Eines Wintermorgens im Tram: Pulverschnee

Lieber Leser, liebe Leserin, lasse mich Dir berichten, was ich vor wenigen Tagen erlebte, als ich mit dem Tram zum Bahnhof fuhr.

Es war schon später am Morgen, hatte ich doch ein wenig verschlafen. So bestieg ich also um ca. 8:40 Uhr beim Weissenbühl das 3-Tram, setzte mich ins Viererabteil am Ende und liess mich chauffieren. Um der Langeweile während der mir bereits wohlbekannten Tramfahrt ein wenig entgegenzuwirken, zückte ich mein Intelligenztelefon und jasste mir einen Differenzler, weil der schneller vorbei ist als ein Schieber und die Tramfahrt zum Bahnhof ja lediglich 8 Minuten dauert.

So befand ich mich denn ins Spiel vertieft (es lief so gut wie noch nie! Heimatland!), als beim Hasler eine junge Dame mit ihrem Tretroller einstieg und sich schräg vis-à-vis von mir hinsetzte. Die junge Frau war dermassen nervös und offenkundig nicht ganz wohl, dass sie sich wohl verpflichtet fühlte, sich bei mir zu entschuldigen. «Oh, scho guet, nüt passiert», erwiderte ich, gewohnt freundlich, und jasste weiter.

Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, dass die junge Dame in ihren Taschen zu kramen begann, auf Sitz und Ablagefläche eine regelrechte Auslegeordnung ihrer Habseligkeiten darlegte und dabei so gestresst und nervös wirkte, wie nur ich es vor meiner mündlichen Mathematikprüfung an der Uni gewesen sein konnte. Allenthalben nestelte sie an irgendetwas herum, begann dann aus Papier irgendetwas zu fabrizieren und veranstaltete jedenfalls eine derartige Höllenkomedi, dass ich mich zwischen Kocherpark und Hirschengraben nicht mehr beherrschen konnte und endlich einen Blick auf das warf, was die Person da eigentlich am tun war.

Mich traf der Schlag.

Beinahe jedenfalls, denn sonst könnte ich ja nicht mehr davon berichten: Das fabrizierte Ding aus Papier entpuppte sich als Röhrchen, und just als ich meinen Blick von den Jasskarten ab- und der Dame zuwandte, zog sie sich damit eine feinsäuberlich dargelegte Linie weissen Pulvers geräuschvoll in die Nase.

Um 8:46 Uhr. In Bern. Im Tram. Vor meinen Augen.

Etwas baff versuchte ich, mich wieder auf meinen Jass zu konzentrieren, der irgendwie nicht mehr so recht in Gang kommen wollte. Wie die Frau ihr Zeug zusammenpackte und am Bahnhof merklich beruhigt ausstieg, nahm ich zwar wahr, war aber in Gedanken schon einen Schritt weiter. Hatte ich richtig gehandelt? War es gut, ihr Tun zu ignorieren? Hätte ich sie darauf ansprechen sollen?

Ich kam zum Schluss, dass ich sie entweder auch um eine Line hätte bitten sollen, oder aber ganz unabsichtlich mittels Höllennieser den Stoff in alle Winde hätte verblasen sollen. Beim nächsten Mal probiere ich das mal aus. Ich freue mich schon ein wenig.

Und der Gewinner ist … !

Endlich bin ich wieder schreibfähig. Seit letztem Samstag Abend befand ich mich im Siegestaumel. Aber der Reihe nach.

Wie alle Jahre fand auch heuer der Schweizerische Brass Band Wettbewerb in Montreux statt. Am Samstag, 27. November 2011. Ein Datum, das man sich merken sollte, denn es ist in meine persönliche Geschichte eingegangen. Und zwar deshalb, weil wir mit der Regional Brass Band Bern das Unmögliche geschafft haben und in der ersten Stärkeklasse den obersten Platz auf dem Podest erklommen, den Pott nach Bern geholt, schlicht: gewonnen und uns gegen 13 Konkurrenten durchgesetzt haben! Als Beleg möge die offizielle Rangliste dienen.

An der Rangverkündigung werden jeweils die ersten 6 Bands einer Kategorie verkündet. Ich erinnere mich verschwommen, wie ich,  nachdem die RBB weder als 6.- noch 5.-klassierter Verein erwähnt worden war, bereits den Grossteil meiner Hoffnung vergraben hatte. Als klar war, dass wir auch den 4. Rang nicht geschafft hatten, wunderte ich mich, denn soo schlecht hatten wir nun auch nicht gespielt. Ich fand mich bereits damit ab, in der hinteren Hälfte des Klassements angesiedelt zu sein, denn 3. und 2. waren wir offensichtlich auch nicht. Umso grösser waren dann mein Erstaunen und die Freude, als es hiess «Und der Gewinner der ersten Stärkeklasse mit 97 Punkten, le vainqueur de la première catégorie avec nonante-sept points est [Kunstpause] Regional Brass Band Bern!» Hoppla! Und schon wurde geschrieen und gehüpft und geumarmt und getanzt und gejohlt und gefotografiert und gefreut, dass es schier kein Ende nehmen wollte.

Und nun bin ich also endlich wieder schreibfähig. Und nun weisst Du es auch. Und hast somit einen weiteren Grund, am 18. Dezember 2011 um 17 Uhr in der Johanneskirche Bern unser Adventskonzert geniessen zu kommen: Es wird schliesslich unser erstes Konzert als amtierender Schweizermeister 2011 sein. Voilà! Plädoyer abgeschlossen.

