Der Trämeler, dein Freund und Gemüseretter

Nach getanen Kommissionen fahre ich mit dem Kastenvelo über die Kirchenfeldbrücke in Richtung Helvetiaplatz, die Ladebucht voll mit all den guten Gaben, die der Bärner Märit zu bieten hat. Mitten auf der Brücke, gegen böigen Seitenwind kämpfend und deswegen nur langsam unterwegs, muss ich einem auf der Strasse liegenden Bündel Federkohl ausweichen. Ob es sich wirklich um Federkohl handelt, kann ich zwar aufgrund der anspruchsvollen Fahr- und Wettersituaion nicht mit abschliessender Sicherheit sagen, aber Grünzeug ist es auf alle Fälle, und das scheint jemandem aus dem Velokörbchen gefallen zu sein, so mutmasse ich.

Und wie ich weiter meines Weges fahre, nähert sich von hinten ein blaues Bähnli, welches mich ungefähr auf Höhe Luisenstrasse eingeholt hat. Ich bemerke, wie es relativ langsam zu fahren scheint, und als ich «Heit dir die Chrutschtile verlore?» höre, drehe ich mich zur Seite und sehe den Trämeler, wie er aus dem Fenster lehnt und mir zuwinkt. Auf mein beruhigendes «Neei!» hin, zieht er sich in die Fahrerkabine zurück und rauscht mit seinem Tram vondannen.

Ich fahre gemütlich weiter und mache mir Gedanken. «Danke, dass der gfragt heit!», «Das Gmües isch scho dert gläge, woni düregfahre bi!» oder «Das isch gloubs Fäderechöhli u kener Chrutschtile» sind nur ein paar der möglichen Antworten, die mir jetzt duch den Kopf gehen. Aber so schnell kann ich auf dem Velo nicht denken, als dass ich rechtzeitig so eine Replik hätte geben können, und sowieso ist es jetzt zu spät und damit müssig, weiter darüber zu sinnieren.

Ich möchte dem Trämeler auf diesem Weg einfach für die Nachfrage danken. Die Welt braucht mehr solcher menschenfreundlicher Leute!

Und jetzt: Montreux!

CeDes für immer!

Etwas vom Schönsten und gleichzeitig Mühsamsten ist es ja wohl, eine pressfrische CD ihrer Cellophanumhüllung zu entledigen. Es handelt sich bei diesem Vorgang quasi um einen oxymorontischen Akt, wenn man das so ausdrücken will. Mit der Vorfreude auf den bevorstehenden Musikgenuss, der einen nach erfolgter Pellung erwartet, geht dieses allseits wohlbekannte mühevolle und äusserst strapazöse Geknübel einher, bei dem man sich drei Fingernägel abbricht und mindestens anderthalb Handgelenke verstaucht.

Aber dann! Nach vollbrachter Tat, ist die Freude dann nicht umso grösser, wenn sich die Scheibe zum erstem Mal im Abspielgerät dreht? Wenn man das beiliegende Büchlein zum ersten Mal in den Händen hält, den druckfrischen Geruch durch die Nüstern zu den Nasenschleimhäuten strömen lässt und sich an der gekonnten Gestaltung der gesamten CD-Hülle erfreuen kann? Doch, das ist sie! Es ist ein ganz anderes, ein ungleich erhabeneres Gefühl, als wenn man bei iTunes oder Spotify oder wie diese Dienste auch immer heissen, ein Knöpfchen geklickt hat und profane Bytes durch die Internetleitung hat strömen lassen.

«Auf CDs sind auch nur Einsen und Nullen», höre ich dich sagen. «Sei still», antworte ich.

Ich habe mir jedenfalls eine nicht unerhebliche Menge kompakter Scheiben gegönnt, um endlich meine Züri-West-Diskografie vervollständigen zu können. Neu mein Eigen nenne ich fürderhin Bümpliz-Casablanca, Elvis, Arturo Bandini, Winter Tour, Züri West, Hoover Jam, Super 8, Radio zum Glück, Aloha From Züri West und Haubi Songs (hatte ich die nicht schon mal irgendwo?), damit sich HomeRekords, Göteborg und Love nicht mehr so einsam fühlen im CD-Regal.

Ob ich mir Retour besorge, überlege ich mir noch.

