Der Physiker

Was für ein Tag! Was für ein Tag!!! Die Sonne scheint, es geht ein angenehmes Lüftlein, die Vögelein singen, und ich muss nie mehr erzwungenermassen ein Physikbuch in die Hand nehmen (was nicht heisst, dass ich es trotzdem freiwillig tue) — ich hatte heute meine (endgültig!) letzte Physikprüfung. Der Professor stellte verzwickte Fragen, ich sass auf dem Stuhl und schwitzte Bluet u Anke, aber zu letzt hat’s nun doch für eine höchst passable Note gereicht, so dass auf meinem endgültigen Physikabschlusszettel eine dicke, fette 5 prangen wird. Sooooo guet!

Also sitze ich nun hier und blogge, und höre gleichzeitig Musik. Musik, die aus meinem brandneuen iPod strömt, den ich gewonnen habe (wir erinnern uns), und der ebenfalls heute eingetrudelt ist.

Was für ein Tag!

So, und nun muss ich afang mau öppis Zmittag essen, bevor ich vom Stängelein falle. Ist ja auch schon bald 15 Uhr.

Auf Knopfdruck Fäkalientank

Ich bin ein grosser Bahn-Fan, wer mich kennt, weiss das. Noch viel mehr Fan bin ich, seitdem ich diesen Knopf entdeckt habe, diesen Knopf neben der Tür eines Eisenbahnwagens, der mit «Fäkalientank» angeschrieben ist.

Ein Fäkalientankknopf an SBB-Wagen, was hat das zu bedeuten? Und vorallem: was passiert auf Knopfdruck? Ich habe es ausprobiert, und wenn du nun erwartest, dass sich der Inhalt besagten Fäkalientankes auf die Gleise ergiesst, so muss ich dich enttäuschen. Lediglich zwei kleine Lämpchen leuchten auf, ein «80%»-Lämpchen und ein «100%»-Lämpchen. Was die zu bedeuten haben, weiss ich auch nicht genau. Vielleicht möchte ich es auch gar nicht wissen. Ich stelle es mir nicht sehr appetitlich vor.

Wenn man sich mir vordrängt… aufgepasst!

Wenn mein Kaugummivorrat zur Neige geht, oder bereits gegangen ist, bin ich stets um Nachschub besorgt. Allen Schwung der Kirchenfeldbrücke in den Wind schlagend bremste ich, was das Zeug hielt, und fuhr vor dem Kiosk vor.

Eine alte Frau war gerade am Bezahlen, und so stellte ich mich in höflichem Abstand hinten an und wartete. Sie chnübelte etwas in ihrem Portemonnaie umenand und grübelte wahrscheinlich Füfi und Zähni zusammen, um den geschuldeten Betrag zu berappen. Der Prozess zog sich etwas in die Länge, und so chnüblete ich wiederum in meinem Hosensack, und klaubte bereits die Einfrankenvierzig hervor, die ein Päckli Stimorol Peppermint kostet. Endlich hatte das Groseli bezahlt, und ich wollte mich bereits auf den Weg zur Auslage machen, um mir ein Päckli zu krallen, da fiel der guten Frau ein, dass sie noch ein Pöteeterli, im Volksmund auch Feuerzeug genannt (weshalb wohl? Ich weiss es — du auch?), brauche. Das Ganze also nochmal von Vorne. Ich studierte derweil von weitem die Heftliauslage, liess meinen Blick über Blick und Schweizer Illustrierte, Elle und Vogue, PCTipp und Weltwoche schweifen. Da plötzlich, ich wusste gar nicht, wie mir geschah, drängte sich eine mittvierzigjährige Frau vor, stabte schnurstracks zum Glacekühlbehälter, schnappte sich ein Vanillecornet und stellte sich penetrant hinter das Groseli, was mir ja egal gewesen wäre. Was mir aber ganz und gar nicht egal war, dass sie sich vor mich stellte, der ich doch seit nunmher fünf Minuten artig gewartet hatte!

