Dogs fuck the law

Ich wurde heute Morgen dieser Sprayerei ansichtig:

Sprayerei mit dem Text "Dogs fuck the law"
Tiersex mit Gesetzesbüchern?

Übersetzen wir das doch mal auf Deutsch. «Hunde haben Geschlechtsverkehr mit dem Gesetz», steht da. Es bekennen sich also einige Hunde zum Gesetzesfetischismus. Welche Hunde genau, geht daraus nicht hervor. Klar ist einzig, dass es sich um Hunde handelt, die, sobald das Gesetz im Spiel ist, offensichtlich sexuell erregt sind und sich zum – um es in ihren eigenen Worten auszudrücken – Ficken desselben hinreissen lassen.

Wie das dann genau aussieht, wenn diese Hunde des Nachts mit OR, ZGB und StGB im Bett zu hantieren beginnen, will ich mir eigentlich gar nicht vorstellen. «Gib’s mir, Artikel 28 ZGB!», oder: «Komm her, du Artikel 26 TSchG!»

Schleierhaft bleibt auch, weshalb sie sich dazu entschlossen haben, ihre Vorliebe öffentlich zu machen. Ob sie auf der Suche nach Gleichgesinnten sind? Möglich. Dann wird es sich bei der blauen Plastiktafel unten Links wohl um die Adresse handeln, mittels derer man mit diesen Gesetzeshunden in Kontakt treten kann.

Oder auch nicht. Hast Du eine Ahnung, was diese Tafeln bedeuten? Man sieht sie in Blau, aber auch in Gelb und Rot habe ich schon welche entdeckt. Und was bedeuten die Zahlen? Kannst Du mich aufklären?

Een reis med de nacht trein

Wenn einer eine Reise tut, dann muss ich jetzt was schreiben. Wir machten für einige Tage Holland unsicher und haben fast jedes Klischee mal abgedeckt: Tulpen gesehen, Windmühlen gesehen, Holzschuhe gesehen, Käse gesehen, fietsen gehuurd (also Velos gemietet). Einzig gekifft haben wir nicht, aber wir sind ja auch schon alt. Item.

Standesgemäss reisten wir mit dem Nachtzug, und die Rückfahrt hatte etwas zu bieten, worüber zu schreiben es sich lohnt, denn im Nebenabteil logierte ein älterer Herr mit schlohweissem Haar, Brille und ausschliesslich holländischen Sprachkenntnissen.

Den ersten Kontakt hatten wir, als er in unserem Abteil aufkreuzte, erfreut das Licht in der Kabine erblickte und mich auf holländisch fragte, wo denn wohl der Lichtschalter zu finden sei. Gottseidank war ich nach 6 Tagen Nieuw Vennep, Amsterdam, Rotterdam, Alkmaar, Kinderdijk und Haarlem bereits so weit auf die Sprache konditioniert (der Niederländer würde wohl schreiben: «geconditioneerd»), dass ich trotz fehlender Sprachbegabung erahnen konnte, was der Herr von mir wollte. Ich ging also mit ihm in sein Abteil und zeigte ihm den Schalter. Daraufhin rüttelte er wie verrückt an der Trenntür zum benachbarten Abteil und beschwerte sich offenbar, dass diese sich nicht öffnen liess. Ich versuchte ihm zu erklären, dass sich dies so gehöre, wenn man des nachts in Ruhe schlafen wolle. Das schien er einzusehen und bedankte sich schliesslich wortreich. Ich verstand davon jedoch leider nichts, und so liess ich ihn mit einem freundlichen Lächeln wieder alleine.

Zwei Minuten später rumorte es ganz gewaltig nebenan, und unser Nachbar äusserte sich offensichtlich aufgebracht: «Godverdomme» und ähnliches schallte mit groter snelheid und ebensolcher Lautstärke in vielfacher Ausführung aus seinem Abteil. Ein «Can I help you?» meinerseits wurde unter einem weiteren Schwall niederländischer Flüche geflissentlich ignoriert. Offensichtlich zog er es vor, alleine gegen seinen Koffer zu kämpfen, denn mit ebendiesem war er in irgendeiner Art und Weise beschäftigt, als ich ihm meine Hilfe anzubieten versuchte. Ich entfernte mich also unverrichteter Dinge.

