hintergrund. Da ich es für unangebracht hielt, mein Geschäft direkt in der Eingangshalle zu verrichten, hielt ich mich an die Réception. «Exgüseh, i hane ungwöhnlechi Frag», begann ich, und fuhr demütig weiter: «I mues dringend uf d Toilette, u ha mi gfragt …» Weiter kam ich nicht, denn der aufmerksame (und armanibeanzugte sowie guccibehemdete) Herr verstand sogleich: Hier ist Not am Manne! Er verwies mich mit einer diskreten Handbewegung an die Urinierfazilitäten, die sich unweit hinter einer entsprechend gekennzeichneten Türe befanden. Ich bedankte mich, und begab mich auf den Weg.

Ich trat ein.

Und musste feststellen, dass sich so ein Bellevuepissoir eigentlich  nicht gross von einem handelsüblichen, normalsterblichen Pissoir unterscheidet: Es ist weiss, und die Zeichnung einer Fliege klebt an dem Punkt, wo es am meisten spritzt, wenn der Strahl ihn trifft. Bloss das drumherum ist einigermassen grandios: Untermalt von edlem, grünem Steinboden thront ein bronzenes, eingelassenes Emblem eines Vogels (ein Adler? Ich weiss es nicht genau) bei der Türe im Boden, die Wasserhahnen sowie die (doppelt vorhandenen!) Handtuchspender sind in edlem Gold gehalten, die Seife riecht angenehm und teuer. Das einzige, was nicht so recht dazupassen will, ist der silberne Abfalleimer mit Pedal, der durchaus aus der IKEA stammen könnte, aber weil ich nicht der einzige bin, der zu diesem Zeitpunkt seinem Harndrang auf dieser Toilette Linderung verschafft, kontrolliere ich seine Herkunft nicht.

Erleichtert verliess ich den Ort des Geschehens mit dem Gefühl, ein Stückchen Jet-Set- und High-Society-Luft  geschnuppert zu haben. Man soll sich ja mit wenig zufrieden geben.

Und zum Schluss noch eine kleine Notiz am Rande: Die Uhr am Bundesplatz zeigt nun endlich die korrekte Zeit an. Wurde auch Zeit …

Ich bin der deutschen Sprache mächtig! Mächtig mächtig!

Diesmal bildete «Heute Abend scheint es geschneit zu haben» den Stein des Anstosses. «Aber kennsch de du dr Ungerschied zwüsche «Scheinbar» u «Anscheinend»? Das isch genau verchehrt, was de da gschribe hesch!», versuchte mich heute der Dezi zu belehren. Mich wollte der belehren! Mich, der ich doch in meiner Jugend die deutsche Sprache mit Löffeln gegessen habe, ach, was sage ich Löffeln!, mit Suppenkellen in mich hineingeschaufelt habe ich deutsches Sprachverständnis, als ich noch jung war! Dieses Wissen hat lange Jahre gereift und tritt nun unverkennbar zutage! Ich habe doch noch nie einen Rechtschreibefehler begangen, und in Grammatik- sowie Stilfragen bin ich ebenso unfehlbar wie der Papst in Religionsfragen. Im Grunde genommen verkörpere ich die deutsche Sprache an sich, und wer meint, in einem meiner Beiträge einen Orthographiefehler entdeckt zu haben, hat wohl einfach meine neueste Reform verpasst.

Jedenfalls kenne ich den Unterschied zwischen «anscheinend» und «scheinbar» sehr wohl! Lasse ihn mich dir erklären, oder mich ihn dir: «Anscheinend» heisst so viel wie «es macht den Anschein, dass», wohingegen ein «scheinbar» dahingehend zu interpretieren ist, dass anscheinend alles anders ist, als es den Anschein macht. Na, alles klar? Dezi, noch Fragen?