Ich regte mich auf und war gerade innerlich beim Siedepunkt angekommen, als die Grossmutter ihre Finanztransaktion endlich erfolgreich hinter sich gebracht hatte, und auch die Vordrängefrau — denn eine Vorzeigefrau war das bestimmt nicht — ihr Vanillecornet bezahlt hatte. Mir lag ein bissiger Kommentar auf der Zunge, einer derjenigen, die vor lauter säuerlicher Boshaftigkeit der Frau ihre Trommelfelle verätzt, ihr die Schamesröte ins Gesicht und den Angstschweiss aus den Poren getrieben hätte. Doch just in diesem Moment ging es mir durch den Sinn: «Du muesch dere Schnudere gar nüt säge! Das git soöppis vomne Blog-Ytrag!»

Und so konnte ich mich nun also glänzend abreagieren, ohne diesem ungehobelten Exemplar einer Frau gegenüber direkt ausfallend werden zu müssen. Auch eine Art der Stress- und Aggressionsbewältigung, nicht wahr?

Ein iPod, ein iPod!

So ein Server, der zuhause unter dem Pult munter vor sich hinsummt, hat ja nicht nur Vorteile: Er, wie gesagt, summt. Er kostet Strom. Er verursacht Wartungsaufwand.

Er hat aber eindeutig auch Vorteile: Er kann, zum Beispiel, ein Blog hosten. Zum Beispiel meines, dieses. Das alleine ist aber noch nicht Vorteil genug. Der Vorteil wird erst dann wirklich offenbar, wenn sich ein This meldet, Liip heuere Leute, ich solle darüber schreiben, vielleicht gewinne ich ja den adversierten iPod. Und wenn ich dann tatsächlich einen iPod Shuffle gewinne, so wie dies nun unglaublicherweise geschehen ist, bloss, weil ich einige wenige Zeilen geschrieben habe, dann bin ich bereit, zu glauben, dass noch Zeichen geschehen und Wunder. Anders kann ich mir das nicht erklären.

Ich zelebriere nun einen billigen Abklatsch von Oscar-Verleihungen und danke zuerst mal This dafür, dass er mich auf die ganze Aktion aufmerksam gemacht hat, dann danke ich der Glücksfee von Liip für die glückliche Ziehung meines Loses, und nicht zuletzt Tim Berners Lee für die Erfindung des WWW.

Ich bin nun vollständig von den Vorteilen eines Blogs überzeugt. Gibt’s dazu eigentlich noch keine Religion? Man sollte eine solche gründen!

Kühler Schauer zum Wochenanfang

Kleiderwahl: mangelhaft. Timing: fast perfekt.

Ich wagte mich heute Morgen kurzärmelig und -beinig aus dem Haus, schliesslich ist’s in den letzten Tagen so schön sommerlich warm gewesen, dass ich dachte, das gehe nun für immer so weiter. Nach den ersten wenigen Metern zog es mir aber ugantelig früsch um die Wadli, und die Gischt der unzähligen Wasserglunggen spritzte bis ans kurze Beinkleid hoch. Was söu’s, sagte ich mir, und fuhr unbeirrt weiter, bis ich beim Bärenplatz falsch abbog. Aus lauter Gewohnheit befand ich mich, beinahe ohne eigenes Zutun, in der Spittelgasse und radelte Richtung Bahnhofplatz. Aber nicht lange: der Bahnhofplatz, so musste ich lernen, ist hermetisch abgeriegelt. Man hätte den G8-Gipfel auch gleich dort stattfinden lassen können, denn es gibt kein Durchkommen mehr. Baumaschinen pflügen nun den gesamten Platz um, reissen Tramschienen aus dem Bett und Oberleitungen vom Himmel, stets streng bewacht von den unerbittlichen Verkehrsdienstlern im gelben Wams.
Ich machte also Kehrt, und wollte durch die Bundesgasse via Hirschengraben versuchen, zur Uni zu gelangen. Auch der Hirschengraben ist aber gesperrt, was mich dazu zwang, das Velo im Hosensack zu verstauen und mich unauffällig unter die Fussgänger zu mischen, bis ich den Schanzenstutz erreicht hatte. Dort bemerkte ich dann das fast perfekte Timing: es begann zu tröpfeln, zuerst nur leicht, aber streng monoton zunehmend. Da ich keine Lust auf Nässe habe, wenn das Wasser nicht mindestens 28.5°C warm ist — einige Leute nennen mich Gfröörli, ich sage dem vernünftig –, pedalte ich, was die Beine hergaben, und im Nu hatte ich mein Velo ans Schloss und mich an den Schärmen gebracht. Ich sagte ja: fast perfektes Timing!