Als er sich, nach einer halben Stunde oder so, wieder beruhigt hatte, tauchte er erneut bei uns auf.
«Dranken?» war das einzige, was ich aus seinem Redestrom entziffern konnte, und ich deduzierte messerscharf: Der Herr wollte wissen, ob es hier was zu trinken gebe, oder ob wir was zu trinken bekommen hätten! «Yes», vermeldete ich, und verwies auf die kostenlos verteilten Wasserfläschchen. «Ah, water», konstatierte er, und gab mir zu verstehen, er hätte Anderes im Sinn gehabt. Ich brösmelte irgendwie «koopen» und erhoffte, er verstünde, dass das Wasser gratis gewesen sei, andere Getränke aber käuflich erworben werden müssen. Er dackelte vondannen, nur um gleich darauf stolz mit einer leeren Flasche Prosecco aufzutauchen: «Ik heb eerste klass!» gab er uns stolz zu verstehen, und: «niet gekoopt!». Da er bis über beide Ohren grinste und die Flasche mit stolzgeschwellter Brust präsentierte, schlossen wir, dass das Wasser in der eerste klass von höherer Güte sein musste. Wir gönnten es ihm.

Danach verbarrikadierte unser Nachbar die Tür und begab sich offenbar zu Bett, denn man hörte keinen Mucks mehr.

Am nächsten Morgen trat er dann nochmal auf den Plan: Von Kopf bis Fuss geschmückt mit den Insignien irgend eines Fussballklubs, schleppte er nach Ankunft in Basel seinen Koffer durch den engen Flur im Zug und stieg aus. Damit war für mich klar, dass ich eine Nacht neben dem wohl aussergewöhnlichsten Fussballfan der Welt verbracht hatte. Oder welcher andere Fan würde sich schon in einem Erstklassabteil mit Prosecco die Kante geben? Eben!

Ich blute! Aber das muss so sein.

Es ist ja so: Wenn sie dich einmal in ihrer Kartei haben, dann lassen sie dich nicht mehr los, nie mehr. Sie rufen dich an, und auch wenn du nicht abnimmst – sei’s aus Unwissen, Unvermögen, Unlust oder auch nur aus purer Ungüte – , sie probieren es solange, bis du einmal doch den Hörer abnimmst. Und damit ist die erste Chance, ihnen zu entrinnen, vertan.

Die Konversation verläuft dann ungefähr so: «Guete Tag, Herr Friedli», meldet sich eine unglaublich sympathische Frauenstimme, «mi Name isch Iggsüpsilon-Zätt, vom Bluetspändezäntrum Bärn. Geit’s öich guet, Herr Friedli?»«Eh, Grüessech, Frou, öh … [den Namen habe ich mir selbstverständlich nicht merken können, wir kennen das ja], ja, mir geit’s guet, merci.» Und damit ist die zweite Chance, ihnen zu entrinnen, vertan.

«Das fröit mi!» flötet’s aus dem Hörer, und weiter: «Herr Friedli, dir sit am 18. Juli 2013 z’letscht mau cho Bluet spände. Wenn dörfe mir für öich wider e Termin abmache?»«Ja, auso, da mues i itz grad schnäu i d Agenda luege.» Und damit ist die dritte Chance, ihnen zu entrinnen, vertan.

«Üsi Öffnigszyte si Mänti u Zischti vo haubi eufi bis haubi achti, Mittwuch vo haubi achti bis haubi achti u Donnschti vo haubi achti bis am eis. Auso, wenn würd’s öich passe?»«Ja, wi wär’s zum Bischpiu am Mänti, so am haubi zwöi?»«Sehr gärn. Merci viumau Herr Friedli, u no e schöne Tag!» Und damit ist die vierte Chance, ihnen zu entrinnen, vertan.

Du siehst, worauf diese Geschichte hinausläuft: Wie der Titel bereits angetönt hat, wird’s eine blutige Sache.

An besagtem Montag dann, nach einem stärkenden Mittagsmahl, schwinge ich mich also auf den Drahtesel, mache mich auf zur Murtenstrasse 42 und betrete das Gebäude. Damit ist die fünfte Chance, ihnen zu entrinnen, vertan.

Die Formalitäten sind schnell erledigt, ich fülle das Formular an einem Tischschen in der Caféteria aus, und weil ich danach einen gehörig verwirrten Eindruck mache, weil ich nutzlos umherstehe und nicht weiss, wo ich jetzt mit den ausgefüllten Formularen hin soll, werde ich von einer netten Dame zur untersuchenden Ärztin geleitet. Diese mustert das Formular und befindet es für gut. Damit ist die sechste Chance, ihnen zu entrinnen, vertan.

Es werden Blutdruck, Puls und Hämoblobin gemessen, bei denen ich überall weltmeisterliche Werte zeige (127 zu 77 mmHg, 78 bpm und 160 g/l – kerngesund also). Damit ist die siebente Chance, ihnen zu entrinnen, vertan.

