Bitte umsteigen!

Also, da muss man der BLS schon ein Kränzchen winden. Kundeninformation ist hier ganz grosses Kino.

Ich sitze im Zug von Bern nach Spiez und habe mich bereits darauf eingestellt, daselbst umzusteigen, weil dieser Teil des Zuges nach Zweisimmen fährt, ich jedoch nach Adelboden möchte.

Da kreuzt die Kondukteuse auf und erkundigt sich bei jedem Reisenden, wo er hinreisen wolle, um jenen nach Zweisimmen Gerichteten mitzuteilen, aufgrund einer Verspätung fahre dieser Zug nach Kandersteg und sie müssten in Spiez umsteigen. Meiner Abteilsnachbarin radebrecht sie die Information sogar auf Französisch!

Einige Minuten vor Spiez erschallt eine Durchsage durch die Lautsprecher: Reisende nach Zwösimme in Spiez bitte umsteigen, der Zug wartet auf demselben Gleis in Sektor A. Zur Sicherheit wird das Ganze gleich nochmal wiederholt.

Kurz darauf kommt wieder die Kondukteuse vorbei und versucht, der alten Dame in meinem Nachbarabteil auf Französisch zu erklären, wo der Zug stehe, auf den sie umsteigen müsse. Als ihr dann nicht auf Anhieb einfällt, wie man «das gleiche Gleis» sagt, erbarme ich mich und zücke mein in Sekundarschule gelerntes und im Gymnasium perfektioniertes Französisch.

Ich muss zugeben: Bereits während der deutschsprachigen Durchsage hatte ich mir überlegt, wie ich diese Information in Französische Worte verpacken würde, und dieses geistige Selbstgespräch kam mir nun derart zupass, dass mir die Sätze nur so aus dem Mund quollen. Die Kondukteuse schien regelrecht beeindruckt von meiner Sprachkenntnis. Nun, dass ich dies nicht einfach so aus dem Stegreif herausplapperte, verschwieg ich natürlich.

Schlussamend wusste jedenfalls die alte Dame, wie sie wann wohin gelangen musste und verabschiedete sich beim Aussteigen höflich von mir.

Aber hier endet die Geschichte noch nicht, denn einige Minuten nach Einfahrt in Spiez marschierte ein weiterer Kondukteur durch den Zug und frug, ob noch jemand auf Zweisimmen wolle, und der müsste dann im Fall umsteigen. Offenbar hatten aber alle Fahrgäste bereits die vier vorhergehenden Hinweise beherzigt und die verbleibenden Reisenden waren tatsächlich allesamt in Richtung Kandersteg unterwegs.

Hey, wo gibt’s das sonst noch: Fünf Mal wird sich hier um die Gäste gekümmert, mitunter persönlich und in den kompliziertesten Fremdsprachen! Ich sage: Hut ab, Bravo und weiter so! Gut gemacht, BLS!

Einmal Robocop sein

Ich war einkaufen! «Wow», denkst du dir und gähnst. Ich habe selber bezahlt! «Hobla», murmelst du und wendest dich ab. Und ich habe auch selber einkassiert! «Ööh? Was?» entfährt es dir, und schon besitze ich deine volle Aufmerksamkeit.

Lasse mich dir erzählen!

In der Bahnhofsmigros gibt’s offenbar seit zwei Wochen diese neuartigen Ich-scanne-meine-Einkäufe-lieber-selber-Terminals (kurz: IsmElsTs). Ich aber habe diese vorhin zum ersten Mal gesehen und konnte nicht umhin, mich als Kassier zu versuchen.

Eine unerchannte Sache, das! Sachte tastete ich mich zum Terminal vor und beäugte dieses Ding eingehend: Bildschirm, Ablagefläche mit integriertem Scanner und – das Beste am Ganzen! – eine Laserpistole! Ein Kribbeln erfasste meine Finger, und ich begann, meine Einkäufe elektronisch zu erfassen: Laserpistole behändigen und dann Los!

Zielen, abdrücken, PIEP! – Lauch (Schweiz), 95 Rappen. Zielen, Abdrücken, PIEP! – Rindsbouillon Bon Chef, 5 Franken 40! Und weiter geht’s: PIEP – Karotten, PÄNG – Kabis, ZAPP – Pouletsaltimbocca (alles aus der Schweiz), WUSCH – Güezi, PLOPP – Speisesalz, ZING – Chips, FLUPP – Cumulus erfasst!

Wie Robocop kam ich mir vor mit meiner Laserpistole, immer scharf am schiessen, immer hart am Strichcode, immer dicht am Preis!

Doch wie alles Schöne hatte auch die Laserpistolenschiessorgie einmal ein Ende und es ging ans Bezahlen. «Weiter», drückte ich mit meinem Finger, und: «Ich habe alle Waren eingescannt». Dann wählte ich, dass ich mit Kredit- oder Debitkarte bezahlen wollte und nicht etwa mit Migrosgeschenkgutscheinen oder Cumulusrabattmarken. Weiter bestätigte ich, ich hätte keine weiteren Wünsche und «Ja, weiter zum Bezahlvorgang». Mir dämmerte, dass im Vergleich dazu die Bedienung des SBB-Ticketshops geradezu ein Kinderspiel ist.

Die nächsten Schritte: Karte rein, Karte raus, Karte wieder rein (nur diesmal in der richtigen Richtung), PIN eingeben, Karte raus, Quittung einstecken und fertig.

Was für ein Abenteuer!

Womit wir nahtlos beim nächsten Thema angelangt sind: Abenteuer, sprich: Abendteuer. Ist der Abend teuer? Oder: wie teuer darf ein Abend sein? Und: wenn er kostet, ist es besser, ihn selber einzukassieren, oder soll die Bedienung der Laserkanone professionellem Verkaufspersonal überlassen werden? Lohnt sich der Aufpreis zu einer teureren Laserkanone, wenn diese mit Ökostrom betrieben wird?