Und wenn mir jemand sagen kann, wo ich Splendid, Kirchberg und Sport und Musik herkriege, dann bin ich für jeden Hinweis dankbar.

Ja, Happy-End.

Eines muss ich der Post lassen: Nach all den Mühen, die ich mit ihr hatte, so hat sie es nun doch noch geschafft, mich zu besänftigen. Nachdem ich eine einigermassen ungehaltene Erinnerung geschrieben hatte, wurde mir bereits am nächsten Tag beschieden, die Briefmarken seien zwar bereits im Februar an unsere Adresse versandt worden, aber es liege dem Unternehmen viel an zufriedenen Kunden und das Geld werde unverzüglich überwiesen und Entschuldigung und Vielen Dank und Einen Schönen Tag.

Tatsächlich erhielt ich die 23 Franken wie versprochen, und obwohl ich von den Briefmarken nie irgendwas gesehen habe, so sind die Finanzen ja nun ausgeglichen und die freundlichen Worte konnten mein erzürntes Gemüt zur Ruhe bringen. Eine derart schnelle und unbürokratische Aufarbeitung dieses Falles hätte ich der Post – ehrlich gesagt – nicht zugetraut. Umso mehr bin ich erfreut darüber und ich kann nun endlich ein uneingeschränktes BRAVO! in die Welt posaunen.

Bravo, Post. Diese Reaktion verlangt nach Lob, und dies habt ihr euch nun redlich verdient. Weiter so. Und Merci für euren Service.

Wenn ihr jetzt damit aufhört, Briefkastenentleerungen zusammenzustreichen, dann sind wir wieder fast beste Freunde.

Ob’s nun ein Happy-End gibt?

Der Nuggi ist raus, könnte man sagen, und zwar meiner. Usegjagt het’s mer ne. Nach ungefähren vier Monaten habe ich nun bei der Post einmal nachgefragt, wie es denn mit der Rückerstattung der 23 Franken aussieht, die mir in Aussicht gestellt worden war, nachdem ich mich zu recht über die mangelhafte Dienstleistung beschwert hatte.

Diesmal hatte ich keine Lust, wieder lange in der Warteschlange Schleifen zu drehen und dabei noch Geld zu zahlen. Deswegen habe ich mich des Online-Kontaktformulars bedient, was den Vorteil bringt, dass ich den Beschwerdetext hier auch gleich mal veröffentlichen kann. Ich schrieb:

Guten Tag,

betreffend dem genannten Auftrag (PDF für alle Fälle auch im Anhang) hatte ich am 15. Februar 2021 telefonischen Kontakt mit Ihrem Kundendienst, da der Auftrag in absolut katastrophaler Qualität ausgeführt worden war (vgl. https://www.fritteli.ch/2021/02/15/schweizer-post-also-ehrlich/). Dabei wurde mir zugesichert, dass mir die CHF 23 in Form von Briefmarken zurückerstattet werden würden (vgl. https://www.fritteli.ch/2021/02/17/rein-pekuniaer-bin-ich-zwar-versoehnt-aber/).

Da ich bis heute, also 4 Monate (!) später, noch nichts erhalten habe, bitte ich Sie der Einfachheit halber, mir das Geld einfach zu überweisen, und zwar auf das Postkonto ***, lautend auf «***». Vielleicht kriegen Sie das ja innerhalb der nächsten Tage auf die Reihe. Ich würde es mir sehr wünschen. Und auch Ihnen würde ich das Erfolgserlebnis von Herzen gönnen, den Schaden wenigstens zu einem kleinen Teil wieder gut gemacht zu haben.

Vielen Dank und freundliche Grüsse,
Manuel Friedli

Ich, am 12.06.2021 um 00:11 (leicht geschwärzt)

Ich war ein bisschen genervt, was sich am einigermassen unsachlich formulierten Ende des Textes wohl ablesen lässt. Ich hoffe, das Geld trifft nun trotzdem ein. Aber vielleicht trötzelt jetzt die Post ja auch grad z’leid. Dann müsste ich wohl meiner innersten Überzeugung zum Trotz zum Telefonhörer greifen und mich geifernd um Kopf und Kragen reden. Wir werden sehen. In spätestens vier weiteren Monaten.