Die freundliche Ärztin bittet mich, noch circa drei Becher zu trinken, denn das sei wichtig, und der knappe Liter, den ich bis dahin an diesem Tag getrunken habe, reiche halt schon nicht ganz. Ich tue also, wie mir geheissen, und vertue damit die achte Chance, ihnen zu entrinnen.

Mit gluntschendem Magen lege ich mich dann auf so einen dieser Sessel, die man elektrisch zwischen Sitz- und Liegeposition verstellen kann – saubequem, dieser Fauteuil! – und schon wuselt eine Schwester zu mir, die mich fragt, an welchem Arm ich gestochen werden möchte. Natürlich verpasse ich es auch diesmal, «A gar kem! Fahret mr ab mit öier Nadle!» zu sagen, sondern antworte brav: «Rächts, wenn’s geit». Damit ist die neunte Chance, ihnen zu entrinnen, vertan.

«Das isch aber ganz e dünni Vene! Dir müesst z’nächscht Mau unbedingt meh trinke vorem Spände», bescheidet mir die nette Schwester – überhaupt sind hier einfach alle unglaublich nett! Und auch sympathisch! Vrruckt, weme dänkt, dass dies doch alles verkappte Sadistinnen sind – , desinfiziert meine rechte Armbeuge und sticht mich mit derart traumwandlerischer Sicherheit, dass ich diesmal wirklich nur einen kleinen Piekser spüre. Damit ist die zehnte und endgültig letzte Chance, ihnen zu entrinnen, vertan.

Ich lasse das Blut also rinnen und vergnüge mich mit einer Jasspartie auf dem Teleföndli, und gefühlte zehn Sekunden und gemessene viereinhalb Deziliter Blut später piepst es, eine Schwester kommt und beginnt mich abzunabeln. «Was isch itz los, scho fertig?!» will ich wissen. «Ja», kommt die erlösende Antwort, und: «Was hättet dr gärn fürne Verband?» Ich bin so baff, dass alles so schnell vorüber ist, dass ich zuerst mal 10 lange Sekunden auf das Körbchen starre, das sie mir da vor die Nase hält: Ein roter, gelber, grüner, blauer und weisser Verband stehen zur Auswahl, und ich kann mich kaum Entscheiden, murmle dann aber: «Gäub isch immer schön. Eh nei, wartet, dr Grüen isch ja scho offe, nämet doch dr grüen.» Aber die Dame hat Lunte gerochen und überzeugt mich, eloquent und argumentativ ausgebufft: «Nenei, das macht doch gar nüt, dir chöit gärn dr gäub ha, dä passt doch o viu besser zum Pullover aus dr grüen! I mache nech e gäube Verband.» Dass ich dann eh den Pulloverärmel über dem Verband trage und man letzteren folglich gar nicht mehr sieht, ist Nebensache.

Ich werde also gelbverbandig verarztet, lasse mir genügend Zeit zum Aufstehen, gönne mir in der Caféteria einen Espresso, ein Käsebrot und den Bund und verlasse das Zentrum eine knappe dreiviertel Stunde später wohlgelaunt und gut verbunden.

Und was lehrt uns die Geschichte? Blut spenden ist so übel nicht, und wer’s bis jetzt noch nicht getan hat, der soll’s tun, denn ich habe es auch überlebt, und das will was heissen. Die Ärztinnen und Schwestern – ich habe weder einen Arzt noch einen Bruder entdeckt, eigentlich merkwürdig – verstehen ihr Handwerk, und noch selten habe ich eine derart freundliche und zuvorkommende Truppe angetroffen, wie an diesem Montag im Blutspendezentrum Bern. Hut ab! Möglicherweise bringt mich das sogar dazu, das nächste Telefon nicht gar so lange hinauszuzögern, sondern gleich beim ersten Mal abzunehmen und zu sagen: «Grüessech Frou Iggsüpsilon, heit dr hüt Nami no es Plätzli frei für mi?»

Fette Grooves, hohe Töne und tief geschachtelte Sätze

Jetzt weiss ich, was sein Geheimrezept ist: Zum Frühstück isst er Groove, beim Znüni gibt’s ein Stück Musikalität, am Mittag eine gehörige Portion Rhythmus und Taktgefühl, zum Zvieri ein Redli Inspiration, und am Abend gönnt er sich abwechslungsweise Genialität und Kreativität. Kein Wunder spielt er wie ein junger Gott, der Rico Baumann! Ich könnte mir gut vorstellen, dass er mit dem Hi-Hat unter dem Kopfkissen schläft. Oder sich des Nachts gemütlich in der Bass Drum einrollt. Jedenfalls ist er definitiv mit Drumsticks in den Händen zur Welt gekommen.