Ich bin abgeschwoffen und schwenke zurück zum Kern des Beitrages. Hätte ich nicht einfach bescheissen können, nur die Hälfte der Waren scannen und mit dem grossen Reibach von dannen ziehen? Überlegt habe ich mir das natürlich schon, nur wurde jedweder Ansatz krimineller Handlung von der Anwesenheit einer offiziellen Migrosmitarbeiterin, welche den ganzen Prozess zu supervisieren schien, bereits im Keim erstickt. Besser so, denke ich mir. Nur: Wo liegt der Vorteil für die Migros, wenn das von den Kassen abgebaute Personal für die Überwachung unredlicher Kundschaft eingesetzt werden muss?

Der Vorteil befindet sich wohl eher auf Seiten der Kunden. Denn mit Laserpistole bewaffnet einmal Robocop spielen zu können ist ein Erlebnis, das wohl niemand missen möchte.

Schritt 2: Die Löschung

Ja, es gibt sie noch, die Wunder dieser Welt. Als eines davon sehe ich die Tatsache, dass es offenbar wirklich möglich ist, sein Facebookkonto definitiv zu löschen! Und ich dachte ja, man könne es bloss deaktivieren.

Also, ja, gut, ich meine, was heisst schon «definitiv löschen»? Das weiss natürlich niemand. Die Daten werden wohl trotzdem auf immer und ewig auf einem dubiosen Server gespeichert bleiben – aber egal! Zum Punkt:

Mein geschätzer Arbeitskollege R. S. hat mich auf dieses Wunder aufmerksam gemacht, indem er mir diesen Link hat zukommen lassen:

http://www.simonrueger.de/Facebook-Konto-loeschen-oder-deaktivieren-fuer-immer.html

Ich nehme dies zum Anlass, es gleich selber auszuprobieren und klicke mich also durch den Dschungel:

Hilfe → Verwalte dein Konto → Deaktivierung, Löschung & Konten im Gedenkzustand → Wie kann ich mein Konto dauerhaft löschen?

… und dort schliesslich auf den Link «fülle dieses Formular aus«.

Es präsentiert sich mir die Facebook-Login-Seite. Ah, blöd. Nun war die Deaktivierung für Nichts, denn zum Löschen muss ich mein Konto offenbar wieder reaktivieren. Also flugs eingeloggt, und den Klickmarathon erneut ausgeführt.

Ein finaler Klick auf «Mein Konto löschen», gepaart mit einer allerletzten Eingabe meines Passwortes, vollführt dann das vermeintlich unmögliche Husarenstück und löscht, naja, vielmehr: «löscht» mein Konto. Denn sollte ich mich innerhalb der nächsten 14 Tage noch bei Facebook einloggen, wird mein Löschantrag storniert. Erst in zwei Wochen werde ich also endgültig facebooklos sein. Hallelujah!

Jahresstart mit Abschied

Manchmal, wenn nichts geschieht, muss man halt etwas zum Geschehen bringen, damit die Welt etwas zu lesen hat.

Ich hätte ja durchaus ein Geschehnis zu beplappern gehabt, denn: Im öffentlichen Ghüderchübel bei der Weissenbühltramhaltestelle, der sowieso stets von privat entsorgtem Kehricht überquillt, befand sich gestern Abend nebst allerhand anderem Gerümpel noch ein Papiersäckchen vom Möbelpfister, gefüllt mit privatem Unrat. Ich wollte mich nun darüber beschweren, dass sich nicht einmal jene Leute, die es vermögen, beim Möbelpfister einzukaufen, die teuren, teuren Gebührensäcke für die ordentliche Müllabfuhr leisten können. So weit heruntergekommen ist also unsere Wirtschaft schon!

Aber eben, als ich dann heute Morgen das Beweisfoto schiessen wollte, war der Ghüderchübel bereits geleert und dadurch der Pfistersack weg, und ohne Bild macht eine solche Geschichte nicht einmal mehr halb so viel her, weshalb ich nun auch darauf verzichte, davon zu schreiben.

Und weil ich nicht darüber schreiben kann, habe ich eben etwas zum Geschehen bringen müssen. Ich habe mich also dazu entschlossen, mein Facebook-Konto zu löschen.

Die Zeit war schön mit Dir, doch ohne Dich werde ich sie noch mehr geniessen.

WAAAS?!? Du löschisch eifach di Feissbuckakkaunt?! Geits no?

Jaja, mir geht’s gut, sehr gut sogar, danke. Ich habe mein Facebook-Konto in den letzten Monaten so gut wie nie benutzt, und so ist es mir nicht schwer gefallen. Wer mich finden will, findet mich relativ unschwer über Google, und wer nicht nach mir suchen mag, hat mich auch nicht verdient. Und zur Not bleibt ja noch Google+.

Das Löschprozedere war aber vielleicht eine Fuer! «Löschen» kann man es zwar nicht nennen, denn ein Facebookkonto kann man lediglich deaktivieren, aber auch den Deaktivationslink habe ich gute 10 Minuten suchen müssen. Gefunden habe ich ihn schliesslich in den Kontoeinstellungen beim Menupunkt «Sicherheit». Es scheint also eindeutig sicherer zu sein, das Konto zu deaktivieren. Noch sicherer ist es wahrscheinlich, gar nicht erst ein Konto zu eröffnen.

In diesem Sinne wünsche ich allen einen guten Start ins neue Jahr. Und mir wünsche ich viele facebooklose Stunden. Ich werde meine Zeit sehr wohl anders auszunutzen wissen.

Gute Nacht!