Die Hauptstadt wirkt nach

Die neue Hauptstadt lässt mich nicht los.

Ich habe mir ein wenig die Zugriffsstatistiken meines Blogs angeschaut, und festgestellt, dass sich der Verkehr wenige Tage nach Veröffentlichung meines ersten Hauptstadt-Beitrages annähernd verdoppelt hat. Wow! Kann eine Hauptstadt so viel Traffic generieren? Es scheint so. Bloss schade, dass der so ungenutzt auf meiner Seite versandet… wenn man nur etwas anstellen könnte mit all den Besuchern, die sich von einer virtuellen Hauptstadt-Wahl anziehen lassen, überlegte ich mir. Habe ich keine Möglichkeit, mir einen Jux zu erlauben?, dachte ich mir. Kann ich daraus irgendwie Profit schlagen?, so sann ich. Dann hatte ich den Geistesblitz, den ein Mensch nur alle Jubeljahre einmal zu haben das Privileg hat. Die Idee ist so simpel wie genial: Ich reserviere mir die Domain neuehauptstadt.ch (du bemerkst den fehlenden Bindestrich, nicht wahr?) und mache damit ein Vermögen! Dank der durch Milliarden Besucher generierten Werbeeinnahmen avanciere ich innert Stunden vom bitterarmen Studenten zum unglaublich reichen Super-Magnaten! Vor meinem geistigen Auge schwamm ich bereits in flüssigem Gold, trank literweise teuersten Champagner aus sündhaft teuren Kristallgläsern und wohnte in einer 4-stöckigen 5000-Zimmer-Villa aus purem Platin mit perlengefülltem Swimmingpool. Aber schon Sekunden später, ich hatte meinen Tagtraum noch gar nicht richtig zu Ende geträumt, wurde ich auf den Boden der Realität zurückgeholt: M. Ruchti aus Zürich ist mir am 5. Januar dieses Jahres (und das ist erst 3 Tage her!) zuvorgekommen. Schade zwar, aber ich bin ja ein grosszügiger Mensch und mag dem Herrn (oder der Frau?) Ruchti seine (ihre) Villa von Herzen gönnen. Oder aber… steckt bei diesem Menschen gar nicht das persönliche Wohl an erster Stelle? Anscheinend nicht: Es ist davon auszugehen, dass es sich bei M. Ruchti um eine(n) frustrierte(n) Luzerner(in) handelt, der (die) es nicht verkraften konnte, dass seine (ihre) Lieblingsstadt, Luzern, nicht beim Wettbewerb dabei ist. Weshalb sonst sollte man von neuehauptstadt.ch ohne Umschweife direkt nach luzern.ch weitergeleitet werden?

Hast du übrigens bemerkt, wie mühsam die geschlechterneutrale Wiedergabe einer Erzählung über die Lippen bzw. durch die Augen fliesst? Ich werde mich in Zukunft wohl wieder der diskriminierenden Ausschliesslichmännlichform zuwenden müssen.

Ennuiement über Ennuiement…

Kürzlich habe ich von einigen Ennuiements berichtet, deren ich mich im alltäglichen Leben erwehren muss. Heute nun folgen weitere Unannehmlichkeiten, auf die ich nur allzu gerne verzichten möchte.

Ich befand mich auf dem Heimweg, wie immer velocipedär (oh, ich warte schon so lange drauf, dass sich der Duden meiner erbarmt und sich dieses Wort einverleibt!), und ich kann es nichts anderes als Glück nennen, dass ich dem grünen Scherbenhaufen auf der Strasse noch auszuweichen vermochte. Was habe ich mich aufgeregt! Sollen doch diese jugendlichen Säufer, die aus lauter Intelligenzmangel sinnlos ihre Flaschen mitten auf der Strasse zertrümmern, alle zur Hölle fahren! Ich war mächtig in Fahrt, sowohl velocipedär (hier ist’s wieder, Herr Konrad Duden!) als auch emotional, als ich auch schon den nächsten Schlenker um den nächsten Scherbenberg tun musste, diesmal war’s ein Weisser. Und wiederum war’s bloss Zufall, dass ich ihn erkannt hatte! Ich überlegte mir, wieviele dieser velocipedären (Duden, Duden…) Gefahrenherde ich wohl schon unterbewusst umschifft habe, um nicht zu sagen unbewusst. Und wieviele müssen es erst bewusstlos gewesen sein! Eine schier unglaubliche Zahl begann sich vor meinen Augen zu Formen, so dass ich den Gedanken abbrach. Das also waren Ennuiements Numero sechs und sieben.

Ich fluchte also vor mich hin, währenddem ich mittlerweile gemächlich die Thunstrasse Richtung Thunplatz hinaufzockelte, und bemerkte gar nicht, dass sich unterdessen von hinten eine Dame velocipedär (braucht’s überhaupt noch einen Hinweis auf den Duden?) angeschlichen hatte, die mich sogleich überholte, währenddessen ich im Begriff war, einen Rohrspatz voller Flüche loszulassen. Ich war leicht überrascht und nicht minder beschämt, vor aller Öffentlichkeit Ohren meinem Ärger Luft verschafft zu haben.