Was ich hingegen immer noch nicht ganz verstehe, ist, wie Dave Blaser, der Lead- und damit per Definition lauteste und höchste Trompeter der Band, das mit den hohen Tönen macht; gurgelt er vor dem Konzert prophylaktisch mit Vita-Merfen, damit seine Lippen, die bei den sieben- und achtgestrichenen Fissen und Gissen (f#»»»› oder g#»»»», immerhin!), die er mit traumwandlerischer Sicherheit und sagenhaften 500 dB in den Raum pustet, zwangsläufig in blutige Fetzen gerissen werden, wieder einigermassen zusammenheilen? Anders kann ich es mir jedenfalls nicht erklären.

Hast Du auch so Freude wie ich an dem dreifach geschachtelten Satz von vorhin? Ich sage: Gäbe es keine Jazzmusik und keine Big Band, die mich montagabends von grösserem Unsinn abhielte, ich verbrächte den grössten Teil meines Lebens mit der Konstruktion absurder Schachtelsätze! Das wäre ein Leben und Lesen!

Drum sei also dankbar, gibt’s das Swiss Jazz Orchestra. So kannst Du den Montagabend mit besserem verbringen, als der Lektüre meines Blogs. Halleluja.

Und gute Nacht.

Ach, was ich noch sagen wollte: Die neue CD, Sincerely Yours, Swiss Jazz Orchestra, die ist also echt der Hammer! Die geht zu beiden Ohren rein, und bleibt dann da, und dann bringt sie den ganzen Körper in Wallung und man kann nicht mehr still auf dem Tabourettli sitzen, sondern MUSS einfach rhythmisch zu wippen beginnen, bis dann später das Tanzbein mit einem durchgeht und man nur noch ekstatisch durchs Zimmer wirbelt! Ich nehme an, unsere Nachbarn hatten ein Mordsgaudi, als sie mir durchs Fenster beim Musikhören zusahen. Naja, hören konnten sie die Musik wahrscheinlich auch, sogar durch die doppelverglasten Fenster, bei der Lautstärke, auf die meine Stereoanlage eingestellt war …

Jedenfalls kann ich das silberne Doppelscheiblein jedem empfehlen! Und zwar zum Kauf!

Happy Birthday, SJO!

Ich nehme es mal vorweg und fasse meinen Freitagabend in einem Wort zusammen: FANTASTISCH! Ach ja, vielleicht könnte ich auch noch UNVERGESSLICH nachschieben, übertrieben wäre das nicht. Und was war daran nun derart fantastisch, dass es der Erwähnung bedarf? Wie eigentlich meistens, wenn ich vor Begeisterung kaum an mich halten kann, ist auch diesmal das Swiss Jazz Orchestra (es gibt jetzt übrigens auch einen überragenden Wikipedia-Artikel übers SJO) Grund für meinen Enthusiasmus.

Wie der geübte Leser bereits weiss, feiert diese Wahnsinns-Big-Band heuer ihr zehnjähriges Bestehen. Und am Freitag fand das Extrakonzert – 10 Jahre Swiss Jazz Orchestra statt, was ich mir als Fan natürlich nicht entgehen lassen konnte, zumal für einen absoluten Spottpreis vor dem Konzert ein Apéro riche geboten wurde, was ich mir als Fresssack erst recht nicht entgehen lassen konnte.

Reichlich genährt und auch getränkt setzte ich mich erwartungsvoll an ein lauschiges Tischchen und freute mich aufs Konzert. Aber wie es sich für einen offiziellen Anlass gehört, betrat zuerst der Präsident Peter Knutti die Bühne und begrüsste das Publikum. Er bedankte sich beim treuen Publikum und dankte auch einigen Personen namentlich. So erwähnte er seine Nichte, die regelmässig die Konzerte besuche. Und seinen alten Bekannten, der Montag für Montag den langen Weg von Beromünster (!) ins Bierhübeli auf sich nehme. Und zwei Elternpaare von Bandmitgliedern, welche ebenfalls kein Konzert ausliessen. Und plötzlich dankte er einem «neuen Mitglied», einem gewissen Manuel Friedli, der einen Blog unterhalte, auf dem er ab und zu auch übers SJO schreibe.