Eine klare Ansage

«Die Post ist da!» dachte ich mir gestern, als ich beim Nachhausekommen die zwei an mich adressierten Couverts auf dem Tisch gewahrte. Ich freue mich stets über Briefpost. Sie ist der Beweis dafür, dass jemand an einen gedacht hat: Sei es die Steuerbehörde, die das Schmieröl für die Volkswirtschaft einkassieren will, sei es die Lohnabteilung der Firma, die den monatlichen Lohnzettel verschickt oder sei es einfach ein Marketingfritz, der seine Reklame in den Briefkasten flattern lässt. Jedenfalls kann man bei jedem Brief den Absender ohne grosse Probleme eruieren.

… aber kann man das wirklich … ?

Der eine Brief stammte unverkennbar vom SEV, der Gewerkschaft des Verkehrspersonals. Da bin ich selbstverständlich Mitglied. Schliesslich macht man da ab und zu lustige Ausflüge, geht zum Beispiel das Bundeshaus besuchen und kann so live in der Session dabei sein und am Abend wird einem sogar noch das Znacht im alten Tramdepot bezahlt (leider nicht die Getränke, aber immerhin).

Der andere Brief war von aussen keinem Absender zuzuordnen. Lediglich meine Anschrift und eine A-Post-Marke waren zu sehen. A-Post, immerhin! Es musste sich also um etwas Wichtiges handeln. So griff ich flugs zum Brieföffner und schlitzte den Umschlag. Was darin zum Vorschein kann, will ich der grossen weiten Welt nicht vorenthalten. Siehe:

Drohend zeigt sich der Schriftzug.

Sonst nichts.

Ich schaltete sofort, war ja auch nicht weiter schwer: Da findet jemand, der regelmässig ein Stück einer meiner Züpfen verzehrt, ebendiese zu schmalzig und fordert für mein nächstes Backwerk den strikten Verzicht auf Butter.

Ich reagiere auf diese feige Forderung hinter anonymem Schutzschild, indem ich in die nächste Züpfe extra viel Schweineschmalz packe. 150 Gramm, oder sogar noch mehr. Und dann esse ich die ganz alleine. Oder aber ich führe endlich die lange versprochene Verköstigung durch … Interessierte mögen sich bitte nicht melden. Ich kenne sie bereits.

HERZLICHEN GLUCKWUNSCH, es hat keine Karte gegeben

Meine Aufforderung, alles über Postkarten zu vergessen, scheint Wirkung gezeigt zu haben: Lediglich ein Mail von Herrn RAUL GOMEZ GONZALES hat den Weg in meinen Postkartenpostkasten gefunden. Demnach habe ich in der spanischen Lotterie «NEUN HUNDERT FUENF UND DREISSIG TAUSEND, VIER HUNDERT SIEBZIG EURO. HERZLICHEN GLUCKWUNSCH!!!» gewonnen. Spannend. Ich wusste gar nicht, dass ich da überhaupt lotteriert hatte. Karte gab’s dann aber trotzdem keine für den RAUL. Er hatte ja seine Adresse nicht im Mail notiert, bloss eine Bankverbindung. Schön blöd. Jedenfalls ist das Angebot einer Postkarte aus Berlin mittlerweile definitiv hinfällig. Ab jetzt gibt’s nur noch Karten aus Bern.

Und dann noch dies! Ich sah mich gezwungen, meinem Velo einen neuen Vorderfinken zu spendieren. Normalerweise flicke ich die kaputten Schläuche ja. Nicht so aber diesmal: Ein knapp zentimeterlanger Riss im Mantel und das Pendant im Schlauch überzeugten mich von der Notwendigkeit, beides zu ersetzen. Habe ich heute getan, bin zufrieden damit und freue mich, morgen wieder zur Arbeit zu fahrradfahren.

Und damit wir alle noch etwas zu lachen haben, mache ich jetzt noch meinen Tippfehler publik, den ich aber wohlweislich noch rechtzeitig korrigiert habe: Im «flicken» nach «Normalerweise» vergass ich das «l». Haha. Wie derb. Gute Nacht.

Swing Bop!

Um meine unsägliche Aufforderung von gestern Nacht, man möge doch bitte seine Adresse als Kommentar oder E-Mail (an: postkarte@fritteli.ch!) hinterlassen, wenn man gerne mit einer Postkarte aus Berlin beglückt würde, schnellstmöglich in der Versenkung verschwinden zu lassen, damit ich nicht plötzlich noch den Kugelschreiber zücken muss, um meine krakelige Handschrift auf Reisen zu schicken, schiebe ich hurtig einen neuen Beitrag in die Öffentlichkeit.

Es handelt sich hierbei um eine rein persönliche Geschmacksbekundung in musikalischer Hinsicht: Durch pur lauteren Zufall bin ich heute auf Youtube über ein Video gestolpert, dessen bildlicher Inhalt mir gänzlich egal ist, von dessen musikalischer Untermalung hingegen ich zu meinem eigenen Erstaunen meinen Hintern in Bewegung versetzt sah, derart hat mich das rhythmische Gedudel mitgerissen. Schade, dass man in unserem Mittelraumbüro nur schlecht umhertanzen kann, ohne gleich als psychisch defekt abgestempelt zu werden.

Elektronisch-jazzig nenne ich die Stilrichtung in meiner unbeholfenen Sprache. Und hier kommt das Wunderwerk, welches Der Dritte Raum zustande gebracht haben; es nennt sich Swing Bop und groovt ganz unheimlich: http://www.youtube.com/watch?v=moy3KNJnn84

Und nun höre Dir das Lied an, tanze wild durch Deine Wohnung und vergiss alles, was ich jemals über Postkarten geschrieben habe!