Es ist mir nicht zum ersten Mal widerfahren, dass meine mitunter sehr lebhaften Selbstgespräche auf dem Velo von unbeteiligten Drittpersonen mitgehört worden wären. Ich mag das nicht! Wenn ich selbstspreche, dann soll das nicht jeder fremde Fötzel mitbekommen, bitteschön! Von-hinten-Anschleichen sollte Verboten gehören. Das also war Ennuiement Numero acht.

Ebendieses Ennuiement, besser gesagt, der eigentliche Auslöser dafür, nämlich meine hemmungslose Selbstvergessenheit, die sich bei mir einstellt, sobald ich meinen Hintern aufs Velo schwinge, ist auch ein Grund dafür, dass ich so hemmungslos selbstvergessen bin, sobald ich meinen Hintern aufs Velo geschwungen habe. … Ich wollte eigentlich sagen: Ebendiese Selbstvergessenheit, die (etc. pp.), ist ein Grund dafür, dass ich nicht Auto fahre. Ich wäre hinter dem Steuerrad nicht viel anders als hinter der velocipedären (…) Lenkstange. Ich hörte zum Fahren wohl ein wenig fetzige Musik, und schon würde ich Mitsingen und -tanzen, und rhythmisch mit dem Fuss im Takt mitwippen, und das sieht man ja gemeinhin nicht so gerne am Steuer. Also lass ich die kraftstoffgetriebenen Motorwagen kraftstoffgetriebene Motorwagen sein und radle weiterhin munter fluchend durch die vielen Scherbenhäufen dieser Welt.

Ich weiss: der Plural von Haufen lautet Haufen. Häufen tönt aber schöner.

Neue Hauptstadt?

Philipp hat mich draufgelüpft (und damit er versteht, was ich da über ihn schreibe, sag ich’s noch auf Deutsch: er hat mich drauf aufmerksam gemacht). Es hängen schweizweit Plakate, grosse, rote Plakate, die verkünden, eine neue Hauptstadt der Schweiz werde gewählt. Es gibt sogar eine Website, die den aktuellen Abstimmungsstand zu verkünden vorgibt. Was steckt dahinter?

Dank whois ist’s kein Problem, herauszufinden, wem die Domain neue-hauptstadt.ch gehört. Sie tut es einer gewissen Anita Stalder aus Zürich. Technischer Kontakt für die Seite ist der Herr Christof Hotz aus Thalwil. Nun denn, Google liefert uns für «Anita Stalder Zürich» bereits als erstes Ergebnis eine Seite der Uni Zürich, auf welcher zu lesen ist, Anita Stalder verfasse eine Arbeit zum dem Thema «Werbewirkung von Plakatwerbung». Interessant. Eine weitere kleine Suche im Google nach «Christof Hotz» sagt uns im zweiten Treffer, ein Christof Hotz arbeite bei der APG, die wo Plakate aufhängt. Langsam formt sich hier ein Bild…

Es guets Nöis!

Ich bin einer sträflichen Unterlassungssünde überführt worden, und um mein Gewissen in diesem noch jungen Jahr reinzuwaschen, bin ich bestrebt, diesen Fehler so schnell wie nur irgend möglich wieder gut zu machen. Zuallererst möchte ich dir aber ein gutes Neues wünschen, und was halt sonst noch so dazugehört, mit all diesem Gequatsche von Gesundheit und Wünschen und Liebe und Beruf, du kennst das ja, ich muss es nicht nochmal runterbeten, ich wünsch’s dir einfach.

So, nun zu meiner Sühne. An Inconvenient Truth ist natürlich nicht irgendein Film, der von erfundenen Zahlen und Hirngespinsten lebt. Nein, im Gegenteil, so haben renommierte Klimaforscher auf der ganzen Welt ihre erforschten Zahlen und Fakten beigesteuert, um dem Film ein solides, wissenschaftliches Fundament zu verleihen. Zu diesen Forschern gehört auch die Berner Klimaphysikkoryphäe Prof. Dr. sc.nat. Dr. h.c. Thomas Stocker, bei dem eine Vorlesung besucht zu haben auch ich mich rühmen darf.

Glücklicherweise hat mich heute der reufi darauf aufmerksam gemacht, dass dieses eminent wichtige Faktum im eigentlichen Beitrag über An Inconvenient Truth keine Erwähnung gefunden hat, denn dadurch ist mir eingefallen, was ich ebenfalls zu erwähnen vergessen hatte: Dieser Film ist selbstverständlich auch im WWW vertreten, zu finden unter climatecrisis.net.

Und nun: geh ins Kino!

I Wish, Wild Wild West, oder was!?

Ich bin ja so naiv. Ich sollte mich schämen.

Da dachte ich jahrelang, dieses «Wild Wild West», das der Will Smith da zum gleichnamigen Film Anno 1999 gedichtet hat, das sei noch ein fetziges Lied, und der Will habe einen Groove, das sei ihm nicht abzusprechen. Und nun höre ich «I Wish» von Stevie Wonder aus dem Jahre 1976, und komme zum Schluss, dass der Will höchstens eine mehr oder minder begabte Kopiermaschine ist. Ich bin enttäuscht.

Trotzdem wünsche ich dir einen guten Rutsch ins nächste Jahr. Es guets Nöis wünsche ich noch nicht, das tut man erst an Neujahr, wie ich mich habe belehren lassen.