Baff. Überrascht. Sprachlos. Geehrt. Verwirrt. Erfreut. Ungläubig. Erstaunt. Ins kalte Wasser geworfen. Überrumpelt. Verlegen. Gebauchpinselt. Ungefähr so fühlte ich mich und hätte mich am liebsten unter dem Tisch verkrochen. Glücklicherweise war das Licht im Saal abgedunkelt, so dass man meinen roten Kopf nicht sah. Aber natürlich hat mich die Erwähnung gefreut! Es bleibt mir nicht viel anderes übrig, als den Dank zurückzugeben, denn ohne die phänomenalen Montagabendkonzerte wäre mein Wochenstart trist und grau.

Da fällt mir auf: Mein erstes Konzert des SJO erlebte ich am 26. Februar 2007, also vor fast genau 7 Jahren. Item.

Abschliessend präsentierte der Präsident ein irdenes Gefäss, einen (leeren) Topf Helvetia-Senf, welchen er als Kollektentopf am Ausgang zu deponieren gedenke. Leider war mir diese Tatsache bis zum Konzertende entfallen, so dass ich mein Scherflein in diesen Topf nicht entrichtete, wofür ich mich im Nachhinein entschuldigen möchte.

Nach dem Präsidenten nahm der legendäre Till Grünewald den Platz auf der Bühne ein. Er, dessen Ansagen unvergleichlich sind. Er, der das Mikrophon mindestens ebenso beherrscht, wie das Saxophon. Er, der sagte: «Mir hei würklech aues Gäut vom hütige Abe i d Musig investiert. Süsch wär itz nämlech nid ig hie uf dr Bühni, sondern vilech d Christa Rigozzi Da ist mir der Herr Grünewald aber ungleich lieber als Frau Rigozzi! Die hätte uns womöglich einen schönen Abend «mit Mastro Lorenzo» gewünscht und uns einen Vortrag über Littering im öffentlichen Verkehr gehalten.

Das Konzert dann war geprägt vom wie üblich hochstehenden Niveau und einer ausserordentlichen Spielfreude des Orchesters. Es kamen sowohl Kompositionen von SJO-Musikern zur Aufführung, als auch Klassiker und Jazz-Standards, wie zum Beispiel das vom meilleur tromboniste du Krauchthal Vincent Lachat vorsolierte Polka Dots and Moonbeams. An den Trommeln war nicht nur Tobias Friedli zu bewundern, sondern auch Rico Baumann hatte seinen Einsatz. Und wie der sich einsetzte (wenngleich auch mit – gewohnt – ernster Miene)! Wie das wohl ist, lassen die im SJO eigentlich nur Götter ans Schlagzeug? Mir scheint!

Das letzte Highlight des Abends bot sich darin, dass es zwei (!) Zugaben gab. Eine absolute Seltenheit! Ich bin mir nicht sicher, ob ich das überhaupt schon jemals erlebt habe an einem meiner Besuche am Montagabend. Offenbar ist das SJO freitagabends mit den Zugaben spendabler. Nun gut, bei einer – absolut verdienten – Standing Ovation ist das auch angebracht. Bei der zweiten Zugabe liessen es die Schlagzeuger nochmal richtig krachen, da war Tobias Friedli am Drumset, Roland Wäger am Güiro und Rico Baumann an den Congas, und da durfte ich mit Erstaunen und Freude feststellen, dass Rico Baumann tatsächlich lachen kann, wenn er denn nur will! Die Congas schienen ihm demnach mehr Freude zu bereiten als das Drumset, denn mehr als nur einmal huschte ein Lächeln über sein Gesicht, wenn er Blickkontakt zu Roland Wäger aufnahm. Oder lag’s eher am Stück, das gespielt wurde? One Mint Julep war’s, und bei diesem Titel kann ich jeden verstehen, der ein breites Lachen auf dem Gesicht trägt.

Das Sahnehäubchen bildete auf jeden Fall die handsignierte Jubiläums-CD, die ich ergatterte, mit allen Autogrammen aller Musiker, eine Doppel-CD, die bestimmt doppel-gut ist, ich werde am Wochenende wohl kaum etwas anderes hören. Ich freue mich!

Auch freue ich mich bereits darauf, in zehn Jahren dem 20-jährigen Jubiläum beizuwohnen. Das wird eine glatte Sache.

Aber zuerst erwartet mich am Montag eine Groove-Night. Und wer weiss, vielleicht spielen sie ja wieder mal Give It Up von Randy Brecker und verdienen sich so fünfzig Franken (auch wenn We-Make-It längst vorüber ist). Wir werden sehen.